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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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daß mir Blut über die Stirn lief.
    Und dann war ich wieder im Haus, kauerte am Herd auf dem Boden und schauderte in kalter Furcht, denn ich wußte nicht, wie ich hergekommen war. Ich bin wie ein Tier in die Höhle gerannt, mehr wußte ich nicht. Nur, daß ich unterwegs gewiß niemand getroffen hatte, denn andernfalls hätte ich mich sicher beherrscht und wäre gegangen wie eine Frau, die bei Sinnen ist, und sogar gegrüßt. Wenn man muß, dann kann man auch.
    Nein, ich weiß nicht, was war, nachdem ich vor ihm floh. Die ganze Nacht über wartete ich voller Furcht auf seine Rückkehr, denn ich wußte, daß er mich nicht verschonen würde.
    Ich fürchtete, er habe Ninian bereits das Allerschlimmste angetan.
    Ich war sicher, daß wir beide verloren waren, daß alles verloren war.«
    »Aber er kam nicht«, sagte Cadfael.
    »Nein, er kam nicht. Ich wusch mir den Kopf, beseitigte das Blut und wartete ohne Hoffnung, aber er kam nicht. Nur nützte mir das nichts. Die Furcht vor ihm verwandelte sich in Furcht um ihn, denn was mochte er die ganze Zeit dort draußen in der Winternacht tun? Selbst wenn er zur Burg gegangen war und die Wachen herausgerufen hatte, mußte er irgendwann zurückkommen. Aber er kam nicht. Stellt Euch vor, wie ich diese Nacht verbrachte, schlaflos im Haus wartend.«
    »Und außerdem, was vielleicht das Schlimmste von allem war«, sagte Cadfael sanft, »habt Ihr gefürchtet, daß er nach Eurer Flucht wirklich in der Mühle mit Ninian zusammengetroffen sei, und daß er durch Ninians Hände zu Schaden gekommen sein konnte.«
    »Ja.« Es war ein trockenes Flüstern. Sie schauderte. »So hätte es sein können. Ein so lebhafter Junge, zur Rede gestellt und angeklagt, vielleicht sogar angegriffen… es hätte sein können. Gott sei Dank war dem nicht so!«
    »Und am Morgen? Ihr konntet nicht länger darauf warten, daß jemand anderer Alarm schlug. Also seid Ihr zur Kirche gegangen.«
    »Wo ich nur die halbe Wahrheit erzählte«, sagte sie mit einem kurzen, schiefen Lächeln, das anscheinend vor Schmerzen verzerrt war.
    »Was sollte ich sonst tun?«
    »Und während wir nach dem Priester suchten, war Ninian bei Euch und erzählte Euch, wie er die Nacht verbracht hatte. Er wußte nicht, was geschehen war, nachdem er die Mühle verlassen hatte. Und Ihr habt ihm zweifellos den Rest Eurer Geschichte erzählt. Aber keiner von Euch konnte ein Licht auf den Tod des Mannes werfen.«
    »Das ist wahr«, sagte Diota. »Ich schwöre es. Weder da noch jetzt. Was habt Ihr nun mit mir vor?«
    »Nun, Ihr sollt einfach tun, was Abt Radulfus von Euch erwartet, nämlich hierbleiben und das Haus für den neuen Priester in Ordnung halten. Ihr könnt seinem Wort vertrauen, daß man Euch nicht vergessen wird, denn die Kirche brachte Euch hierher. Ich muß die Freiheit haben, das zu benutzen, was ich jetzt weiß, aber es soll mit so wenig Schaden für Euch wie möglich geschehen, und auch dies erst, wenn ich mehr verstanden habe, als ich jetzt verstehe. Ich wünschte, Ihr hättet mir mehr als einen Schritt auf der Straße weiterhelfen können, aber nichts für ungut. Die Wahrheit ist auf ihr zu finden, und es muß einen Weg zu ihr geben. Außer Ailnoth waren in jener Nacht noch drei Menschen an der Mühle«, sagte Cadfael. Er blieb einen Augenblick in der Tür stehen. »Ninian war der erste, Ihr die zweite. Ich frage mich - ich frage mich nun, wer der dritte war.«
     
    10
     
    Cadfael war höchstens eine halbe Stunde in seiner Hütte, das Licht begann sich vor dem Vespergottesdienst gerade zu verdunkeln, als Hugh ihn aufsuchte, wie er es gewöhnlich tat, nachdem er in Angelegenheiten der Grafschaft mit dem Abt beraten hatte. Er brachte einen Schwall feuchter, kalter Luft mit sich in die Hütte herein, und dazu den Schauder einer aufkommenden Brise, die entweder neuen Schnee versprach, da nun der strenge Frost aufgehört hatte, oder die den Himmel bis zum nächsten Tag von den schweren Wolken sauberfegen würde.
    »Ich war beim Vater Abt«, sagte Hugh, während er sich auf die vertraute Bank an der Wand setzte und die Füße behaglich vor die Kohlenpfanne schob. »Ich hörte, daß Ihr morgen den Priester begraben wollt. Cynric hat sein Grab so tief ausgehoben, daß man meint, er fürchte, der Mann könne wieder herausbrechen, wenn er nicht sechs Fuß tief unter der Erde liegt. Nun, er wird ungesühnt bestattet werden, denn wir wissen immer noch nicht, wer ihn getötet hat. Ihr habt gleich zu Anfang gesagt, daß sich die ganze

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