Mörderische Tage
Gesprächen, die sie gestern mit Cornelia Schubert, dem Verleger und der engsten Mitarbeiterin von Franziska Uhlig geführt hatten. Schließlich erzählte Durant noch von dem Anruf, den sie von Martina Neumann am späten Abend erhalten und in dem diese von dem guten Verhältnis zwischen Uhlig und Jung berichtet hatte. Sie würde mit Hellmer am Nachmittag zu Jungs Wohnung fahren.
Danach lieferten Kullmer und Seidel ihren Bericht ab. Der Besuch bei den Eltern von Franziska Uhlig hatte sie zutiefst mitgenommen. Zwei Stunden hatten sie sich bei ihnen aufgehalten, die Mutter und auch der Vater hatten minutenlang geweint und kein Wort herausgebracht, als sie erfuhren, dass ihre Tochter vermutlich entführt worden war. Dabei hatten sie sich verzweifelt in den Armen gelegen und immer nur nach dem Warum gefragt. Kullmer und Seidel hatten Fotos mit ins Präsidium gebracht, darunter ein sehr aktuelles, das erst am Sonntag vor einer Woche im Garten aufgenommen worden war.
Schließlich wurde der Tagesplan durchgesprochen, und Berger wollte die Runde bereits auflösen, als Durant sagte: »Warten Sie. Können wir ins Besprechungszimmer gehen? Ich möchte ein paar Dinge an die Tafel schreiben, um einiges zu verdeutlichen.«
»Um was geht's?«, fragte Berger mit hochgezogenen Brauen.
»Das erklär ich drüben.«
»Klingt spannend«, bemerkte Kullmer. »Hast du wieder die Nacht durchgearbeitet?«
»Wenn du's genau wissen willst, ja. Ich überlege schon die ganze Zeit, was wir übersehen haben könnten. Und da sind mir ein paar Details aufgefallen, die wir noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten sollten. Aber ich muss es aufschreiben und will dann eure Kommentare dazu hören.«
»Haben wir das nicht schon alles durchgekaut?«, sagte Hellmer erkennbar genervt.
»Geht schon mal vor, Frank und ich kommen gleich nach.«
Als sie allein waren, sagte sie leise, doch mit scharfer Stimme: »Haben wir das? Wenn du nicht dabei sein willst, bitte, keiner zwingt dich. Die Akten warten nur darauf, erledigt zu werden.« Dabei zeigte sie auf das Büro nebenan.
»Krieg dich wieder ein, war nicht so gemeint, okay? Ich hab nur eine absolut beschissene Nacht hinter mir. Tut mir leid wegen eben.«
Julia Durant trat dicht an ihn heran, bis er ihren Atem in seinem Gesicht spürte. »Was glaubst du, was ich für eine Nacht hinter mir habe? Darum geht es hier aber nicht. Du stellst in letzter Zeit permanent alles in Frage, was ich sage oder mache. Ich weiß nicht, was ich dir getan habe, aber so kann es jedenfalls nicht weitergehen. Du weißt, ich habe immer zu dir gehalten, aber irgendwann reicht's. Nimm von mir aus deinen Porsche und genieß das Leben …«
Hellmer lachte ironisch auf. »Darum geht's also. Julia, das steht dir nicht, wirklich. Du …«
»Wenn du glaubst, dass ich neidisch bin, hast du dich gewaltig geschnitten. Lass uns doch mal in aller Ruhe ein paar Dinge besprechen – so wie früher. Aber nur, wenn du es auch willst.«
Hellmer kniff die Augen zusammen. »Was soll das bringen?«
»Frank, bitte, irgendwas stimmt doch nicht. Ich betrachte mich nicht nur als deine Kollegin, sondern auch als deine Freundin. Nur mal wieder reden, wie in alten Zeiten.«
»Von mir aus. Wann?«
»Ich würde es gerne aus der Welt haben, bevor ich in Urlaub fahre. Und jetzt komm oder bleib hier und hock dich hinter deinen Schreibtisch.«
»Du hast dich verändert«, bemerkte er.
»Nicht nur ich. Los jetzt, wir haben mehr als genug zu tun.«
Er zuckte die Schultern und folgte Durant ins Besprechungszimmer.
»Also, welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen?«, fragte Berger.
»Lassen Sie mich mit Franziska Uhlig beginnen. Sie war verheiratet, ist aber schon seit vierzehn Jahren geschieden. Seitdem angeblich keine Beziehung mehr. Im Verlag hat sie eine enge Mitarbeiterin, die uns aber nichts über das Privatleben von Frau Uhlig sagen konnte. Sie wird allgemein als strebsam, loyal, freundlich, aber auch sehr introvertiert beschrieben. Sie hat außer mit ihrer Freundin mit niemandem über ihr Privatleben gesprochen. Laut Aussage von Frau Schubert ist der Beruf ihr Leben. Und in diesem Beruf als Lektorin ist sie ein Ass, wie uns sowohl vom Verleger als auch von Frau Schubert und Frau Neumann bestätigt wurde. Von ihren Nachbarn wird sie ebenfalls als freundlich und introvertiert beschrieben. Sie hat keinen oder kaum Kontakt zu den anderen Hausbewohnern. Fragen?«
»Fahren Sie fort«, sagte Berger und lehnte sich gespannt
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