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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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verstand das. Der Magen meiner Schwester und der Anblick von Blut haben noch nie zusammengepasst.
    Unglücklicherweise hatten wir schon so viele Notfälle, seitdem ich in den Ruhestand gegangen bin, dass ich, ich schwör’s, mit den meisten Rettungsdienststellen per Du bin. Sie erkennen sogar meine Stimme. Es ist peinlich. Heute nahm jedoch jemand Neues ab, wofür ich dankbar war. Ich erklärte, dass ein schwer verletzter Mann im Alabama Theatre lag und wir unverzüglich Hilfe brauchten. Es brachte nichts, ihnen zu sagen, dass er mausetot war.
    Ich legte auf, trat hinaus in den Flur und setzte mich auf den Boden. Ich bekam mit, wie sich Dusk und Mr Taylor aufgeregt unterhielten. Von weiter hinten im Flur konnte ich das Rauschen einer Toilette hören. Hoffentlich ging es Schwesterherz besser. Von mir konnte ich das nicht behaupten.
    Ich schloss die Augen und versuchte mich auf mein Mantra zu konzentrieren. Diese hübschen weißen Abfallkörbe mit rosafarbenen Muscheln im Bed Bath & Beyond. Omm. Neue Duschvorhänge fürs Gästebad. Omm. Weiße Battenberg-Spitze. Omm. Die würde aber wahrscheinlich in der Feuchtigkeit des Bads schlapp in sich zusammenfallen. Undich wollte meine Zeit nicht damit verbringen, Duschvorhänge zu stärken und zu bügeln. Omm. Omm. Ein paar neue Handtücher wären schön. Und ein paar von diesen Waschlappen, die Fred so sehr mochte. Die fühlten sich wie nichts an in der Hand. Und waren billig. Omm.
    »Wo bist du?«, fragte Schwesterherz. »Bed Bath & Beyond? Rich’s?« Ich hatte einmal den Fehler begangen, ihr von meiner Flucht in den geistigen Wäschekauf zu erzählen.
    »Bed Bath & Beyond«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Ich hatte gestern einen Fünf-Dollar-Gutschein in der Post. Sie haben einen Aktionsverkauf dieses Wochenende.«
    Sie setzte sich neben mich auf den Boden. Keine leichte Aktion für eine 113 Kilo schwere sechsundsechzigjährige Frau. Sie bewerkstelligte es, indem sie sich an die Wand lehnte und langsam nach unten rutschen ließ. Sie lutschte ein Altoids; ich konnte den Pfefferminzgeschmack riechen.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Ich kann das einfach nicht glauben. Reich mir das Telefon. Ich denke, ich rufe besser Virgil an. Die arme Tammy Sue. Ich weiß nicht, wie sie damit fertigwerden soll.«
    Ich brauchte sicher auch ein paar neue Topflappen. Ich hatte ein paar hübsche gesehen: ein kleiner Muffinmann mit Kochmütze, der einen Teller hochhielt. Sie hatten auch welche mit Kühen drauf. So schwarz-weiß gefleckte.
    »Das Telefon?«
    Ich gab es Schwesterherz.
    Aus der Garderobe kam ein spitzer Schrei. »Er hat sich bewegt. Er hat seine Hand bewegt!«
    Schwesterherz ließ das Telefon fallen. Ich blickte hinter die Tür. Dusk hatte ihren Finger seitlich an Larrys Hals gelegt. Mr Taylor kniete und rang die Hände.
    »Ich fühle seinen Puls«, rief Dusk aus. »Er lebt. Ruft den Notarzt!«
    »Das habe ich bereits getan.« Ich stand auf und ging langsam auf die vornübergebeugte Gestalt zu. »Sind Sie sicher, dass er am Leben ist?«
    »Fühlen Sie!« Ich beugte mich nieder, und Dusk legte meinen Finger an Larrys Hals. Ein schwacher, dünner Puls. O Gott.
    »Ich warte auf sie an der Seitentür«, sagte Mr Taylor. »Gott, ich war mir sicher, dass er hinüber war.« Er rannte nach draußen, wobei er beinahe mit Schwesterherz zusammenkrachte, die soeben in der Türöffnung aufgetaucht war.
    »Ist er wirklich lebendig?«, fragte sie. »Nicht nur irgendwelche toten Muskeln, die zucken, wie Froschschenkel oder Hühner mit abgeschlagenem Kopf?«
    Ich sagte: »Nicht sehr lebendig, denke ich. Aber er hat einen Puls.«
    Schwesterherz betrat den Raum. »Vielleicht sollten wir Wiederbelebungsversuche oder so was machen.«
    Dusk blickte zu ihr auf und sagte mit finsterem Blick: »Wir lassen ihn in Ruhe, bis die Sanitäter da sind.«
    »Gute Idee«, pflichtete ihr Schwesterherz bei.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Rettungsdienst da war, aber es kam uns ewig vor. Alle drei beobachteten wir Larry, der sich nicht wieder bewegte. Gelegentlich fühlten Dusk und ich nach dem Puls, der nach wie vor vorhanden war, wenn auch schwach. Falls er atmete, und er musste natürlich atmen, dann war sein Atem so schwach, dass es keine erkennbare Bewegung seiner Brust gab.
    »Jemand hat ihn direkt über dem Ohr getroffen. Seht ihr?«, sagte Dusk. »Wahrscheinlich mit diesem Baseballschläger.«
    Schwesterherz verschwand wieder im Flur.
    Ich glaubte Dusk aufs Wort und ergriff Larrys Hand, um sie zu

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