Mörderspiel
nur Dinner! Lasst uns das Dinner in Frieden genießen.“
„Jetzt komm aber, Dianne“, wehrte er lachend ab. Doch plötzlich fiel auch Joe Johnston auf die Knie. „O ja bitte, Sir, gewährt uns ein Essen… in Frieden.“
„Na schön, wenn ihr meint…“
„Bitte, bitte!“ fügte Anna Lee dramatisch hinzu und kniete ebenfalls nieder. Lachend gesellten sich auch Camy, Joshua und Brett zu den Bittstellern am Boden.
„Okay, dann also nach dem Dinner“, lenkte Jon ein und drohte ihnen mit dem Zeigefinger, „aber keine weiteren Verzögerungen mehr.“
„O danke, danke, Sir!“ rief Brett überschwänglich.
„Erhebt euch, ihr Bande“, forderte Jon sie grinsend auf. „Wir essen, und dann gehen wir nach oben und reden mit Susan, um uns wenigstens zu überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung ist.“
Er drehte sich um und ging voraus in die Halle.
Jennie entzündete bereits die Stövchen unter den Warmhalteplatten. „Wir werden allmählich ziemlich erfinderisch, Sir!“ verkündete sie munter. „Heute Abend wurde alles auf dem offenen Feuer zubereitet, außer dem Salat natürlich, der wurde ja gar nicht gekocht. Aber wir haben schöne Steaks und Koteletts. Da wir keinen Strom mehr haben, kühlt der Schnee unsere Vorräte.“
„Danke, Jennie.“
Seine Gäste blieben guter Laune, während sie sich die Teller füllten und bei Kerzenschein am Tisch Platz nahmen. Im Kamin prasselte lustig ein Feuer. Sabrina in ihrer schlichten Eleganz lächelte, lachte und beteiligte sich an den Gesprächen ringsum, nur nicht mit Jon. Sie ignorierte ihn nicht eigentlich, aber sie wich ihm irgendwie aus, obwohl sie neben ihm saß. Und er fragte sich, was geschehen war.
Er überlegte, wie es wohl weitergegangen wäre mit ihnen, wenn Sabrina ihn vor Jahren nicht verlassen hätte. Ob sie zusammen geblieben wären und geheiratet hätten? Würden sie heute beide als Gastgeber solcher Veranstaltungen fungieren und gemeinsam Freude daran haben? Sabrina passte hierher ins Schloss, und er glaubte, sie passte zu ihm. Sie brachte das Beste in ihm zum Vorschein. Wenn sie zusammen geblieben wären, vielleicht sogar als Ehepaar, würde Cassie dann noch leben und heute als Gast an dieser Tafelrunde teilnehmen?
Und würde Sabrina ihn dann auch so merkwürdig ansehen, wie sie es schon den ganzen Abend tat?
Unvermittelt wandte sie sich ihm lächelnd zu, obwohl sie nach wie vor auf der Hut zu sein schien. Ihre Augen strahlten im Feuerschein. „Woran denkst du?“ fragte sie so leise, dass es im Geschnatter der anderen kaum zu hören war.
„Dass ich wünschte, du wärst mir damals nicht davongelaufen. Vielleicht hätten wir das Schicksal ändern können.“
Sie errötete leicht und senkte den Blick auf die Tischplatte. „Vielleicht siehst du mehr in mir, als da tatsächlich ist.“
„Was meinst du damit?“
„Nun ja“, erwiderte sie leise, „ich denke, ich habe schon einige Stärke und den Mut, zu meinen Überzeugungen zu stehen. Aber als Cassie an jenem Tag zu dir kam…“
„Was?“
„Bin ich zusammengeklappt wie ein Taschenmesser“, gestand sie bedauernd.
„Das ist lange her. So, und jetzt bin ich an der Reihe. An was denkst du?“
„An nichts.“ Sie wandte den Blick ab.
„Du lügst.“
Sie zuckte die Achseln.
„Sag’s mir!“
„Es ist nichts. Wirklich.“
„Da ist doch was.“
Sie schüttelte leicht den Kopf. „Es ist nur… plötzlich stößt man überall auf Blut!“
„Wirklich? Und das beunruhigt dich?“
Sie bestätigte ruhig: „Ja.“
Er schwieg versonnen.
„Dein Bademantel war regelrecht mit Blut besudelt.“
„Ich sagte schon, ich habe mich beim Rasieren geschnitten.“
„Es sah aber aus, als hättest du dir mindestens die Kehle durchgeschnitten.“
Erschrocken lehnte er sich zurück. „Was unterstellst du mir eigentlich?“ Er senkte den Kopf und lehnte sich weiter zu ihr hinüber, damit die anderen ihre Unterhaltung nicht hörten. „Meine Frau wurde nicht erstochen – sie stürzte über das Balkongeländer. Und soweit mir bekannt ist, haben wir sonst keine Leichen herumliegen, abgesehen von den Toten in der Krypta natürlich.“
Sabrina antwortete nicht. Sie sah zu Anna Lee, die sie stirnrunzelnd beobachtete.
Dann lächelte Anna Lee jedoch, als sie Jons Blick auffing. „Wisst ihr, was eine Affenschande ist?“ fragte sie in die Runde.
Ehe Jon antworten konnte, tat Brett es. „Ja. Dass wir unseren Gastgeber nicht dazu bewegen konnten, seine finstersten Sünden zu
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