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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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Nissan, der bereits abgebremst hatte und dort parken wollte, zeigte ihr einen Vogel.
    »Unverschämt«, sagte Schwesterherz. »Ich schwör’s dir, die Leute werden jeden Tag unhöflicher. Such keinen Augenkontakt mit ihm, Maus. Leute wie er sind es, die Gewalt im Straßenverkehr verursachen, und deshalb heißt es, dass man ihnen nicht in die Augen schauen soll. Sie sollen nicht das Gefühl haben, dass man sie herausfordert.«
    Unter keinen Umständen würde ich dem Mann in die Augen schauen. Ich musste mich darauf konzentrieren, wieder Luft zu bekommen. Als wir schließlich am Krankenhausaufzug standen, war ich nahezu wieder so weit, normal atmen zu können.
    Man hatte den Versuch unternommen, dem Warteraum der Intensivstation an der Universitätsklinik etwas Beruhigendeszu verleihen. Die Wände waren in einem gefälligen Rosaton gestrichen, der fast ins Pfirsichfarbene ging, und eine geblümte Bordüre am oberen Rand nahm das Rosa auf und fügte weitere Farben hinzu, darunter das dunkle Grün von Blättern, auf das ein paar der Sofas farblich abgestimmt waren. Ein weiteres Sofa und die Sessel waren in einem Industriegrau gehalten. Auf dem Bildschirm, der an der Wand montiert war, diskutierten Oprah Winfrey und Deepak Chopra darüber, wie wichtig es für Menschen sei, ihre Lebenskraft zu erneuern. Die Botschaft schien hier ihr Ziel zu verfehlen. Eine einzige Frau blickte auf den Bildschirm, und sie sah nicht sehr hoffnungsvoll aus.
    Tammy Sue, Olivia und eine ältere kleine Frau mit grauem Haar, die uns als Larrys Tante Maude vorgestellt wurde, saßen auf einem der Sofas. Tante Maude saß zwischen den beiden jungen Frauen. Ich mochte sie auf Anhieb.
    »Hübsche Stiefel haben Sie«, sagte sie zu Mary Alice, »und ich hoffe, Sie sind hergekommen, um Tammy Sue hier ein wenig rauszuholen. Wenn ihr Körper nicht etwas Anständiges zu essen und ein wenig Schlaf bekommt, dann kippt sie uns um, und wir haben zwei Patienten am Hals.«
    »Deshalb sind wir da«, sagte Schwesterherz. »Gibt’s was Neues?«
    Tammy Sue verneinte kopfschüttelnd. Ihre Augen waren so verschwollen, dass ich mich fragte, ob sie klar sehen konnte. »Sie sagen, wir können nur warten. Wir dürfen jede Stunde fünf Minuten rein, um ihn zu sehen.« Sie holte Luft. »Er ähnelt noch nicht einmal wieder sich selbst.«
    »Also Tante Maude hat recht, Tammy Sue«, sagte Olivia. »Du musst hier mal für eine Weile raus. Larry weiß ohnehin nicht, dass du da bist.«
    Tammy Sue antwortete ihrer Schwägerin gereizt: »Doch, das weiß er. Er weiß, dass ich hier bin.«
    »Nein, das weiß er nicht. Er weiß gar nichts.«
    »Doch, tut er.«
    Die anderen Leute in dem Wartezimmer blickten interessiert auf. Tante Maude wandte sich an Olivia und teilte ihr ruhig mit, dass sie sich benehme wie ein Simpson. Die Simpsons, vermutete ich, waren für diesen Zweig der Ludmiller-Familie unterste Schublade. Jede Familie in den Südstaaten hat eine. Auf jedem Fall rutschte Olivia gründlich gescholten in ihre Sofaecke zurück.
    »Geh, mein Schatz«, sagte Tante Maude zu Tammy Sue. »Ich bin hier. Verschaff dir etwas Ruhe und was zu essen.«
    Tammy Sue schaute auf ihre Uhr. »Wir können ihn in zehn Minuten noch einmal sehen. Danach gehe ich.«
    Wir setzten uns also und warteten. Und nicht einmal das freundliche Dekor konnte diesem Raum seine bedrückende Atmosphäre nehmen.
    »Womit sollen wir sie denn verköstigen?«, fragte Schwesterherz, während die drei Frauen sich aufmachten, nach Larry zu sehen.
    »Sie braucht Wohlfühlnahrung. Irgendeine hausgemachte Gemüsesuppe vielleicht oder Maisbrot.«
    Schwesterherz nickte. »Das klingt gut. Hast du welches?«
    »Im Tiefkühlfach.«
    »Dann fahren wir sie zu dir zum Essen.« Sie nahm ein ›People‹-Magazin in die Hand und schaute es durch. Keine Ahnung, was sie in der Zeitschrift sah, das sie auf die Idee brachte, uns alle darüber zu informieren, dass sie Gott danke, heterosexuell zu sein.
    Eine ältere Frau stand auf, schenkte sich Kaffee ein und bedeutete uns, dass wir ihr Platz machen sollten auf dem Sofa. Schwesterherz und ich rutschten beiseite. Die Frau sah sich um im Wartezimmer, um sicherzugehen, dass alle wieder schliefen oder zu ihren Zeitschriften zurückgekehrtwaren, dann beugte sie sich zu uns und flüsterte: »Elvis war hier gestern Nacht.« Sie machte eine Pause, um die Reaktion abzuwarten, die Schwesterherz und ich zeigen würden. »Er hatte einen weißen Overall an und saß genau hier auf dieser Couch.«
    »Das

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