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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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fragte Seidel mit sanfter Stimme, deren gefährlicher Unterton jedoch nicht mehr zu überhören war.
    »Mein Gott, Sie machen mich ganz nervös. Also gut, wenn Sie's unbedingt wissen wollen: Eines Tages kam ein Kurier und hat es mir gebracht. Zufrieden?«
    »Soso, jetzt war's also auf einmal ein Kurier. Was für ein Kurier?«
    »Keine Ahnung, ich hab nicht auf seine Uniform geachtet. Das ist die Wahrheit, ich schwöre es!«
    »Und wann kam dieser ominöse Kurier?«
    »Ende November, Anfang Dezember, genau hab ich's nicht mehr im Kopf.«
    »Können Sie sich wenigstens noch erinnern, wie der Kurier aussah?«
    »Nein, es war Abend und dunkel und … Ich weiß es nicht, verdammt noch mal! Es war schließlich Winter!«
    »Können Sie sich sonst an irgendwas an jenem ominösen Abend erinnern, zum Beispiel die Stimme des Kuriers? Kam sie Ihnen bekannt vor?«
    Schwarz überlegte und meinte nach einer Weile: »Kann schon sein, jetzt, wo Sie's sagen. Die Stimme kannte ich von irgendwoher, aber …«
    »Hören Sie auf, einen solchen Schmarrn zu erzählen, gar nichts wissen Sie mehr, Sie wollen uns nur ein Märchen auftischen, damit wir Ruhe geben. Wo waren Sie in der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag, von Mitternacht bis zwei Uhr?«
    »Mein Gott, woher soll ich das wissen? Wissen Sie vielleicht noch, wo Sie vergangenen Donnerstag oder Freitag waren?«
    »Sehr genau sogar, ist ja erst ein paar Tage her. Also, wo waren Sie?«, fragte Seidel kalt. »Und überlegen Sie gut, ich erwarte eine lückenlose Aufstellung.«
    »Geben Sie mir einen Moment Zeit. Am Donnerstagvormittag war ich im Verlag und anschließend mit Hofstetter essen, am Nachmittag war ich im Nordwestzentrum und am Abend … Oh, natürlich, ich war hier, denn ich hatte erbärmliche Kopfschmerzen und bin früh zu Bett gegangen, ich hab's schon seit dem Nachmittag kaum noch ausgehalten, diese unerträglichen Stiche in der linken Schläfe, ich hatte wieder mal einen meiner Migräneanfälle. Ich war so gegen fünf wieder hier, fünf, vielleicht auch halb sechs, so um den Dreh. Ich hab mich jedenfalls unverzüglich ins Bett gelegt, obwohl ich kaum ein Auge zumachen konnte, weil diese Migräne mich fast wahnsinnig machte.«
    »Also kein Alibi. Herr Schwarz«, sagte Seidel mit gespielt bedauerndem Blick, »wir müssen Sie leider bitten, uns aufs Präsidium zu begleiten, es gibt einige Fragen, die wir gerne von Ihnen beantwortet hätten.«
    »Heißt das, ich bin verhaftet? Ich sagte Ihnen doch, ich hatte Migräne!«
    »Kann aber keiner bezeugen, oder? Und machen Sie sich keine Sorgen, so schnell schießen wir nun auch wieder nicht, vorläufig geht es nur um eine Befragung. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«
    «Ohne meinen Anwalt sag ich nichts.«
    »Schon recht, ich kenne die Werbung auch. Also?«
    »Sind Sie immer so witzig? Nur mit meinem Anwalt.«
    »Nein, erst mal nur mit uns, Sie sind ja nicht verhaftet. Sie können Ihren Anwalt vom Präsidium aus anrufen, falls Ihnen unsere Fragen zu unangenehm werden. Kleine Frage am Rande: Wie können Sie sich als kleiner, unbekannter Autor bloß so ein Luxusdomizil leisten? Haben Sie geerbt?«
    »Das geht Sie einen feuchten Dreck an!«
    »Weiß der Fiskus von Ihren Einnahmen?«
    »Ja!«
    »Sie brauchen nicht gleich so zu schreien. Gehen wir. Wir verzichten auf die Handschellen, damit die Nachbarn noch nichts zu reden haben. Wenn Sie mit uns kooperieren, sind Sie vielleicht schon in ein paar Stunden wieder zu Hause. Sie wollen ja sicher so schnell wie möglich an Ihrem Tatsachenroman weiterschreiben.«
    »Das ist Polizeiwillkür, ich wusste doch immer, dass wir in einem Polizeistaat leben«, giftete er die Beamten an.
    »Schon recht. Und wenn Sie sich weiter so aufführen, machen wir's doch mit den Handschellen«, sagte Kullmer grinsend.
    »Sie wollen mir ein Verbrechen unterstellen, aber ich versichere Ihnen, ich habe keins begangen. Ich geb ja zu, das mit Frau Uhlig war dumm von mir, aber …«
    »In der Tat, aber es geht um die Klärung einiger anderer Fragen. Haben Sie Ihren Schlüssel?«
    »Ja.«
    »Dann lassen Sie uns gehen, denn Frau Seidel und ich hatten einen langen Tag, und da werde vor allem ich immer sehr schnell sehr gereizt.«
     
    Mittwoch, 21.45 Uhr
     
    Die Vernehmung von Günter Schwarz erwies sich als unkomplizierter als angenommen. Für den Zeitpunkt des Verschwindens von Jacqueline Schweigert und Karin Slomka konnte er ein nachprüfbares Alibi vorweisen – in dem Zeitraum war er in Irland gewesen,

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