Mörderisches Paradies
viele Leute trauern um ihn. Er war wirklich ein feiner Kerl. Ist das eine Schande mit dem Jungen …”
Er beobachtete, wie die Männer aufsahen, als sie ihnen die Drinks brachte. Einer davon hob sein frisches Bierglas und rief zu Keith herüber: “Vielen Dank auch! Wollen Sie nicht zu uns stoßen?”
Mit seinem Bier in der Hand ging Keith zu ihnen. Er schüttelte ein paar Hände und lernte Joe, Shelley, Jose, Bill, Junior und Melanie kennen.
“Ein prima Kerl, was für eine Verschwendung”, meinte der Mann namens Joe, der Keith angesprochen hatte.
“Ja, und so nett. Er kam mit allen wunderbar klar. Deshalb sind wir heute auch alle hier”, erklärte Melanie.
“Er hat immer gesagt, er würde nie wollen, dass um seinen Tod ein großes Trara gemacht wird und dass alle Schwarz tragen und heulen”, erzählte Jose.
“Ja, Victor wollte lieber eine Party”, bestätigte Joe. “Freunde, die sich von den schönen Zeiten erzählen und dabei lachen. Wir sollen ihn einäschern lassen und dann zu den Riffs hinausfahren, die er so geliebt hat.”
“Das klingt wie eine vernünftige Vorstellung vom letzten Weg”, stimmte Keith zu. “Aber trotzdem …”, er sah zweifelnd in die Runde. “Ist doch merkwürdig. Wie konnte ausgerechnet ihm das passieren, wo er sich da so gut auskannte …”
“Das fragen wir uns auch die ganze Zeit”, sagte Shelley und sah unendlich traurig aus, auch wenn sie hier zum Feiern saß. Dabei war unübersehbar, dass sie sich die Augen aus dem Kopf geweint hatte.
Behutsam dirigierte Keith sie in Richtung von Victors Plänen an seinem Todestag. Aber auch sie konnten dazu nicht viel sagen. “Soviel ich weiß, hat er am Tag vorher erzählt, er wolle sich ein paar neue Stellen ansehen, wo er später mit Leuten hinfahren wollte”, sagte Joe. “Aber ich hab keine Ahnung, wo das genau gewesen sein soll.”
“Er wollte eine mehrtägige Tour organisieren. Mit Camping”, wusste Melanie. “Bei der mittleren Inselgruppe gibt es eine Menge Orte, die sich dafür eignen.”
“Absolut”, stimmte Keith zu und dachte, dass sich auch Calliope Key vorzüglich dafür eignete.
“Ich glaube, er wollte Richtung Süden, aber ich bin mir nicht sicher”, meinte Joe.
“Wisst ihr noch, wie er mal den Motor von Johns Schlauchboot komplett abgerissen hat?”, fragte Melanie plötzlich und begann zu kichern.
“Ja, und wisst ihr noch, wie er sich in dieses kubanische Mädchen verliebte und wir alle tanzen lernen mussten?”, schmunzelte Bill. “Mann, das haben wir vielleicht vergeigt!”
“Victor hat in Miami Tanzunterricht genommen?”, fragte Keith.
“Wir alle – er wollte nicht, dass es so aussieht, als wäre er hinter dem Mädchen her”, erklärte Melanie. “Und gib schon zu: Es war klasse”, wandte sie sich dann an Bill.
“Wo seid ihr denn da hingegangen?”, fragte Keith.
“Irgendwo am Strand”, erinnerte sich Bill. “Die Besitzer haben gewechselt, während wir da waren … Oh Mann, ich kriege langsam Alzheimer. Moment, ich hab’s. Monoco. Tanzstudio Monoco. Werden die nicht vermisst oder so was?”
“Traurig, was? Der alte Monoco war so ein netter Mann. Aber ich habe gehört, dass ihr Boot irgendwo aufgetaucht ist”, meinte Melanie.
“Von wem hast du das denn gehört?”, fragte Keith.
“Keine Ahnung. Ich glaube, vor ein paar Tagen waren Leute hier, die davon erzählt haben.”
Keith blieb noch eine Weile und spendierte eine weitere Runde Bier, bevor er ging. Auf dem Weg zurück rief er noch einmal Mike an.
Als er endlich im Beiboot auf dem Weg zur “Sea Serpent” saß, war es schon sehr spät. Lee und Matt schienen nicht besonders erfreut, ihn zu sehen. Dabei konnten sie ihm seine Abwesenheit schlecht zum Vorwurf machen, da Mike angerufen und ihn gebeten hatte, ihm seinen Fund zu bringen und Bericht zu erstatten.
“Und? Hast du was herausgefunden?”
Keith schüttelte den Kopf. “Und ihr?”
“Ich glaube, wir stecken in einer Sackgasse”, meinte Lee.
“Hast du was von deinem lieben Kumpel Hank gehört?”, fragte Keith ihn.
“Nein, aber hast du denn etwas von deinen alten Freundinnen gehört … zum Beispiel Beth Anderson oder Amanda Mason?”, fragte Lee zurück.
Matt machte ein komisches Geräusch. Die beiden anderen sahen ihn an. “Entschuldigung, hab mich verschluckt”, meinte er und ging weg.
Erstaunt sahen Keith und Lee ihm hinterher, dann zuckte Lee mit den Schultern und ging ebenfalls.
Unübersehbar hatte sich zwischen den dreien eine Kluft
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