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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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ist... und keine Dilla mehr...«
    Wetzon starrte Poppy an.
    »Ach, Sie sind überrascht? Vielleicht meinen
Sie, ich wüßte nicht, daß Dilla für Mort gekuppelt hat, und vielleicht meinen
Sie, ich wüßte nicht, daß er sie schützte — aus irgendeinem Grund?« Poppy
dämpfte ihre Lautstärke nicht und zog die Aufmerksamkeit von zwei auf dem
Schnee schlitternden Collegestudenten auf sich, die Büchertaschen von der
Bostoner Universität trugen. Der Public Garden zu ihrer Rechten sah im Schnee
wie eine Märchenlandschaft aus.
    »Bitte, Poppy. Es interessiert mich wirklich
nicht.« Auf Wetzons Wimpern lagen Schneeflocken wie Flaumfedern.
    »Ich habe sie nicht getötet, aber ich bin froh,
daß sie tot ist.«
    Allmächtiger, was hatte die wahren Bekenntnisse
heraufbeschworen? »Hören Sie, Poppy. Ich möchte nicht noch mehr hören.
Meinetwegen können sie sich alle gegenseitig umbringen.«
    »Wie würde es Ihnen gefallen, jemanden zu
heiraten und dann festzustellen, daß er mit der ganzen Welt schläft — der
Männerwelt?«
    »Gehen Sie, Poppy.« Wetzon rannte jetzt, auf dem
weißen Schneeteppich ausrutschend. Sie konnte das Ritz schon vor sich
erkennen.
    »Ich wette, Sie glauben nicht, daß sie
den Tod verdient hat.«
    Wetzon kam rutschend zum Stehen, drehte sich
nach Poppy um und schrie: »Niemand glaubt das! Niemand!«
    Poppy lachte sie aus. »Eine Menge Leute hatten
gute Gründe, Dilla umzubringen. Ich wette, Sie wissen nicht, daß Dilla, als
Lenny Kaufer in der Universitätsklinik im Kreis seiner liebenden Familie mit
Krebs im Sterben lag, seinen Safe ausgeräumt hat.«

  Schließlich
war es Poppy, die ihr einseitiges Gespräch beendete. Und schuld daran war
Joel Kidde. Er stand erwartungsvoll am Eingang zur Bar, als hätte er sie kommen
sehen. Vor Wetzons Augen wurde Poppy ganz scheu und mädchenhaft. Die Frau, die
sich noch vor wenigen Stunden für eine Witwe gehalten hatte, begann nun, an
Joels Rockaufschlägen herumzuspielen.
    Wetzon fuhr im Aufzug zu ihrem Zimmer hoch und
verarbeitete dabei Poppys rachsüchtige Worte über Dilla. Sie hätte gern mehr
gehört, aber es genügte auch so. Die Zeit reichte noch für eine Dusche und ein
Nickerchen und vielleicht sogar für eine Kleinigkeit zu essen vor der Show.
    Erst als sie den Schlüssel ins Schloß steckte,
machte sie sich bestürzt klar, daß Joels Anwesenheit wahrscheinlich bedeutete,
daß auch Smith zurück war. Sie öffnete zögernd die Tür.
    Smith war in heller Aufregung und legte gerade
hektisch ihre Tarotkarten auf dem Bett aus. Sie hörte Wetzon nicht einmal
hereinkommen und blickte erst auf, als diese ans Fußende des Bettes trat.
Smith’ normalerweise schimmernde olivfarbene Haut hatte einen gelblichen Ton
angenommen.
    »Was ist los?«
    »Du! Du fragst mich, was los ist?« schrie Smith.
Sie raffte die Karten zusammen und warf sie nach Wetzon, die plötzlich in einem
Tarotschauer stand. Dann begann Smith zu stöhnen, während sie die Arme um sich
schlug. »Es ist deine Schuld«, rief sie, riß sich am Haar, schaukelte hin und
her. »Mein Junge... mein Junge ist... verdorben.«
    Das genügte Wetzon. Sie eilte zum Bett und hielt
sie fest. »Bitte, Smith. Das kommt von ganz allein in Ordnung. Du wirst sehen.«
    »Mein Junge ist ein...« Sie schluckte. »Ich kann
einfach nicht glauben, daß er mir das an tut.« Sie begann zu schluchzen, das
Gesicht an Wetzons Pelzmantel gepreßt.
    Wetzon hielt sie und streichelte ihr Haar. Was
konnte sie sagen, um es leichter zu machen? »Was hast du in den Karten
gelesen?«
    »Nichts Gutes.« Smith ließ sich dramatisch auf
die Kissen fallen, von denen zwei von Wetzons Bett stammten.
    »Was?« Wetzon stand auf, hängte ihren Mantel
über die Stuhllehne, klopfte auf die blutbefleckten Stellen. Vielleicht wäre es
möglich, die Flecken aufzutupfen, da der Mantel vom geschmolzenen Schnee naß
war. Sie holte ein Handtuch und tat, was sie konnte. Sie würde ihn doch zur
Reinigung bringen müssen, wenn sie wieder zu Hause war.
    »Daß mein Baby eine lange Reise angetreten hat.«
    »Das kann man sagen.«
    »Es liegt an der ganzen Beschäftigung am
Theater. Du hast es immer so bezaubernd dargestellt.« Smith zeigte mit dem Finger
anklagend auf Wetzon.
    »Stimmt nicht.« Wetzon schüttelte die
Feuchtigkeit aus ihrem Mantel und hängte ihn wieder über den Stuhl. Sie begann,
die auf dem Boden verstreuten Karten aufzulesen. »Du hast ihn in
sämtliche Erfolgsshows mitgenommen. Interesse am Theater, weißt du, macht
keinen

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