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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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aufsässig wird. Oder hast du schon vergessen, was ich dir gesagt habe? Ein Spiel, es ist nichts als ein Spiel. Spiel mit, ich liebe Gegner, die es mit mir aufnehmen wollen, darin liegt der Reiz des Ganzen. Und du wirst sehen, dann wird es einfacher für dich. Lass dich fallen und gib dich mir hin, dann wird der Schmerz nur halb so schlimm sein. Spiel, spiel, spiel!«
    »Du hast doch versprochen, mir keine Gewalt anzutun«, wimmerte sie.
    »Wenn du tust, was ich dir sage, wirst du es nicht als Gewalt empfinden«, sagte er mit unerwartet sanfter Stimme, den Mund ganz dicht an ihr Ohr gelegt, sie spürte das Kratzen des Bartes nicht, zu sehr hielt sie die Angst gefangen. »Alles ist relativ, meine Liebe. Alles. Es gibt nichts Endgültiges, nur den Tod, aber selbst da weiß keiner, ob der wirklich endgültig ist. Lassen wir uns doch überraschen.«
    Franziska Uhlig erhob sich mühsam, ihre Beine schienen sie kaum tragen zu wollen, ihre Eingeweide schmerzten, ihr war übel. Wie in Trance drehte sie sich um, die Hände an die Wand gelegt. Sie spürte seine Hände an ihren Brüsten und an ihrer Scham, sie hörte den Reißverschluss seiner Hose, danach ein anderes, undefinierbares Geräusch, sie schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander, denn sie wusste, was gleich passieren würde. Ein noch viel schlimmerer Schmerz als nach dem Schlag in den Bauch rannte wie eine Feuerwalze durch ihren Körper, als er mit einer nie erlebten Wucht und Gewalt in ihren ausgetrockneten Unterleib eindrang und sie laut aufschrie, was ihn nur noch mehr anzustacheln schien.
    Nach für Franziska endlosen Minuten sank sie erschöpft zu Boden, die Beine angezogen, die Arme um die Knie geschlungen. Ihr kam es vor, als wäre alles in ihr zerstört. Der brennende Schmerz durchflutete ihren gesamten Körper, sie hätte schreien können, doch diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben.
    »Ich habe vorhin etwas vergessen. Deine Freundin Cornelia ist eine bezaubernde Frau. Wirklich sehr bezaubernd.«
    »Was ist mit Cornelia?«, kam es kaum hörbar über ihre Lippen.
    »Nichts, noch nichts. Ich bin am Überlegen, ob ich so etwas wie eine Familienzusammenführung machen soll. Soll ich?«
    »Nein, bitte, lassen Sie sie in Ruhe. Es reicht doch schon, dass Sie mich haben«, flüsterte sie.
    »Aber Conny ist so anders. So kultiviert und, nun ja, wie soll ich es ausdrücken – irgendwie edel. Nicht ganz so edel wie du, aber sie hätte bestimmt auch eine Menge zu schreiben. Was du übrigens auch wieder tun solltest. Husch, husch, an die Arbeit. Bis später. Und zu deiner Beruhigung, ich werde Conny nicht anrühren.«
    Sie bekam noch mit, wie die Tür von außen abgeschlossen wurde, bevor sie allmählich aus ihrer von Gewalt und Angst hervorgerufenen Lethargie erwachte, allen Schmerz ignorierte, aufsprang und wieder schrie und mit den Fäusten gegen die Tür hämmerte, bis die Kräfte sie verließen.
    Er stieg nach oben und warf einen letzten Blick zurück, lächelte und ging zurück zum Haus. Er tippte ein paar Sätze in sein Notebook und nickte zufrieden. Bevor er zu Bett ging, öffnete er ein Programm und betrachtete die Frauen, wie sie in den Zellen zurechtkamen. Zwei von ihnen, darunter Karin Slomka, waren völlig apathisch, ähnlich wie es bei Jacqueline Schweigert gewesen war, nicht mehr fähig zu sprechen oder sich in irgendeiner Weise zu artikulieren. Sie hatten jeglichen Bezug zur Welt und sich selbst verloren. Ihr Gedächtnis war praktisch ausgelöscht. Zwei andere, siebzehn und neunzehn Jahre alt, die niemand vermisste, weil er sie von der Straße aufgelesen hatte, liefen unruhig in ihren hell erleuchteten Zellen auf und ab, nur Franziska Uhlig lag zusammengekrümmt wie ein Fötus auf der Pritsche. Er hörte, wie sie leise sang. Morgen würde ein besonderer Tag werden. Der Polizeiapparat würde allmählich durchdrehen. Und die Öffentlichkeit auch.
     
    Mittwoch, 8.30 Uhr
     
    Berger war an diesem Morgen bereits um halb sieben ins Büro gekommen, hatte seine obligatorischen zwei Zeitungen gelesen und sich anschließend die Akten vorgenommen. Die anderen Mitarbeiter trudelten nach und nach ein, als Letzter erschien Hellmer, der seine Kollegen mit einem dahingemurmelten »Morgen« begrüßte. Er wirkte unausgeschlafen und hatte sich seit mindestens zwei Tagen nicht rasiert.
    »Wer beginnt?«, sagte Berger und sah in die Runde, ohne Hellmer besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Ich«, sagte Durant und berichtete zusammen mit Hellmer von den

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