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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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glich der, wie sie in den heutigen Folterstaaten, einschließlich den USA, angewandt wird. Die sogenannte Weiße Folter hat die physische Folter abgelöst, weil sie wesentlich effektiver ist und Menschen leichter und schneller bricht. Unser Mann war ehemaliger Berufssoldat, der unehrenhaft entlassen worden war. Er besaß ein großes Haus, in dem er allein mit seiner schwerkranken, bettlägerigen Mutter lebte, die er pflegte. Den Keller hatte er in relativ kurzer Zeit ausgebaut und seine Opfer stets nachts dorthin gebracht, wovon ich auch bei unserem Täter ausgehe, da sämtliche uns bis jetzt bekannten Opfer nach Einbruch der Dunkelheit verschwunden sind. Es kann aber nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass sie ihren Entführer kannten …«
    »Augenblick, Augenblick«, meldete sich wieder Hellmer zu Wort, »das ist nichts als eine Vermutung …«
    »Stimmt, es ist durch nichts belegt, es ist aber auch nicht belegt, dass sie ihren Entführer nicht kannten. Sollte er wie Gernot vorgehen, dann wirkt er auf andere freundlich und seriös, worauf ich gleich noch zu sprechen kommen werde. Aber vorher noch kurz etwas zur Isolationshaft. Es gibt mehrere Methoden: Extrem laute Musik über einen längeren Zeitraum, Töne in einem, äußerst schmerzhaften Frequenzbereich, zum Beispiel extremes Pfeifen oder Quietschen, wie wir es etwa von bremsenden Zügen kennen. Dann wieder die totale Stille, kein einziges Geräusch ist zu hören, was den oder die Inhaftierten innerhalb kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben kann. Oder Wechselfolter, das heißt abwechselnd laute Geräusche, dann wieder Stille. Oder absolute Dunkelheit und Stille oder derart grelles Licht, dass man unmöglich dabei schlafen kann, und dazu laute Musik oder Geräusche. Weitere Methoden sind Nahrungsentzug oder den Häftling mit Nahrung vollstopfen, Schlafentzug über mehrere Tage hinweg und so weiter und so fort. Wir müssen davon ausgehen, dass er mit den modernen Foltermethoden bestens vertraut ist, sie anwendet und am Ende das Tötungsritual steht. Ich vermute außerdem auch, dass er beobachtet hat, wie die Schweigert auf die Autobahn gelaufen ist.«
    »Verschafft ihm das sexuelle Befriedigung?«, fragte Kullmer.
    Holzer wiegte den Kopf hin und her und schürzte die Lippen, bevor er antwortete. »Nun, meinen ersten Eindrücken zufolge ist es nicht der sexuelle Kick, den er sucht. Ihm geht es in erster Linie um das Quälen und Töten. Er ist sadistisch veranlagt und emotional auf einem extrem niedrigen Level, das heißt, er kann nicht lieben. Die einzige Person, die er liebt, ist er selbst. Seine ersten sadistischen Handlungen dürfte er bereits als Kind an Tieren durchgeführt haben, Katzen, Hunden, Vögeln, Eichhörnchen, später mit ziemlicher Sicherheit auch an größeren Tieren, wie es auch George S. Brown zelebriert hat. Das ist der klassische Einstieg, bevor man sich an die Krönung der Schöpfung wagt, den Menschen. Das Quälen und Töten verschafft ihm Befriedigung, aber nicht zwangsläufig in Form von Erektion und Ejakulation …«
    »Woher nehmen Sie diese Erkenntnis?«, wollte Hellmer wissen. »Es kann doch genauso gut sein, dass er seine Opfer in den sechs Monaten ihrer Gefangenschaft regelmäßig vergewaltigt hat. Ich hab die Bilder noch vor Augen, wie die Peters ausgesehen hat. Wenn das nicht sexuell motiviert war …«
    »Er hat sie im Genitalbereich verstümmelt, aber weder bei der Schweigert noch bei der Peters deutete irgendetwas darauf hin, dass sie vergewaltigt wurden, ich meine im Sinne von Penetration …«
    »Bei der Peters konnte man das überhaupt nicht mehr feststellen, und bei der Schweigert hätte man das auch nicht mehr feststellen können, wenn er seit dem letzten Mal vier oder fünf Tage hätte verstreichen lassen. Mit Ihrer Theorie, die Sexualität betreffend, kann ich mich nicht so recht anfreunden.«
    »Ich verstehe Ihre Zweifel, aber glauben Sie mir, meine Erfahrung ist eine andere. Lassen Sie mich einen Vergleich mit einem Märchen ziehen – Hänsel und Gretel. Für mich eines der grausamsten Märchen überhaupt. Die Hexe hat die Kinder eingesperrt, ohne eine sexuelle Intention zu haben. Ich sehe nun das Bild unseres Täters vor mir, wie er mit seinen Gefangenen verfährt. Er sperrt sie ein, kommuniziert mit ihnen, vergeht sich aber nicht an ihnen. Und selbst wenn er das täte, wäre das für unsere Ermittlungen kaum relevant. Seine Opfer werden auf jeden Fall alles tun, um sein Wohlwollen zu gewinnen. Wenn er Sex

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