Mörderischer Blues
wir die Kabine verlassen
hatten, sagte er mir, ich solle zur Bar gehen und dort auf ihn warten, denn er
müsse sich Geld von der Jacht holen«, fuhr sie ein wenig atemlos fort. »Ich war
so aufgeregt, daß ich nicht hineinging, sondern vor dem Restaurant stehenblieb
und auf seine Rückkehr wartete. Das hat lange gedauert, Danny, vielleicht eine
halbe Stunde.«
»Was sagte er, als er
zurückkam?« fragte ich geduldig.
»Er war irgendwie verändert.«
Gloria nahm sich Zeit, um
darüber nachzudenken, wie sehr verändert Edward gewesen war, und während sie
nachdachte, legte sie die Füße auf die Couch, streckte sich aus und legte mir
ihren Kopf in den Schoß. Ihre blaugrünen Augen blickten mich angelegentlich an,
als sie meine rechte Hand nahm und sie unter den schwellenden Hügel ihrer
linken Brust legte. Das Nylon fühlte sich genauso hauchdünn an, wie es aussah,
und meine Finger schlossen sich um ihr festes, warmes Fleisch.
»Sitzen Sie bequem, Danny?«
fragte sie heiser.
»Völlig bequem, Honey«,
erzählte ich ihr. Natürlich saß ich nicht bequem mit ihr auf dem Schoß, aber
ich mochte es. »Sie waren gerade dabei, mir zu erzählen, wie sehr Edward sich
verändert hatte, als er von der Jacht zurückkam.«
»Er war so zuversichtlich«,
sagte sie zögernd. »So ganz anders als zu dem Zeitpunkt, da wir die Kabine
verließen. Er sagte, wenn ich keinen Drink haben wollte, so könnten wir ja zur
Jacht zurückkehren, und wenn Sie zurückkämen und versuchen würden, uns
Schwierigkeiten zu machen, so würde er Sie einfach über Bord werfen.«
»Und Sie glauben, daß er Ellen
ermordet hat, als er zum erstenmal zur Jacht ging?« stellte ich die übliche
Frage.
»Es sieht ganz so aus, Danny!«
Sie hob die Knie an, so daß das Negligé bis in die Mitte ihres Oberschenkels
zurückrutschte. »Glauben Sie nicht auch, daß es ganz so aussieht, Danny?« stieß
sie sanft nach.
»Vielleicht, mag sein«, sagte
ich. »Aber wieso bestand er darauf, daß Sie zusammen mit ihm zur Jacht
zurückgehen, wenn er doch wußte, daß Ellens Leiche im Ruderhaus lag?«
»Er mußte, Danny«, antwortete
sie hitzig. »Wenn er es nicht getan hätte, würde er sich bloß verdächtig
gemacht haben. Das müssen Sie doch verstehen?«
Gloria hob die Hand und
zeichnete mit den Fingern mein Profil nach.
»Ich weiß gar nicht, warum wir
die ganze Zeit nur reden«, flüsterte sie.
»Haben Sie irgendwen getroffen,
als Sie vor dem Restaurant auf ihn warteten?« fragte ich.
»Nein — warum?«
»Harding könnte sich daran
stoßen«, erklärte ich vorsichtig. »Sie haben ja auch kein Alibi.«
Meine Hand wurde plötzlich
weggestoßen von dem Hügel, den sie gerade zu erforschen begann.
»Wollen Sie damit etwa sagen,
daß auch ich sie ermordet haben könnte?« fauchte sie.
»Ich versuche nur, die Sache
aus dem Blickwinkel eines Polizisten zu betrachten«, erklärte ich hastig. »Denn
wenn Sie beispielsweise schon gewußt hätten, daß er mit Ellen verheiratet war
und sie hoch versichert hatte, dann hätten Sie zwei Motive für den Mord gehabt.
Man könnte sagen, Sie seien eifersüchtig auf Ellen gewesen und hätten gehofft,
Woolrich würde Ihnen einen Teil der Versicherungssumme geben, sobald er sie
kassiert hat.«
»Aber ich wußte weder, daß er
verheiratet war noch daß er Ellen so hoch versichert hatte«, antwortete Gloria
eisig.
»Das sagen Sie, Honey«, stellte
ich bedauernd fest. »Aber das ist noch lange kein Beweis.«
Sie strampelte sich los, sprang
auf von der Couch und stand vor mir, die Ellenbogen angewinkelt und die Hände
in die Sanduhrtaille gestützt, und blickte mich haßerfüllt an. Eine Strähne
ihres roten Haares hing ihr ins Gesicht, und sie sah so aus, als wolle sie mich
jeden Moment mit ihren bloßen Händen erwürgen.
»So, Sie glauben also, ich
hätte sie umgebracht!« zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Ich bin nur offen, Puppe«,
protestierte ich. »So offen wie Ihr Negligé!«
»Sie wollen mir den Mord in die
Schuhe schieben!« Sie atmete tief ein, daß sich das Nylon fest über die
bebenden Brüste spannte. »Für wen arbeiten Sie eigentlich, Boyd?« knurrte sie.
»Für Guggenheimer oder für Woolrich ?«
Ich stand auf und blickte sie
finster an.
»Seien Sie nicht kindisch,
Honey…«
»Kindisch?« schrie sie. »Sie
haben die Frechheit, mich kindisch zu nennen? Sie... Sie...«
Sie packte eine Tischlampe und
warf sie nach mir. Es ging so schnell, daß ich mich gerade noch ducken
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