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Moerderische Sehnsucht

Moerderische Sehnsucht

Titel: Moerderische Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Vorbei an dem förmlichen Esszimmer, in dem er immer speiste, an der Bibliothek, in der er häufig saß und Musik hörte oder in einem der alten Bücher las.
    An seinem Lieblingsraum, dem Wohnzimmer, in dessen Feuer im Kamin aus rosafarbenem Granit ein hübsches, kl eines Feuer flackerte und wo in einer großen Kristallvase ein eleganter Strauß asiatischer Lilien stand.
    Ein prachtvoller, alter Flügel thronte in einer Ecke, und er konnte sie auch heute noch dort sitzen und die wunderbarsten Stücke spielen sehen. Konnte sehen, wie sie sich bemühte, seine ungeschickten, knubbeligen Finger in die Kunst des Klavierspiels einzuweihen.
    Was ihr nie gelungen war, auch seine Stimme hatte ihre wunderschönen, anspruchsvollen Noten nie beherrscht, seine Liebe zur Musik jedoch war tief und rein.
    Die Flügeltür am Ende des Salons war geschlossen und bereits seit vielen Jahren abgesperrt. Das, was hinter dieser Tür geschehen war, setzte er an anderen Orten fort.
    Weil dies hier schließlich sein– und auch ihr– Zuhause war. Und zwar für alle Zeit.
    Er ging über die geschwungene Treppe in den ersten Stock hinauf. Er bewohnte immer noch das Zimmer, das ihm schon als kleinem Jungen zugewiesen worden war. Er brachte es nicht über sich, das Schlafzimmer seiner Eltern zu benutzen. Denn dort hatte sie geschlafen.
    Deshalb hatte er es so erhalten, wie es früher schon gewesen war. Hielt dort tadellose Ordnung, so wie damals sie.
    Am Kopf der Treppe blieb er stehen und studierte das Porträt, auf dem sie in der Blüte ihrer Jugend abgebildet war. Sie schien auf dem Bild von innen heraus zu glühen und trug ein weißes Kleid– wie sie es immer hätte tragen sollen. Weil es das Zeichen der Reinheit war.
    Ach, wäre sie doch rein geblieben, seufzte er.
    Das Kleid fiel weich um ihren schlanken, starken Körper und die glitzernde Kette, ihr Symbol des Lebens, schmiegte sich an ihren Hals. Ihr brünettes Haar hatte sie wie eine Krone aufgetürmt, und tatsächlich hatte er, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, gedacht, dass sie eine Prinzessin war.
    Sie sah ihn mit einem süßen, warmen, liebevollen Lächeln an.
    Der Tod war ein Geschenk für sie gewesen, dachte er. Deshalb war der Tod all der Töchter, die er ihr zu Füßen legte, seine Huldigung an sie.
    Er küsste den Silberring, den er am Finger trug und der das Gegenstück des Ringes war, den sie auf dem Gemälde trug. Symbol der ewigen Verbundenheit, die es zwischen ihnen gab.
    Er zog seinen Anzug aus, warf Jacke, Weste, Hose, Hemd in den Wäschekorb neben der Dusche und drehte das Wasser auf. Er duschte immer, denn obwohl er eine große Badewanne hatte und ein Bad bestimmt entspannend war, widerte ihn der Gedanke einfach an, sich in seinem eigenen Schmutz zu aalen.
    Er hatte verschiedene Bürsten für die Reinigung der Haut, der Nägel und des Haars. Auch diese Bürsten wurden der Hygiene wegen spätestens nach vier Wochen ersetzt.
    Zum Abtrocknen verwendete er immer heiße Luft. Denn auch Handtücher kamen ihm unhygienisch vor.
    Er putzte sich die Zähne, trug ein angenehmes Deo auf und cremte sich sorgfältig ein.
    Dann ging er im Morgenmantel in sein Schlafzimmer zurück und trat vor seinen Schrank. Ein Dutzend weiße Anzüge und Hemden waren dort ordentlich nebeneinander aufgereiht. Doch er trug niemals Arbeitskleidung, wenn er einen Gast empfing.
    Er wählte einen dunkelgrauen Anzug, ein dazu passendes hellgraues Hemd und einen grauen Schlips, zog sich sorgfältig an, kämmte sein schlohweißes Haar und klebte einen ordentlichen kleinen Schnurrbart unter seiner Nase fest.
    Dann legte er die Kette– ihre Kette–, die er vor dem Duschen ausgezogen hatte, wieder an.
    Sie stellte einen goldenen Baum mit vielen Ästen dar.
    Als er mit seinem Aussehen zufrieden war, ging er wieder hinunter in die Küche und dann weiter in seine Garage, in der eine schwarze Limousine stand.
    Die Fahrt durch die Stadt, während der er sich von leisen Verdi-Klängen unterhalten ließ, war durchaus angenehm.
    Er parkte wie verabredet auf einem kleinen, schlecht bewachten Parkplatz drei Blocks von Your Affair, der Arbeitsstätte seiner potenziellen Partnerin, entfernt. Wenn sie pünktlich wäre, wäre sie schon unterwegs und freute sich über die günstige Gelegenheit, die er ihr bot.
    Sie ginge schnellen Schrittes, und sie trüge einen dunkelblauen Mantel sowie einen bunten Schal.
    Er stieg aus und schlenderte gemächlich in die Richtung

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