Mörderische Tage
Arbeitszimmer und habe an meinem neuen Roman geschrieben. Ich bin etwas unter Druck, der Abgabetermin ist Mitte Juli.«
»Wieso haben Sie Frau Uhlig belästigt?«, fragte Seidel weiter.
»Mein Gott, ich steh auf sie, das ist alles. Sie ist nun mal eine attraktive Frau. Aber sie hat mich abblitzen lassen, und dann hat sie mir gedroht und …«
»Wie hat sie Ihnen gedroht?«
»Mit meinem Verleger Dr. Hofstetter und der Polizei. Da wusste ich, dass ich keine Chance habe. Das war's auch schon.«
»Sie hat Ihnen wirklich mit Dr. Hofstetter gedroht?«, fragte Kullmer zweifelnd.
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Schwarz, der zunehmend nervöser wurde, es schien, als wollte er gleich aufspringen und davonrennen.
»Zum Beispiel darauf, dass Sie ein äußerst gutes Verhältnis zu Ihrem Verleger haben und er Sie protegiert, wo er nur kann.«
»Na und? Ist das vielleicht ein Verbrechen? Warum sind Sie wirklich hier?«
»Noch mal – wo waren Sie in der Nacht von Montag auf Dienstag zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens?«
»Hier, verdammt noch mal! Wollen Sie's schriftlich? Bitte, ich kann es Ihnen auch aufschreiben. Und nein, ich habe keine Zeugen, weil ich allein lebe und …«
»Sie haben also noch nicht davon gehört, dass Frau Uhlig seit jener Nacht wie vom Erdboden verschluckt ist? Nein?«, fragte Kullmer scharf, dem Schwarz von Minute zu Minute unsympathischer wurde.
»Was? Franziska, äh, ich meine Frau Uhlig ist verschwunden?«
»Tja, und Sie hatten natürlich bis eben keine Ahnung davon. Dürfen meine Kollegin und ich uns mal ein bisschen umschauen?«
»Warum? Was versprechen Sie sich davon? Glauben Sie vielleicht, ich hab sie hier versteckt?«
»Wir können natürlich auch gerne mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen, was allerdings mit einigen Unannehmlichkeiten für Sie verbunden wäre. Zum Beispiel mit der Beschlagnahme Ihres PCs, was wiederum hieße, dass Sie den Abgabetermin Ihres Romans mit Sicherheit nicht einhalten könnten, Sie wissen ja, manchmal wird die falsche Taste gedrückt, und mit einem Mal ist alles gelöscht«, sagte Kullmer mit gespieltem Bedauern.
»Ich habe noch ein Notebook.«
»Wir würden alles mitnehmen, was auch nur annähernd mit Computern zu tun hat, verlassen Sie sich drauf. Also, wie sieht's aus? Entweder jetzt, oder ich lasse eine ganze Mannschaft antanzen, was natürlich für die Nachbarn ein gefundenes Fressen wäre, als Schriftsteller sollten Ihnen ja die menschlichen Eigenarten bekannt sein. Erst werden sie hinter den Fenstern stehen, und dann werden sie sich die Mäuler zerreißen. Glauben Sie mir, uns ist nichts fremd.«
»Hören Sie, ich habe mit dem Verschwinden von Frau Uhlig nichts, aber auch rein gar nichts zu tun, das müssen Sie mir glauben«, sagte Schwarz mit Schweißperlen auf der Stirn.
»Ich muss überhaupt nichts, für mich zählen einzig und allein Fakten. Ich gebe Ihnen noch genau eine Minute.«
Schwarz atmete schnell, bis er schließlich nachgab: »Also gut, tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
»Wo ist Ihr Arbeitszimmer?«, fragte Kullmer.
»Was wollen Sie in meinem Arbeitszimmer? Ich denke, Sie suchen nach Frau Uhlig?«
»Als Erstes würden wir gerne einen Blick in Ihren Computer werfen.«
»Kommen Sie mit«, stieß Schwarz hervor und führte die Beamten zu einem großen Zimmer. »Hier, bitte, mein PC, er ist an, ich war gerade am Schreiben, als Sie geklingelt haben.«
»Danke. Wenn Sie bitte hierbleiben würden«, sagte Kullmer, setzte sich vor den Monitor und las ein paar Zeilen des Romanmanuskripts, während Seidel sich im Zimmer umsah und Schwarz sich an die Tür lehnte und mit der rechten Fußspitze nervös auf den Boden trommelte.
»Was ist das für ein Roman?«, fragte er.
»Ein ganz normaler Kriminalroman. Nichts Weltbewegendes.«
»Woher nehmen Sie die Ideen?«
»Entweder man hat Phantasie oder nicht.«
»Da haben Sie auch wieder recht. Der Knoten, Arbeitstitel. Was ist mit dem Knoten gemeint?«
»Hat was mit der Handlung zu tun. Ich musste mir einen Arbeitstitel ausdenken und …«
Kullmer drehte sich mit dem Stuhl um neunzig Grad und warf einen Blick auf die Notizen. Er runzelte die Stirn und sagte: »Was hat Sie auf die Idee zu dem Roman gebracht?«
»Ähm«, Schwarz kratzte sich am Kopf, »ich sagte doch schon, dass es mit Phantasie zu tun hat und …«
»Aha.« Kullmer sprang auf, packte Schwarz am Hemdkragen und zog ihn dicht zu sich heran, bis Schwarz seinen Atem im Gesicht spürte. »Das kleine
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