Mörderische Verstrickungen
sicher, dass Sie nichts davon wollen?«
»Vielen Dank, Ma’am. Ich denke, ich gehe lieber in die Kirche und bete ein wenig.« Sie öffnete die Tür, zögerte dann jedoch einen Moment lang. »Dort ist nichts mehr, stimmt’s?«
»In der Kirche?«, fragte ich. »Sie meinen Schlangen? Ich denke nicht.«
»Oder Blut?«
»Falls doch, stammt es von unserem Cousin.«
»Oh, okay.«
Betsy bewegte sich in Richtung Kirche, drehte dann aber noch einmal um und kam zum Auto. Ich ließ ein weiteres Mal die Scheibe hinunter.
»Ich wünschte, Sie hätten sehen können, wie wunderschön Susan war«, sagte sie.
|108| »Das haben wir.«
Sie nickte, drehte sich um und ging ihrem Mann entgegen, der gerade aus der Kirche gekommen war.
»Das ist einfach herzzerreißend«, sagte Schwesterherz. »Das arme Mädchen.«
Ich nickte.
»Willst du immer noch einen Blick über den Abgrund werfen und schauen, ob Virginia nicht in einem Baum hängt?«
Ich wollte nicht.
|109| 8
E-Mail
Von: Haley
An: Mama und Papa
Betreff: Polnische Küche
Mama, du wirst es nicht glauben. Ich habe mich in einem Kochkurs eingeschrieben. Ich dachte, ich käme mit ein paar ausgefallenen polnischen Gerichten nach Hause, die sogar Henry beeindrucken würden. Ich tauchte dort auf, natürlich mit meinem Englisch-Polnisch-Lexikon, damit ich die exotischen Zutaten nachschlagen konnte.
Nun, es waren zwölf Leute in dem Kurs, zehn Frauen und zwei Männer, und ein paar von ihnen sprachen genügend Englisch, sodass ich mir nicht völlig verloren vorkam.
Jedenfalls kam der Küchenchef herein, ein sehr wohlgenährter Mann mit einer riesigen Kochmütze. Ich war beeindruckt. Er kündigte an, was wir kochen würden, und eine der Damen, die Deutsch sprach, sagte mir »chicken«. Alle schienen schrecklich aufgeregt zu sein. Ich war es ebenso, bevor er eine große Bratpfanne hervorzog, in die er nahezu einen |110| ganzen Kanister Öl goss, die Hühnerstücke in Ei und dann Mehl tauchte und sie dann briet. Brathuhn nach Südstaaten-Art, Mama! Polnische Seelennahrung. Ich muss allerdings zugeben, dass es wundervoll schmeckte.
Seid fest umarmt und geküsst,
Haley
Das Telefon klingelte, kaum hatte ich den Computer ausgeschaltet.
DEBBIE: »Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus, Tante Pat. Ihr sollt alle mit runterkommen. Henry will, dass ihr seht, wie er David Anthony zum Wiegen rausbringt und ihm seine kleine Mütze und die Windeln anlegt.«
ICH: »Wach auf, Fred. Debbie und Henry sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Wir müssen uns David Anthony anschauen, sobald er geboren ist.«
FRED: »Wie spät ist es?«
ICH: »Acht Uhr.«
FRED: »Abends?«
Vielleicht hatten wir den Jetlag doch noch nicht so überwunden, wie ich gedacht hatte.
Henry Lamont ist einer der besonderen Menschen in meinem Leben. Wenn ich bei einem meiner Schüler darauf gewettet hätte, dass er einmal ein berühmter Schriftsteller wird, dann wäre es Henry Lamont gewesen. Vielleicht wird er es ja über Umwege eines Tages noch. Oder auch nicht, was auch okay ist. Er ist ein wunderbarer, kreativer Chefkoch, der seinen Job liebt, und dies zu unser aller |111| Freude. Ich war im höchsten Maße erfreut gewesen, als er Teil unserer Familie wurde.
Mrs Lamont, so informierte man uns, als wir im Krankenhaus ankamen, war in einem der Geburtsräume im vierten Stock. Wir sollten einfach an der Rezeption oben fragen.
»Geburtsraum?«, fragte Fred, als wir zum Aufzug gingen. »Ist das dasselbe wie ein Kreißsaal?«
»Nicht ganz«, erklärte ich. »Es ist ein sehr hübsches Schlafzimmer, und die ganze Familie kann dort bei der Mutter sein, während sie in den Wehen liegt und das Baby geboren wird.«
»Was?« Die Aufzugtür schloss sich, aber Fred legte seinen Finger nicht auf den Knopf.
Ich drückte über ihn hinweg die Vier. »Na klar! Wir sind die Cheerleader«. Ich wedelte mit einem imaginären Puschel. »Press, Debbie, press!«
»Nicht witzig, Patricia Anne.«
»Ich weiß, Liebling.« Ich schlang beide Arme um seine Mitte. »Aber wärst du nicht gern bei mir gewesen, als unsere Kinder geboren wurden? Wärst du nicht gern derjenige gewesen, der sie mir zugereicht hat, während sie noch an der Nabelschnur hingen?«
»Um Gottes willen, nein. Muss Henry das tun?«
»Henry möchte das tun. Er möchte vom ersten Moment an eine Bindung zu David Anthony haben.«
»Nun, schön. Aber er sollte Debbie besser ein paar Blumen schicken.«
Die Tür ging auf, und wir traten hinaus.
»Ich habe dir
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