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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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überrascht an, als hätten sie vergessen, dass ich da war.
    »Du wirst es nicht glauben, Bernice. Er sieht Cary Grant ziemlich ähnlich«, sagte Schwesterherz. »Und die Hochzeit wird in der kleinen Kirche im Tannehill Park stattfinden.«
    Selbst bei einem so starken Gefühl wie der Liebe war es nicht nachvollziehbar, wie eine Kombination aus Williard Scott und Norman Schwarzkopf sich in Cary Grant verwandeln konnte. Für mich der Beweis dafür, dass Liebe wirklich blind macht.
    »Los, erzähl mir alles darüber«, sagte Bernice.
    Schwesterherz erzählte also alles, auch von dem Hochzeitskleid und den sonnenblumengelben und lilafarbenen Gewändern der Brautjungfern. Bernice schien entzückt, und selbst Dusk machte einen begeisterten Eindruck. Einen zu begeisterten, befand ich, als sie an der Stelle, an der Fay und May Rosenblüten in die Luft warfen, in die Hände klatschte. Auch ihr Gesicht kam mir zu gerötet vor. War sie noch immer krank? Oder nahm sie irgendetwas ein? Manche Menschen reagierten allergisch auf Magenmittel. Vielleicht war es das.
    Mary Alice und Bernice waren in die Unterhaltung über die Hochzeit vertieft, und ich beobachtete Dusk. Natürlich heimlich. Auf einen zufälligen Beobachter würde sie entspannt wirken, wie sie sich da in dem Sessel zusammengerollthatte. Aber mir fiel auf, dass sie ständig in Bewegung war, ihr Haar zurückstrich, an ihrem Bein herumklopfte, das unter ihr abgewinkelt war.
    Ich war daher nicht so überrascht wie die beiden anderen, als sie plötzlich hochsprang, sich entschuldigte und den Raum verließ.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, rief Bernice ihr hinterher.
    »Ja«, kam es von der Treppe.
    »Nein, es ist nicht alles in Ordnung mit ihr«, sagte Bernice betrübt. »Dieser Mord nimmt sie immer noch sehr mit. Ich wünschte, sie würde darüber reden, aber das tut sie nicht. Nicht einmal mit Day.«
    Ich stellte meine Kaffeetasse auf den Tisch. »Es hat sie mit Sicherheit fürchterlich erschüttert.«
    Bernice seufzte. »Mir wäre lieber, sie würde jetzt noch nicht nach New York zurückkehren. Aber sie sagt, dort gebe es eine neue Show, für die sie vortanzen wolle. Und wenn Dusk sich zu etwas entschließt, dann ist sie unerbittlich.«
    »Wie gut kannte sie diesen Mooncloth?«, fragte Schwesterherz.
    »Nicht allzu gut. Er ist ihr natürlich in der Tanzschule begegnet, aber tatsächlich kannte ihn Day besser als Dusk. Day hat ihn kennengelernt, als sie Dusk in New York besuchte, und ist ein paarmal mit ihm ausgegangen. Sie hielt eine Menge von ihm. Sie hat gesagt, er sei der letzte Mensch auf der Welt, bei dem sie sich hätte vorstellen können, dass ihn jemand ermordet.« Bernice schüttelte den Kopf. »Es ist so traurig. Es wird einen Gedenkgottesdienst für ihn geben in New York, deshalb fliegt sie zusammen mit Dusk zurück. Ich bin froh, dass sie noch ein paar Tage bei ihr ist.« Bernice blickte in Richtung Treppe. »Ich mache mir nach wie vor Sorgen um Dusk. Um die Wahrheit zu sagen, denke ich, dasssie eine Essstörung haben könnte. Habt ihr bemerkt, wie schrecklich dünn sie ist? Ich kriege sie aber nicht dazu, zum Arzt zu gehen.«
    »Patricia Anne hat immer eine Essstörung gehabt«, sagte Schwesterherz mitfühlend.
    »Habe ich nicht.« Ich rieb meine Stirn. Ich sollte besser Aspirin nehmen.
    Schwesterherz blickte mich traurig an. »Sie spielt das Leugnungsspiel.«
    »Ich fürchte, dass Dusk dies ebenfalls tut«, sagte Bernice. »Nun aber genug davon. Möchtet ihr den Stuhl anschauen gehen?«
    »Ich esse«, sagte ich, als wir die Treppen nach oben stiegen. »Ich esse eine Menge.« Aber manchmal spricht man einfach ins Leere.
    Bernice führte uns zwei Treppen hoch. Als wir auf der zweiten kurz stehen blieben, um Atem zu schöpfen, konnten wir Dusk mit jemandem reden hören. Sie klang ziemlich verärgert.
    Ihre Zimmertür stand halb offen, sodass Bernice ihren Kopf hineinstreckte. »Alles okay?«
    »Ich versuche nur, unsere Flugtickets klarzumachen, Mama.«
    »Mit Zuckerbrot kommst du weiter als mit Peitsche, Dusk.« Bernice schloss die Tür, und wir gingen weiter nach oben, vermutlich eine junge Frau hinter uns lassend, die angesichts der Bemerkung ihrer Mutter mit den Augen rollte.
    »Mama hat uns das ständig erzählt«, sagte Mary Alice. »Stimmt’s nicht, Patricia Anne?«
    Ich nickte.
    »Meine auch. Ich habe mich immer gefragt, was eigentlich Zuckerbrot war.« Bernice öffnete die Speichertür, und wir traten ein. Das Haus war größer als meines, aber

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