Mörderspiel
Frau“, verlangte Dianne. „Sie ist dabei zu gewinnen.“
„Nun, das ist doch der Sinn der Übung, oder?“ fragte Camy und sah glücklich zu Jon.
„Das ist der Sinn des Spiels“, bestätigte der freundlich. In gewisser Weise war es schön, dass Susan nicht dabei war, verletzende Bemerkungen machte und Ärger heraufbeschwor. Dennoch machte er sich allmählich Sorgen um sie.
„Hat immer noch keiner Susan gesehen?“ fragte er.
„Nein“, sagte Thayer und begutachtete seine Karten. „Aber sie hat uns eine Nachricht hinterlassen.“
„Eine Nachricht?“ wiederholte Jon verblüfft. „Wo?“
„Draußen!“ sagte Camy. Sie erhob sich vom runden Spieltisch und ging zum Kaminsims. „Jennie fand das hier, als sie uns Drinks servieren wollte. Soll ich vorlesen?“
„Nur zu. Jon wird es ebenso genießen wie wir anderen, da bin ich sicher“, bemerkte Joe trocken.
Camy las laut:
„An Euch mörderische, Mitleid erregende kleine Ärsche: Lasst mich zum Teufel noch mal in Ruhe! Ich will keinen von Euch sehen oder sprechen. Und glaubt ja nicht, dass Ihr mir wieder in den Hintern kriechen könnt, nach allem, was hier passiert ist. Ich warne Euch noch einmal, solange wir hier festsitzen – haltet Euch fern. Andernfalls verklage ich Euch. Und sollte es mir nicht gelingen, Euch in den Knast zu schicken, sorge ich dafür, dass keiner von Euch je wieder für einen anständigen Verleger schreiben darf. Susan.“
Camy sah Jon entschuldigend an.
„Das klingt wirklich schwer beleidigt“, bemerkte Dianne.
„Ein Tor für sie“, sagte V.J.
Tom zog kurz die Schultern hoch. „Ich sage, was ich schon immer gesagt habe: Scheißt auf sie.“
„Also wirklich“, meldete sich Brett zu Wort, „was glaubt sie eigentlich, wer sie ist? So was habe ich ja noch nie gehört. Uns auf diese Art zu drohen! Als hätte sie die Macht, uns alle daran zu hindern, je wieder zu schreiben!“
Joe spielte eine Karte aus. „Lustig. Man sollte meinen, Susan wüsste es besser. Sie mag uns ein paar Messerstiche zufügen, wie Cassie das auch getan hat, aber sie wird nie und nimmer einen Verleger davon überzeugen, keinen Vertrag mehr mit Autoren zu schließen, die ihm Geld einbringen.“
„Also gut, also schön, wir sind uns einig, dass Susan ein gemeines Luder ist. Aber ich mache mir trotzdem Sorgen um sie.“
„Jon“, begann Sabrina und sah zu ihm hinüber. Im Feuerschein strahlten ihre Augen, und ihr goldenes Haar glänzte. Sie trug ein königsblaues Strickkleid, das ihre Körperformen betonte. Er konnte den schwachen Duft ihres Parfums wahrnehmen, und er hatte plötzlich keine Lust mehr, sich über Susan Sharp oder seine anderen Gäste Gedanken zu machen. Dennoch, Sabrina war irgendwie verändert. „Ich habe an Susans Tür geklopft. Ich habe versucht, mit ihr zu reden. Leider konnte ich mich nur mit ihrer geschlossenen Tür unterhalten. Ich glaube kaum, dass ich etwas getan habe, sie zu verärgern, aber sie hat mir trotzdem nicht geantwortet.“
„Sie kann sich doch nicht tagelang in ihrem Zimmer einschließen“, beklagte Jon sich ungeduldig.
Brett sah vom Kartenspiel auf. „Warum nicht?“ fragte er hoffnungsvoll.
„Bitte, lassen wir sie doch einfach in Ruhe“, bat Dianne.
„Vielleicht verhungert sie irgendwann“, kommentierte V.J. fröhlich.
„Nein, wird sie nicht“, bedauerte Dianne. „Sie hat noch eine zweite Nachricht an die Bediensteten geschrieben, man möge ihr, bis wir nicht mehr eingeschneit sind, zweimal täglich ein Tablett vor die Tür stellen.“
„Jon, das klingt, als wäre sie wirklich am Kochen und will nicht gestört werden“, bekräftigte Joshua.
Jon senkte lächelnd den Kopf, da alle nur zu gern bereit waren, Susan ihren Willen zu lassen. Er blickte wieder auf. „Tut mir Leid, Leute. Ich mache mir Sorgen um sie. Wir müssen nach ihr sehen.“
„O bitte nein!“ begehrte Reggie auf.
„Nun, dann sehe ich allein nach ihr.“
„Wenn, dann gehen wir alle“, entschied Thayer. „Dank dieses alten Kartenhais habe ich sowieso kein Kleingeld mehr.“
„Kartenhai, meinetwegen. Aber ich bin die Einzige, die mich alt schimpfen darf!“ ermahnte Reggie ihn. „Warte, Jon. Lass uns erst das Dinner genießen, und dann rupfen wir ein Hühnchen mit Susan. Mit vollem Magen ist das leichter zu ertragen.“
Jon überlegte einen Moment, die Stirn gefurcht. Mit einem kecken Funkeln in den Augen, fiel Dianne plötzlich vor ihm auf die Knie, hob die Hände wie zum Gebet und flehte: „Bitte, bitte, Sir,
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