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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hingezogen. Allerdings basiert bei ihm alles auf Berechnung, sprich, keine dieser Eigenschaften ist echt.
    Verheiratet: Das ist eine Mutmaßung, aber wahrscheinlicher, als dass er Single ist. Möglicherweise hat er auch Kinder.
    Angesehen: Bedingt durch etliche der oben angeführten Eigenschaften.
    Introvertiert: Ist mit sich und seinen Gedanken und Phantasien allein, was er auch sein muss, da er weiß, dass all das, was er denkt und tut, unrecht ist. Er kann sich also niemandem mitteilen, dennoch tritt er extrovertiert auf, sprich, er geht auf Menschen zu, ist loyal, charmant und so weiter.
    Spieler: Er hat seit je Menschen für seine Zwecke benutzt, ohne dass die Menschen das bemerkt haben. Er muss unglaublich manipulativ agieren, was zu seinem Spiel gehört. Dieses Spiel hat er seit seiner Kindheit perfektioniert, so dass niemand hinter seiner Fassade einen kaltblütigen und grausamen Mörder vermuten würde. Sein Spiel ist so durchdacht, dass es für ihn schon Normalität ist. Dennoch weiß er, wie bereits gesagt, dass das, was er tut, nicht rechtens ist, er kann aber nicht mehr damit aufhören, denn das Spiel hat eine Eigendynamik entwickelt, die er nicht mehr steuern oder kontrollieren kann. Er ist süchtig nach diesem Spiel und probiert dabei ständig neue Varianten aus. Es ist wie beim Pokern, es gibt nicht nur eine Pokerspielvariante, sondern unzählige Varianten. Er ist ein Suchtmensch auf dieser emotionalen Ebene. Er muss Neues ausprobieren, um zu sehen, ob es ihm die nötige Befriedigung verschafft. Hier ist der Punkt, der für uns bei den Ermittlungen am wichtigsten ist: Wir dürfen sein Spiel nicht annehmen, sondern müssen ihm unser Spiel aufzwingen. Sobald er erkennt, dass er nach unseren Regeln spielen muss, wird er unsicher werden und Fehler begehen. Das ist ein nicht aufzuhaltender Automatismus, weil wir in seine Welt eindringen, in der wir absolut unerwünscht sind. Seine Sicherheit wird schwinden, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.
    Verfügt über Geld: Diesen Schluss ziehe ich, weil er zuerst Gernot kopiert hat. Gernot hat reich geheiratet und in Saus und Braus gelebt, was er als Finanzbeamter nie hätte tun können. Und glauben Sie mir, alle Eigenschaften und Merkmale, die ich eben aufgeführt habe, trafen auf Gernot zu und treffen auf unseren noch unbekannten Täter zu. Unser Täter ist ein Spiegelbild von Gernot. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass er ebenfalls eine reiche Frau geheiratet hat, dass sie ihm ebenfalls hörig ist, dass sie auf ihn angewiesen ist oder denkt, auf ihn angewiesen zu sein. Er wird ihr das Gefühl geben – aufgrund seiner manipulativen Fähigkeiten dürfte ihm das nicht schwerfallen –, dass sie ihn zum Leben oder Überleben braucht. Gernot und unser Täter gleichen sich, mit dem Unterschied, dass Gernot recht früh gefasst werden konnte, während unser Mann immer noch auf freiem Fuß ist und die Bandbreite seiner Taten ständig erweitert, was wir nicht zuletzt an der Entführung von Frau Durant sehen können.«
    Holzer drehte sich wieder um und sah erwartungsvoll in die Runde.
    Hellmer sagte: »Wie können Sie ihm diese detaillierten Fähigkeiten zuschreiben? Was, wenn er ledig ist, der stille Einzelgänger, ausgegrenzt von der Gesellschaft …«
    Holzer hob die Hand. »Darf ich Sie unterbrechen? Diese Erkenntnisse beruhen auf Studien über Serienmörder, die ähnliche Taten begangen haben. Dieser George S. Brown, von dem ich vorhin gesprochen habe, entsprach genau diesem Bild. Und Dietmar Gernot ebenfalls. Jede dieser Eigenschaften traf auch auf Gernot zu. Und da unser Täter als Erstes Gernots Taten kopiert hat, muss er sehr intelligent sein und mit Sicherheit auch über andere Eigenschaften Gernots verfügen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Aber wir haben ja gestern schon angedeutet, dass wir als Täter einen Insider in Betracht ziehen. Ich würde gerne Ihre Meinung dazu hören.«
    »Dazu möchte ich noch nichts sagen.«
    »Und wenn es wirklich einer aus unseren Reihen ist? Was dann?«
    »Dann wird es für uns noch leichter sein, ihn zu finden. Die Schlinge beginnt sich jedenfalls schon jetzt um seinen Hals zuzuziehen, er merkt es nur noch nicht«, sagte Holzer mit der Spur eines Lächelns, das jedoch sofort wieder verschwand.
    »Ihr Optimismus in allen Ehren, aber lehnen Sie sich da nicht etwas weit aus dem Fenster? Schließlich hat dieser verdammte Schweinehund bis jetzt nicht eine einzige verwertbare Spur hinterlassen. Um ermitteln zu können, brauchen

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