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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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schwul.« Sie gab Smith die Karten zurück. Die obere Karte zeigte zwei
Prinzen, die von einem vom Blitz getroffenen Turm stürzen. Smith warf einen
Blick auf die Karte, stieß einen schrillen Schrei aus, ließ sich fallen und
steckte den Kopf unter die Kissen. Stöhnend lag sie da.
    »Smith...« Wetzon setzte sich auf die Bettkante.
»Dein Gesicht wird heute abend furchtbar aussehen.«
    »Ach«, klang es gedämpft unter den Kissen vor.
    »Mark ist noch sehr jung. Vielleicht macht er
gerade eine Phase durch — eine Schwärmerei — weißt du...«
    Smith’ Kopf kam unter den Kissen vor. »Aber mit Männern ?
Lieber Gott, wie kann er mir das an tun?«
    Wetzon nahm ihre Hand. »Komm schon, geh unter
die Dusche. Danach fühlst du dich besser. Wir lassen uns vom Zimmerservice eine
Kleinigkeit zu essen bringen.«
    Nach viel gutem Zureden kroch Smith endlich aus
dem Bett und begab sich ins Bad.
    Wetzon schnickte die nassen Stiefel weg und
rollte sich auf ihrem Bett zusammen. »Nichts ist ewig«, sagte sie laut, während
sie das blinkende Nachrichtenlämpchen am Telefon betrachtete. Sie wollte nicht
wissen, was für Nachrichten für sie eingegangen waren; sie wollte nicht noch
mehr Probleme, wenigstens nicht an diesem Abend.
    Sie griff zum Telefon und rief die Verwaltung an.
Sie bat um mehr Handtücher, mehr Seife und mehr Kleiderbügel — und bitte
sofort. Sie hatte kalte Füße, und als sie ihren Knöchel untersuchte, war er ein
wenig geschwollen und blau. Ohne aufzulegen schlug sie die Decken zurück und
legte sich darunter. Dann wählte sie die Nummer an, um ihre Nachrichten
abzurufen.
    B. B. Sie schrieb es auf und strich es durch.
    Morgan Bernstein. Welche Überraschung. Er hinterließ eine Nummer,
die sie aufschrieb.
    Silvestri. Wußte die ganze Welt, wo sie sich aufhielt, verdammt? Auch er gab
eine Nummer an.
    Der New Yorker Newsday hatte angerufen.
Und Liz Smith. Was hatte das zu bedeuten?
    Channel 7 Nachrichten.
    Die Post. Was zum Teufel ging hier vor?
Hatten sie von Sams Ermordung gehört und wollten Informationen? Aber warum
riefen sie bei ihr an? Es gab genügend andere, die mehr wußten.
    Im Bad wurde die Dusche aufgedreht. Smith würde
eine schlimme Zeit durchmachen, aber das galt ja auch für Mark. Was soll’s,
Smith würde sich einfach darauf einstellen müssen, wie andere Eltern es vor ihr
getan hatten. Schließlich waren sie und Mark nicht die Königin von England und
der Prince of Wales.
    Du hast gut reden, Wetzon, sagte sie sich. Wie
würde es dir gefallen, wenn du herausbekämest, daß dein Siebzehnjähriger schwul
ist? Du, die du nie eine richtige Beziehung zu irgendjemandem hattest?
    Uneins mit sich stand sie auf, fand den
Papierfetzen aus ihrem Ringbuch, auf den sie Artie Agrons Telefonnummer in New
Jersey geschrieben hatte, meldete das Gespräch an, legte sich wieder ins Bett
und ließ das Telefon läuten.
    »Hallo.« Eine Kinderstimme.
    »Hallo, ist dein Papa da?«
    »Paps, es ist für dich.«
    »Hier ist Artie.«
    »Paps, wer ist das?«
    »Robert, leg auf.«
    »Paps...«
    »Leg auf! Mary!« Es klapperte, als wäre der
Hörer heruntergefallen. »Hallo, mit wem spreche ich?«
    »Leslie Wetzon. Sie haben einen netten
Sekretär.«
    Artie lachte. »Gut, daß Sie anrufen. Ich habe
nämlich Terry gesagt, daß ich in vier Wochen anfangen könnte, aber ich glaube,
mein Abteilungsleiter hat etwas spitzgekriegt. Ich möchte nicht überraschend
gefeuert werden.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie Ihre Bücher
nicht kopiert haben?« Wetzon mußte immer wieder staunen, daß selbst erfahrene
Makler wie Artie, die an einen Firmenwechsel dachten, es hinauszögerten, ihre
Kundenbücher zu fotokopieren. Ohne Kopien der Kontoauszüge ihrer Kunden würde
es sehr schwierig werden, die Konten zu übertragen. Ein Makler müßte sich auf
sein Gedächtnis berufen — ein unzuverlässiger Weg — oder, schlimmer noch, seine
Kunden um Kopien ihrer letzten Auszüge bitten. Kunden werden nervös, wenn
finanzielle Entscheidungen nicht reibungslos vonstatten gehen, und viele
bleiben dann lieber bei der früheren Firma des Maklers. Deshalb ermahnte sowohl
der Chef in der neuen Firma als auch der Headhunter den Makler stets, seine
Kundenbücher kopieren zu lassen.
    »Ich wollte sie nach und nach in der nächsten
und übernächsten Woche kopieren, aber wenn er mich nun am Montag rauswirft?
Dann sitze ich in der Patsche.«
    »Allerdings.« Und mir geht ein wirklich nettes
Honorar flöten, dachte Wetzon.
    »Ich brauche jemanden,

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