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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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bisschen, das ich eben gelesen habe, hat für mich recht wenig mit Phantasie zu tun. Wo sind die Vorlagen zu dem Roman?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, stammelte Schwarz.
    »Oh, ich denke, das wissen Sie sehr genau. Also?«
    »Lassen Sie mich los, oder ich rufe meinen Anwalt an!«, zischte Schwarz mit einem Mal kalt, während in seinen Augen ein gefährliches Feuer loderte.
    »Autsch, da wird uns doch tatsächlich gleich mit einem Anwalt gedroht …«
    »Sie dürfen mich nicht anrühren, das ist in Deutschland verboten«, sagte er mit einer Ruhe, die in drastischem Gegensatz zu seiner eben noch gezeigten Nervosität stand. »Ich erinnere nur an Gäfgen und Daschner.«
    »Oh, oh, oh, da werden ja gleich die ganz schweren Geschütze aufgefahren. Wollen Sie uns ernsthaft drohen? Doris, siehst du hier irgendwelche Zeugen? Ich nicht. Sie, Herr Schwarz?«
    »Sie können mich mal.«
    »Ganz sicher nicht. Ihnen ist doch wohl klar, dass wir Sie jederzeit mit aufs Präsidium nehmen und Ihnen einige sehr unangenehme Fragen stellen können. Capito?«, erwiderte Kullmer und stieß Schwarz mit einem leichten Schubs von sich.
    Seidel blätterte in den Unterlagen auf dem Tisch und meinte, ohne Schwarz anzusehen: »Mein Kollege hat Sie was gefragt.«
    »Was denn?«
    »Ob Sie das verstanden haben.«
    »Ja, ja, ja!«
    »Dann ist ja gut«, sagte Seidel gelassen. »War nur 'n kleiner Scherz. Wir sind gleich weg, und Sie können weiter an Ihrem Roman schreiben. Wir wollen doch alle keinen Ärger haben, oder?«
    »Den werden Sie aber kriegen, weil …«
    »Weil was?«, fragte Seidel und setzte sich auf die Tischkante. »Haben Sie vielleicht doch Zeugen? Etwa die gleichen wie für die Nacht von Montag auf Dienstag?«
    »Hauen Sie ab und lassen Sie sich nie wieder hier blicken.«
    »Wir sind schon weg«, entgegnete sie. »Wenn Sie uns bitte zur Tür begleiten würden.«
    »Wieso das denn? Es ist ja wohl nicht so schwer, den Weg alleine raus zu finden.«
    »Nein, aber wir werden Ihr Büro versiegeln und mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen«, sagte Seidel mit einem süffisanten Lächeln.
    »He, halt mal, was soll das? Erst erlaube ich Ihnen, bei mir rumzuschnüffeln, weil ich keine Horde von Bullen im Haus haben will, und dann wollen Sie mir auf einmal doch die Meute auf den Hals hetzen. Was soll der Scheiß?«
    Seidel sah kurz zu Kullmer, der ihr ein Zeichen gab, das nur sie verstand. »Alles klar. Woher stammt die Idee zu Ihrem Buch? Und keine Ausflüchte mehr, sonst steht die Meute in spätestens zwei Stunden auf der Matte, und ich schwöre Ihnen, es wird Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis Sie Ihren ganzen Kram wiederhaben, es kann natürlich auch sein, dass wir einiges einbehalten. Dann werden Sie Ihr leergeräumtes Büro nicht mehr wiedererkennen. Und der Rest des Hauses wird aussehen, als wäre im wahrsten Sinn des Wortes eine Horde wild gewordener Bullen durchgetrampelt Haben wir uns verstanden?«
    Schwarz schluckte und strich sich fahrig mit einer Hand über den Dreitagebart.
    »Also gut. Der Roman basiert auf einer Mordserie, die sich in Frankfurt in den Siebzigerjahren zugetragen hat. Eines schönen Tages steckte der Umschlag in meinem Briefkasten. Ich weiß nicht, wer mir das geschickt hat, ich weiß nicht, warum, ich weiß nur, dass das ein ganz heißer Stoff ist, mit dem ich endlich in die Bestsellerlisten kommen kann.«
    »Wo haben Sie das Material?«
    »Im Schreibtisch im linken Fach.«
    Kullmer zog eine gut zwanzig Zentimeter dicke schwere Aktenmappe aus dem Fach, legte sie auf den Tisch, schlug sie auf und nickte ein paarmal, während er ein paar Zeilen überflog, die er bereits am Vormittag gelesen hatte. Schließlich winkte er Seidel zu sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Das ist mindestens das Fünfzigfache von dem, was wir vom Archiv bekommen haben. Schlag mich tot, aber meiner Ansicht nach ist das der komplette Vorgang von A bis Z. Oder was meinst du?«
    »Schon möglich.« Seidel wandte sich um und sagte mit einem charmanten Lächeln: »Herr Schwarz, wie groß ist Ihr Briefkastenschlitz?«
    Schwarz schwitzte nach der Frage noch mehr, Perlen liefen über sein Gesicht und tropften auf das weiße Hemd, unter den Achseln hatten sich großflächige Schweißflecken gebildet. Er zuckte nur die Schultern.
    »Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich habe noch nie einen Briefkastenschlitz gesehen, durch den ein so fetter Ordner passt. Warum lügen Sie in einer Tour? Also, woher haben Sie das Material?«,

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