Mörderisches Verlangen (German Edition)
würden . Alles würde nach ein paar Tagen verschwunden sein und ihr Gesicht war immer noch perfekt. Die Würgemale am Hals waren auch schon blasser. In ein paar Tagen konnte sie die Se i denschals wieder in den Schrank verbannen. Es sei denn …
Die Erkenntnis traf sie wie ein Hamme r schlag. Es sei denn , sie hätte in Zukunft immer diese Art von Sex. Wie von einer unsichtbaren Faust getroffen, prallte sie an die Wand hinter sich und glitt langsam daran herunter. Sie merkte erst, dass sie weinte, als die Tränen ihre angezogenen Knie feucht werden ließen. Kathrin atmete tief durch. Warum weinte sie übe r haupt ? Sie weinte, weil sie wollte, dass er es wi e der tat. Sie war entsetzt über sich selbst.
Sie richtete sich auf und sah erneut in den Spiegel. Sie war abartig. Ihre Mutter hatte es ihr oft genug gesagt, bevor sie mit sechzehn auf diese Kosmeti k schule gegangen war. Sie hatte sich durchgebissen, weil ihre Mutter nicht r echt behalten dur f te. Aber Mütter hatten anscheinend immer r echt, wenn es um ihre Kinder ging. An dem Tag , an dem sie erfahren hatte, dass sie das Produkt einer Vergewaltigung war, hatte sie ihre Ne u gier verflucht. Sie hätte nicht immer wieder nach ihrem Vater fragen sollen. Manche Dinge blieben lieber ein Geheimnis. Andererseits hatte es erklärt, warum ihre Mutter es nie g e schafft hatte , sie zu umarmen, sie zu trösten, sie zu lieben, wie sie es bei den anderen Müttern mit ihren Kindern sah. Zwei Tage später hatte Kathrin alle Zelte abgebrochen. Sie hatte großes Glück gehabt , noch einen Platz in der Kosmetikschule zu bekommen. Mit ach t zehn hatte sie sich sterilisieren lassen. Nach einigen Gesprächen mit Psychologen fand sie einen Arzt, der bereit dazu war. Seitdem hatte sie unbesorgt Sex g e habt , und selbst wenn ihr das G leiche passiert wäre wie ihrer Mutter, ein Vergewaltigungskind wü r de sie nicht in die Welt setzen. Stattdessen ließ sie sich jetzt misshandeln und hatte noch Spaß dabei. Wollte sogar noch mehr. Robert hatte ihr gestern e i nen Orgasmus beschert, der einem Erdbeben gleic h gekommen war. Sie wollte das alles wieder h a ben. Und wieder. Und wieder. Sie war abartig. Ihre Mutter hatte recht.
Sie wusch sich . D ie Dusche anzustellen wagte sie nicht . Sie wollte Robert lieber nicht wecken. Als sie nackt zurück ins Schlafzimmer trat, saß er aufrecht im Bett.
„Du bist wunderschön.“
Kathrin sah an sich herab. „Im Moment halte ich das für ein Gerücht.“
„Komm her.“ Er winkte sie heran , n ahm ihre Hä n de und zog sie zu sich. „So wie du jetzt aussiehst, bist du genau richtig.“
Kathrin lächelte. Hoffentlich merkte er nicht, dass sie g e weint hatte. Zum Glück hatte sie sich das Pe r manent-Make - up gemacht, sodass sie immer g e schminkt aussah. Sie musste es einfach fragen: „S e hen wir uns heute Abend?“
„Brauchst du mich?“
„Ja.“ Es tat so gut , in seinen Armen zu liegen. Sie kuschelte ihren Kopf an seinen Hals. So geborgen hatte sie sich noch nie gefühlt. Er war für sie da. Er hatte sie verarztet und ins Bett getragen und fand sie wunderschön, selbst wenn sie aussah, als sei sie von einem LKW gerammt worden.
„Dann hole ich dich nach Feierabend ab. Zeigst du mir deine Wohnung?“
Ihr Herz machte einen Hüpfer. „Gern.“ Gott sei Dank hatte sie erst vor ein paar Tagen den Früh jahrs putz hinter sich g e bracht. Obwohl ihre Wo h nung gegen diese Villa ein Mauseloch war. Zumindest hatte sie ein schön eingerichtetes Maus e loch. „Ich habe um 17 :00 Uhr die letzte Kundin, das heißt , ich bin um 18 :00 Uhr fertig.“
„Ich werde da sein.“
Sie wollte aufstehen, aber er hielt sie zurück. „Krieg ich ke i nen Abschiedskuss?“
Das musste er nicht zweimal fragen, sie k am ohn e hin zu spät.
*
R ebecca hatte länger geschlafen. Nach ihrem gestr i gen Ausflug hatte sie nicht einschlafen können. Mehrere Male hatte sie ve r sucht , Kathrin zu erreichen, aber ihr Handy war ausgeschaltet. Wahrscheinlich traf sie sich wieder mit diesem Robert Eagle.
Irgendwann musste sie dann doch eingeschlafen sein, nac h dem sie sich tausend m al gesagt hatte, dass sie Drew schließlich nicht bei einem Drogenhandel erwischt hatte. Ganz im Gege n teil, seine Ablehnung war überdeutlich gewesen. Ob er diese Drohung ernst gemeint hatte? Wahrscheinlich redete man in diesen Verbrecherkreisen so. Was wusste sie schon von so l chen Dingen. Im Grunde viel zu wenig. Sie war behütet im Kinderheim aufgewachsen. In
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