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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Kopfwunde durch ein Unglück bekam, und er bekam sie, bevor er ins Wasser fiel.
    Eine fremde Hand, ein anderer Mensch, war bei ihm und gab ihm den Tod.«
    »Gibt es Splitter oder sonst einen Hinweis, mit welcher Waffe diese Wunde geschlagen wurde?« fragte Bruder Edmund, der mit Bruder Cadfael schon des öfteren bei derartigen Dingen zusammengearbeitet und deshalb allen Grund hatte, dessen Urteil auch bei den kleinsten Kleinigkeiten zu verlangen. Aber es klang nicht hoffnungsvoll.
    »Wie sollte es die geben?« erwiderte Cadfael einfach. »Er hat die ganze Nacht im Wasser gelegen, alles an ihm ist gebleicht und naß. Wenn Erde oder Gras in den Kratzern war, dann wurde es weggewaschen. Aber ich glaube es ohnehin nicht. Nach diesem Schlag kann er allein nicht mehr weit getaumelt sein, und er war gerade erst hinter dem Mühlgraben, denn sonst hätte ihn die Strömung in die entgegengesetzte Richtung getragen. Und wenn er betäubt war, dann wurde er sicher nicht weit geschleppt, denn er war ein großer, schwerer Mann, und der Schlag hat ihn nur kurze Zeit außer Gefecht gesetzt, aber nicht getötet. Ich würde meinen, daß er keine zehn Schritte von der Stelle entfernt, an der wir ihn fanden, in den Teich geworfen wurde. Und ganz in der Nähe bekam er den Schlag. Übrigens befand er sich dort auf weichem Gras, in dem lange kein Wagen mehr Spuren hinterlassen hat, denn er war ja jenseits der Mühle - nur rauhes, weiches Gras, wie Grasbüschel im Winter eben sind. Wäre er dort ausgeglitten und gestürzt, dann hätte ihn der Fall vielleicht betäubt, aber er hätte sich auf keinen Fall den Kopf blutig geschlagen. Ich habe Euch nun alles gesagt, was mir dieser arme Leichnam erzählt«, erklärte er müde. »Macht daraus, was Ihr wollt.«
    »Mord!« sagte Prior Robert, starr vor Empörung und Schreck.
    »Ich mache einen Mord daraus. Vater Abt, was soll nun geschehen?«
    Radulfus brütete eine Weile über der reglosen Leiche, die einst Vater Ailnoth gewesen war, der sich in Gegenwart anderer noch nie so still und ruhig und so tolerant gebärdet hatte. Dann sagte er mit einigem Bedauern: »Ich fürchte, Robert, wir müssen den Vertreter des Herrn Sheriff unterrichten, da Hugh Beringar selbst anderswo seinen Pflichten nachkommt.« Die Augen immer noch auf das bleierne Ge-. sieht auf der Steinplatte gerichtet, fuhr er kalt und verwundert fort: »Ich wußte, daß er sich unbeliebt gemacht hat. Aber mir war nicht klar, daß er sich in so kurzer Zeit so verhaßt machte.«
     
    6
     
    Der junge Alan Herbard, der in Hughs Abwesenheit als dessen Stellvertreter fungierte, kam mit William Warden, dem erfahrensten seiner Unteroffiziere, und zwei weiteren Soldaten eilig von der Burg herunter. Auch wenn Herbard mit der Vorstadt und ihren Menschen nicht sehr vertraut war, Will Warden kannte sich aus und wußte um die mangelnde Liebe zwischen der Gemeinde vom Heiligen Kreuz und ihrem neuen Priester.
    »Man wird hier kaum um ihn trauern«, erklärte er unverblümt, während er den Toten ungerührt betrachtete. »Er hat sich wirklich Mühe gegeben, jede Seele in der Gemeinde gegen sich einzunehmen. Aber ein schlimmes Ende für jeden Mann. Ein schlimmes, kaltes Ende!«
    Sie untersuchten die Kopfwunde, hörten die Berichte aller Männer an, die an der Suche teilgenommen hatten, und lauschten den vorsichtigen Ratschlägen, die Bruder Edmund und Bruder Cadfael formulierten, und natürlich auf alles, was Frau Diota über den abendlichen Gang ihres Herrn zu berichten hatte und über die Nacht, die sie in Angst und Sorge verbracht hatte, als er nicht zurückkam.
    Sie hatte nicht gehen wollen, sondern hatte die ganze Zeit gewartet, um ihre Geschichte zu wiederholen, was sie mit müder, aber ruhiger Gefaßtheit tat, nun, da die Angelegenheit und das Rätsel aus ihren Händen genommen waren. Benet war bei ihr, aufmerksam und hilfsbereit, ein sehr ernster Benet mit faltiger Stirn und Haselnußaugen, die sich in einer Mischung aus Sorge um sie und Verwunderung etwas bewölkt hatten.
    »Wenn Ihr erlaubt«, sagte der Junge, sobald die Soldaten den Klosterbezirk verlassen hatten, um den Vorsteher der Vorstadt zu suchen, der seine Leute besser kannte als jeder andere, »will ich meine Tante jetzt wieder nach Hause bringen und dafür sorgen, daß sie an einem schönen Feuer ausruhen kann. Sie braucht die Ruhe.« Und zu Cadfael sagte er: »Ich bleibe nicht lange. Vielleicht braucht man mich hier.«
    »Bleibt so lange es nötig ist«, willigte Cadfael ein. »Ich

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