Mörderisches Paradies
dafür sorgten die blickdichten Vorhänge.
Sie schaltete den Fernseher an. Sollte sie trotz allem heute Nacht einschlafen, dann bei laufendem Fernseher und mit eingeschaltetem Licht. Großartig!
Als letzte Vorsichtsmaßnahme holte sie einen der schweren Stühle vom Esszimmertisch und klemmte ihn unter den Griff der Haustür. Albern? Vielleicht, aber sie musste andauernd an den Totenschädel vom Computerbildschirm und die Sätze, die danach erschienen waren, denken.
Ich werde dich finden. Wenn es dunkel ist. Wenn niemand bei dir ist.
Dass das albern war, wusste Beth. Zumal die Worte ja von Amber stammten, sie hatte es schließlich selbst zugegeben.
Und doch …
Irgendjemand war da draußen, und ein wenig Vorsicht konnte nicht schaden.
Etwas beruhigter legte sie sich schließlich auf die Couch und zappte mit der Fernbedienung umher, bis sie bei Nickelodeon landete. Kaum denkbar, dass irgendetwas im Fernsehen ihr mehr Angst machte, als sie ohnehin schon hatte.
Zum Glück lief eine uralte Sitcom.
Als sie den Kopf aufs Kissen bettete, musste sie fast über sich selbst schmunzeln. Die ganze Sache war absolut lächerlich. Es gab überhaupt keinen Grund für ihre Angst.
Und dann schlug etwas gegen ihre Haustür.
Fest, hart und entschlossen.
Beth fuhr in die Höhe.
“Müssen wir wirklich noch mal bei Beth vorbeifahren?”, fragte Ben überrascht. “Du siehst sie doch sowieso morgen.”
“Ich habe noch etwas von ihr, Dad”, erklärte Amber. “Etwas … Persönliches.”
Vermutlich ging es um irgendwelche weiblichen Geheimnisse, und Amber wollte seiner Schwester unbedingt etwas zurückgeben.
“Dad, es sind doch nur zwei Minuten”, meinte Amber.
Er zwang sich zu einem Grinsen. “Lügnerin”, drohte er scherzhaft. “Es sind mindestens fünf Minuten.”
“Komm, Dad”, bat Amber.
“Ist ja schon gut, wir fahren bei ihr vorbei.”
Sie bogen in Beths Straße, und Ben parkte seinen Wagen direkt hinter ihrem.
Dann zögerte er. Da lag etwas auf ihrer Veranda. Ein dunkles Stück … Stoff.
“Äh, Amber, bleib doch bitte noch einen Moment im Wagen, ja?”, sagte er.
Schnell öffnete er das Gartentor und lief den Weg zum Haus entlang. Auf einmal wurde ihm flau. Da lag ein Tier. Erst als er sich hinunterbeugte, sah er, dass es eine Katze war. Eine tote schwarze Katze, offensichtlich bei einem Unfall gestorben. Das arme Tier, vermutlich war es mit letzter Kraft von der Straße auf Beths Veranda gekrochen. Vielleicht hatte es instinktiv gewusst, dass dort eine liebevolle Frau wohnte, die es umgehend zu einem Tierarzt gebracht hätte – egal was es kostete, wenn das arme Tier nur überlebt hätte.
Wieder zögerte er. Er wollte nicht, dass seine Tochter oder seine Schwester das übel zugerichtete Tier sahen.
Amber stieg gerade aus dem Auto.
“Bleib, wo du bist”, befahl er, rannte zum Auto zurück und öffnete den Kofferraum. Dort lagerte er immer ein paar Sachen, die er für sein Boot gebrauchen konnte: Papiertücher, Toilettenpapier, Reinigungsmittel und – glücklicherweise – Müllbeutel.
Mit zwei großen Müllbeuteln ging er rasch zu der Katze zurück.
“Dad?”, rief Amber.
Ben nahm das tote Tier und beschloss, es so loszuwerden, dass keine der Frauen etwas davon mitbekam. “Alles in Ordnung, Schatz. Nur so ein Durcheinander von Abfall”, rief er seiner Tochter zu.
Er legte das Tier in den Müllsack, stopfte den zweiten darüber und verstaute seinen traurigen Fund im Kofferraum. Erst dann erlaubte er Amber auszusteigen.
Zusammen mit seiner Tochter ging er erneut die Stufen hinauf und klingelte. Niemand öffnete. Er klingelte noch einmal und klopfte dann an die Tür, die sich plötzlich öffnete.
Weil ihn irgendein Instinkt warnte, duckte er sich – kurz bevor eine Wolke Pfefferspray sein Gesicht knapp verfehlte.
“Ich hole die Polizei, du perverses Schwein”, brüllte seine Schwester und knallte die Tür sofort wieder zu.
10. KAPITEL
Z u zweit dirigierten sie das Schlauchboot zu einem der Stege des Jachtclubs. Matt sprang als Erster hinaus und machte das Boot fest.
“Nicht schlecht hier”, sagte Keith mehr zu sich selbst, als er nach ihm ausstieg.
Noch bevor auch Lee an Land gekommen war, hörten sie einen Aufschrei. “Ihr seid es wirklich!”
Geschmeidig und elegant wie immer kam Amanda Mason auf sie zu. “Das ist ja wunderbar!”
Sie umarmte und küsste nacheinander alle drei wie enge Verwandte, die sie ewig nicht gesehen hatte.
“Ich hatte schon überlegt, wann ihr
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