Mörderischer Auftritt
üppigem Rasen mit riesigen alten Bäumen. Viele der frei stehenden Garagen waren wahrscheinlich ursprünglich für Kutschen gebaut. Es gibt Bürgersteige und kleine Parks, und die Fahrt durch dieses Viertel ist eine Reise in eine vornehmere Zeit.
Das Haus der Armstrongs ist ein dreistöckiges dunkles Backsteingebäude, das ein ganzes Stück vom Gehweg zurückgesetzt ist. Als Mary Alice und ich in die Auffahrt einbogen, war dort eine Gartenpflegefirma bei der Arbeit. Ein junger Mann kreiste auf einem Sitzrasenmäher, einer jätete das Unkraut rund um die Bäume, und einer pflanzte rote und weiße Begonien in ein dreieckiges Blumenbeet zwischen Auffahrt und Gehweg.
»Die Dinger werden erfrieren«, informierte ihn Mary Alice, als wir auf dem Weg zur Haustür an ihm vorbeiliefen. »Nördlich von Montgomery pflanzt man keine Blumen vor dem ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond, der auf den 21. März folgt.«
Er blickte lächelnd auf. »Manchmal hat man Glück, Lady. Und Begonien sind recht robust.«
»Sie sehen hübsch aus«, versicherte ich ihm. Und zu Schwesterherz sagte ich: »Das mit dem ersten Vollmond ist das Datum von Ostern.«
»Was der richtige Zeitpunkt zum Pflanzen ist. Du entgehst damit dem Brombeer-Winter.«
Sie war zwar ein wenig durcheinander, aber sie hatte recht. Zur Brombeerblüte gibt es bei uns im tiefen Süden einen letzten Kälteeinbruch. Dieser fällt immer auf Ostern und macht nicht nur die Brombeerblüten, sondern auch alles andere, was um diese Zeit schon blüht, zunichte.
Wir gingen durch den Frühlingsduft von frisch gemähtem Gras und klingelten an der Haustür. Schwesterherz betrachtete das gepflegte Anwesen. »Das Versicherungsgeschäft von Jerry Armstrong muss gut laufen«, sagte sie. »Aber habe ich nicht gehört, dass er krank sei oder so etwas?«
»Er hatte eine Operation am offenen Herzen. Es geht ihm aber wieder gut. Haley war die Operationsschwester, weshalbihr Bernice auch den Schaukelstuhl schenken will. Sie sagt, Haley sei wundervoll gewesen.«
»Hmmm. Weißt du, Maus, wir müssen heute noch entscheiden, wie wir ihren Empfang gestalten wollen. Es ist nur noch ein paar Wochen, bis sie und Neffe nach Hause kommen.«
» Deren . Nicht denen ihren.«
Schwesterherz blickte mich finster an. Eine Sekunde lang dachte ich, sie würde mich gleich in den Arm kneifen, etwas, das sie seit sechzig Jahren beherrschte, und zwar ohne einen blauen Fleck zu hinterlassen. Es hat etwas mit der Art zu tun, wie sie ihre Finger rollt. Es schmerzt wie die Hölle, und man hat keinen Beweis dafür, dass Fräulein Unschuldig irgendetwas getan hat.
Glücklicherweise ging die Haustür auf.
»Hallo, ihr beiden«, sagte Bernice. »Kommt rein. Day, Dusk und ich trinken gerade Kaffee im Wintergarten. Kommt mit nach hinten.«
Wir traten in die Eingangshalle und kreischten vor Schreck. Ein Monster stand dort, den Arm zum Angriff erhoben. Schwesterherz und ich hielten uns aneinander fest. (Später würden wir beide schwören, wir hätten einander beschützen wollen.)
»Oh, tut mir leid«, sagte Bernice ruhig. »Ich habe vergessen, euch vor Maurice zu warnen. Ich weiß, es ist stillos, ihn gleich hier an der Eingangstür zu platzieren, aber wir haben noch nicht entschieden, wo wir ihn aufstellen wollen, und sind erst einmal nur bis hier gekommen. Ihr würdet nicht glauben, wie klobig er ist und wie schwer.«
Ich warf einen kurzen Blick über Mary Alice’ Arm und sah, dass Maurice ein Grizzlybär war, größer als alle Bären, die ich je in einem Zoo gesehen hatte. Auf seinen Hinterbeinen aufgerichtet stand er zum Angriff bereit. Nur die Glasaugenbewahrten uns vor der Gewissheit, dass diese 15 Zentimeter langen Klauen uns jeden Moment zerreißen würden.
»Es ist ein ausgestopfter Bär«, sagte ich, Schwesterherz von mir schälend.
»Mein Gott«, sagte sie, als sie die Augen öffnete. »Was zum Teufel soll das?«
»Ich bitte um Entschuldigung.« Bernice streckte den Arm in die Höhe und tätschelte Maurice’ Wange. Ein Stück Fell rutschte über seinen Bauch. »Der Arme. Er lässt Haare und fällt auseinander. Aber Jerry hält ihn hoch in Ehren. Sein Onkel hat ihn ihm vermacht, als er letzten Monat starb. Angeblich soll er ihn als Junge in Alaska geschossen haben, aber wie ich Onkel Hardy kenne, ist der arme Bär wohl eher eines natürlichen Todes gestorben, und Onkel Hardy ist zufällig über ihn gestolpert. Zumindest hoffe ich das.«
Mary Alice und ich schauten zu Maurice, und er sah mit
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