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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zugemacht hatte. Nach einer Weile ging er nach oben und vergewisserte sich, dass sie auch schlief.
    Er verließ das Haus, stieg in seinen Range Rover und fuhr zu dem gut zwei Kilometer entfernten Hof, einem ausgedehnten Gelände mit einem langgestreckten Gebäude, in dem sich vierzig Pferdeboxen befanden, die jedoch bereits seit einer halben Ewigkeit leerstanden. Etwas abseits davon war das Haus, in dem bis vor zehn Jahren der Pferdepfleger gewohnt hatte. Dort, wo früher Reitstunden gegeben worden waren, wucherte jetzt Unkraut. Gut hundert Meter hinter dem Stall wartete, versteckt hinter dichten Büschen und Bäumen, zwischen hochgewachsenen Brennnesseln und Efeu, der sich um die Büsche und Bäume geschlungen hatte, eine schwere, rostige Eisentür. Niemand außer ihm wusste von dieser Tür und dem, was sich dahinter verbarg.
    Der letzte Pferdepfleger, ein junger Lette, hatte ihn einmal in gebrochenem Deutsch gefragt, wohin diese Tür führe, worauf er geantwortet hatte, dahinter sei früher eine Lagerstätte für Waffen gewesen. Nur wenige Tage später war der Pferdepfleger spurlos verschwunden – niemand hatte ihn vermisst. Ohne Familie und Freunde hatte die ganze Liebe des verschlossenen jungen Mannes den Pferden gegolten. Sein Schicksal war, eine Frage zu viel gestellt zu haben. Er hätte schweigen sollen, wie es sich für einen einfachen Pferdepfleger gehört.
    Seit einiger Zeit jedoch gaben sich Interessenten für das Grundstück die Klinke in die Hand, Banken, Versicherungen, japanische Elektronikunternehmen und Autohersteller, aber auch deutsche und amerikanische Großunternehmen kamen und boten ihm zweistellige Millionensummen, um hier ihre Firmengebäude errichten zu können. Bisher hatte er jedes Mal höflich, aber bestimmt abgelehnt, in ein, zwei Jahren könne man vielleicht in Verhandlungen treten, noch stünde das Grundstück nicht zum Verkauf. Das bislang höchste Gebot lag bei neunzig Millionen, geboten von einem der größten japanischen Unternehmen, das vom Computer bis zu Hightech-Militärwaffen alles herstellte. Der Unterhändler hatte ihm einen Scheck ausgestellt und über den Tisch geschoben, doch er hatte nur den Kopf geschüttelt, den Scheck zurückgereicht und gesagt, man müsse sich noch gedulden. Er zog den Schlüssel aus seiner Hose, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn um. Die Eisentür ließ sich leicht öffnen. Nach zehn Schritten gelangte er an eine weitere Tür, die beinahe unsichtbar in die Wand eingelassen war und aus zehn Zentimeter dickem Stahl bestand. Sie ließ sich nur mit Hilfe der Tastenkombination einer Fernbedienung öffnen. Er tippte die sechsstellige Kombination aus Ziffern und Buchstaben ein, die Tür ging automatisch auf und hinter ihm wieder zu. Wenn er hier oben stand, genoss er den Blick nach unten, den Blick in dieses alte Gemäuer, den Blick die dreiundvierzig Stufen hinunter. Dreiundvierzig alte, ausgetretene Stufen, über die schon unzählige Schuhe, Stiefel und nackte Füße gegangen waren, viele davon in Ketten, deren Rasseln er hin und wieder zu hören glaubte, wenn er dieses Gewölbe betrat. Dreiundvierzig in einem Halbrund nach unten führende Stufen in ein Gewölbe, das seit Generationen in Vergessenheit geraten war, weil jene, die es noch gekannt hatten, längst tot waren und die alten Urkunden, die die Existenz dieses in den Stein und den Boden geschlagenen Gefängnisses belegten, sich längst in seinem Besitz befanden.
    Es war kühl und wurde mit jedem Schritt, den er weiter nach unten ging, kühler, die Luft roch modrig, doch er liebte diesen Geruch der Vergangenheit, sog ihn ein, als wäre es ein besonderes, nur für ihn kreiertes Parfüm. Jedes Stück Stein, jedes Stück Eisen, jeder Rost und jede alte Spinnwebe, alles war Geschichte, die nie niedergeschrieben worden war.
    Unten angekommen, schloss er eine Tür auf und sah die Frau gekrümmt wie ein Fötus auf dem Boden liegen. »Hallo, Karin. Na, wie geht es dir heute?«, flüsterte er, um sie nicht zu erschrecken.
    Keine Antwort, kein Blick, nicht einmal eine Bewegung. Sie lag auf der Pritsche wie tot, die Augen offen, der Brustkorb hob und senkte sich kaum merklich. Er lächelte, als er seine Hände wie ein Masseur am Anfang einer Behandlung über ihren nackten Körper streichen ließ. Karin Slomka sah ihn an und durch ihn hindurch, als nehme sie ihn gar nicht wahr.
    »Du warst aber nicht brav, du hast ja kaum etwas gegessen«, sagte er gespielt vorwurfsvoll mit gedämpfter Stimme, so leise,

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