Mörderisches Paradies
die Hand danach aus.
“Ich werde dich mit dem größten Vergnügen erledigen”, sagte Lee zu Keith.
“Wir müssen Beth Anderson finden”, erinnerte Roger ihn.
“Und du glaubst, dass er uns dabei helfen wird?”, meinte Lee höhnisch.
Hank zielte auf Keith, doch der reagierte blitzschnell. Er griff nach Lee und stieß ihn vor sich – in dem Moment, als Hanks Waffe losging.
In der allgemeinen Verwirrung griff Beth nach Lees Waffe. Matt schnellte vor und bekam Roger Mason bei den Füßen zu fassen, während der Mann wild um sich schoss. Dabei entdeckte er Beth und versuchte auf sie zu zielen.
“Nicht, Daddy!”, schrie Amanda und fiel ihrem Vater in den Arm.
Das gab Beth genügend Zeit, um die Waffe richtig zu greifen. Während Keith Lees leblosen Körper gegen Hank Mason stieß, zielte Beth und drückte ab. Es war eine große schwere Waffe, und sie hätte nicht einmal sagen können, was für eine es war. Daher überraschte es sie, dass sie überhaupt einigermaßen mit ihr zurechtkam. Allerdings warf der Rückstoß sie nach hinten ins Gebüsch.
Aber sie erwischte Hank Mason am Arm.
Wimmernd ließ er seinen Revolver fallen. Sofort war Keith bei ihm und ein paar Sekunden später war alles vorbei.
Plötzlich herrschte Stille. Eine gespenstische Stille. Die Luft roch nach Schießpulver, und Sandy schluchzte kurz auf. Lee Gomez und Brad waren tot. Hank ohne Bewusstsein und sogar Roger ganz benommen. Amanda saß neben ihrem Vater und fing an zu weinen.
Matt sprach als Erster. “Stellt euch das mal vor. Amanda kam nur an Bord, um mir zu sagen, dass sie sich doch noch verliebt hat. Und zwar in Ben Anderson.”
“Beth!” Unfassbar, aber in diesem Moment hörte Beth ihren Bruder hinter sich.
Ihre Knie gaben nach, und sie sank zu Boden – gerade als die Küstenwache auf die Lichtung stürzte. Hinter ihnen rannte Ben, neben sich einen Mann in Tarnkleidung, der Befehle brüllte.
Zwei Sekunden später kniete Ben neben ihr.
“Ist Amber okay?”, fragte Beth unter Tränen.
“Sie sagt, du hättest ihr das Leben gerettet. Du und Keith.” Ben nahm sie in seine Arme. Sie drückte ihn fest an sich und machte sich dann wieder los.
“Brad hat gesagt, er hätte dich niedergeschlagen”, sagte Beth besorgt.
“Mir geht’s gut.”
Beide sahen zu Brad und Sandy, die nur noch ganz leise wimmerte, ihre Augen glänzten.
Daneben beugte Amanda sich über ihren Vater.
“Du lieber Gott”, sagte Ben.
“Sie ist unschuldig. Und sie hat mir das Leben gerettet”, erklärte Beth. Verständnislos sah ihr Bruder sie an. Beth lächelte. “Sie wird in der nächsten Zeit eine Menge Hilfe brauchen … Ich hab ja schon ein bisschen Hilfe”, flüsterte sie noch.
Ben nickte, stand auf und ging zu Amanda. Beth lächelte, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
“Wir haben’s geschafft”, sagte Keith nur.
Florida hatte schon eine Menge Skandale und Affären erlebt, und mehr als genug Titelstorys über Gier und Mord. Aber diese beherrschte die Medien mehrere Wochen lang, zumal noch viel mehr dahintersteckte, als Beth in jener Nacht wissen konnte. Der Nacht, die sie fast nicht überlebt hätte.
Denn bei der Jagd nach einem gesunkenen Schatz war es um viel mehr als einen spanischen Goldschatz gegangen. Dokumente, die die deutsche Regierung der amerikanischen vor Kurzem übergeben hatte, rollten eine Geschichte auf, mit der kaum einer gerechnet hätte.
Während des Zweiten Weltkrieges hatte sich die Besatzung eines deutschen U-Boots nach Calliope Key geflüchtet. Doch sie bekamen ihr Schiff nicht mehr flott und wollten aus taktischen Gründen vertuschen, dass sie so nah an die US-Küste gekommen waren.
Das U-Boot gehörte zu den ersten Atom-U-Booten seiner Zeit, und daher befahl der Kapitän vor dem Fluchtversuch von der Insel, die Einzelteile der atombetriebenen Maschinen zu verstecken. Schließlich mussten sie damit rechnen, den Amerikanern in die Hände zu fallen.
Zwei Männer der Besatzung waren auf der Insel zurückgelassen worden. Sie rechneten fest mit ihrem Tod, aber schließlich waren es ihre geflohenen Kameraden, die die Flucht nicht überlebten. Wohingegen britische Matrosen die beiden Männer retteten. Einer der beiden hatte für die deutsche Regierung einen Geheimbericht geschrieben, der über Jahrzehnte vergessen im Archiv lag. Als das Dokument schließlich ans Tageslicht kam und an die US-Regierung übergeben wurde, wusste man in Washington nicht, ob es sich um eine Fälschung oder um eine
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