Mörderspiel
es nicht, uns alte Leute zu nennen. Reggie ist alt. Wir sind lediglich jenseits des Mittelalters“, erklärte sie von oben herab. „Und was tust du überhaupt hier?“
„Wir hatten diese fabelhafte Schneeballschlacht. Plötzlich sehe ich, dass Jon merkt, er ist bereits länger als zehn Minuten von Sabrina getrennt. Ich dachte, sie hätte es warm und gemütlich im Schloss, deshalb…“
„Deshalb?“ fragte Jon, die Hände auf den Hüften, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Er sah Brett argwöhnisch an und machte einen Schritt auf ihn zu.
Brett grinste wie eine satte Katze. Dann zog er eine Hand hinter dem Rücken hervor und bewarf Sabrina mit einem Schneeball.
Perfekt gezielt.
Er traf sie am Kinn, und weiße Flocken tanzten um sie herum.
„Jon!“ empörte sich V.J. belustigt, „willst du zulassen, dass er ihr das antut?“
„Sicher nicht.“
„Ich kann mich selbst wehren“, erklärte Sabrina und stürzte sich bereits auf Brett.
Brett wandte sich ab, um loszurennen. Währenddessen versicherte er: „Wir haben dich auch vermisst, V.J.!“ Und er bewarf sie mit dem zweiten Schneeball, den er hinter dem Rücken verborgen hatte.
Jetzt rannten alle hinter ihm her.
Brett war flink und schaffte es nach draußen. Doch sobald er vor die Tür kam, geriet er in Schwierigkeiten. Die anderen, die sich weiterhin gegenseitig beworfen hatten, bemerkten seine Flucht und zielten sofort auf ihn. Sekundenschnell war er unfähig, das Feuer zu erwidern. Lachend lag er auf dem Rücken.
V.J., das Kleid durchweicht, kniete auf einer Seite neben ihm, Sabrina auf der anderen, und beide begruben ihn unter Schnee.
Lachend bemerkte Sabrina, dass Jon ein Stück zurückgeblieben war und das Geschehen amüsiert beobachtete.
„Jon!“ flüsterte Brett den beiden zu. „Ich bin ja schon pitschnass, nehmt euch Jon vor.“
Und so geschah es. Es machte Spaß zu sehen, wie sich sein Mienenspiel veränderte, als sich plötzlich alle gegen ihn wandten.
Er lief in die entgegengesetzte Richtung davon und wehrte sich erstaunlich lange mit einem wahren Trommelfeuer aus Schneebällen. Der alte Angus war es schließlich, der ihnen half, Jon in die Enge zu treiben. „Drängt ihn gegen die Ställe, Leute, begrabt ihn im Schnee!“ schlug er vor.
Also landete auch Jon längelang im Schnee, und Sabrina saß rittlings auf ihm. Er lachte so heftig, dass er sich gegen die Schneeattacke nicht mehr wehren konnte. Doch plötzlich rollte er sich zur Seite, und nun lag Sabrina im Schnee und er überschüttete sie händeweise mit der kalten flockigen Pracht.
„Ergib dich!“ forderte er sie auf.
„Niemals!“
Mehr Schnee. „Ergib dich!“
„Nie im Leben!“
Sie war schon fast im Schnee eingegraben. „Komm schon, ergib dich endlich!“
„Niemals, niemals, nie… aufhören, aufhören! Du kriegst deinen Willen.“
Lächelnd flüsterte er ihr zu: „Darauf zähle ich.“
Jon stand auf und zog Sabrina hoch. Die ganze Gruppe war pitschnass mit Ausnahme von Reggie, die offenbar von der Freitreppe des Schlosses Schlachtanweisungen erteilt hatte. Lachend klopften sie sich ab und stampften mit den Füßen auf.
„Das war ein Heidenspaß. Vielleicht sollten wir öfter einschneien!“ sagte Dianne.
Wenn sie so natürlich lächelte und sich freute, sah man ihr das jugendliche Alter an… sie war gerade erst erwachsen geworden, jung, frisch und enthusiastisch. Sabrina ertappte sich bei dem Gedanken, dass Dianne zwar makaberer Scherze fähig war, aber niemals eines Mordes.
Andererseits hatten alle in der Gruppe ihren Spaß gehabt, lachten und wirkten deshalb ausnahmslos unschuldig.
Doch während sie noch darüber nachsann, wie harmlos alle wirkten, entdeckte sie Blut im Schnee zu ihren Füßen.
„Jemand blutet“, stellte sie fest.
„Tom, deine Hand. Vielleicht hast du sie dir wieder aufgerissen“, sagte V.J.
„Ich glaube nicht“, widersprach Tom und zeigte die Handflächen. „Nein. Meine Hände sind eiskalt, aber sie bluten nicht. Das Blut ist angetrocknet.“
„Wir sollten uns alle erst einmal aufwärmen… nur die wenigsten trugen Handschuhe“, sagte Jon. „Irgendwer hat sich offenbar geschnitten. Sind sonst alle in Ordnung?“
„Deine Wange blutet“, machte Dianne ihn aufmerksam.
„Ein alter Schnitt vom Rasieren.“
„Brett, wie geht es dem Schnitt an deinem Finger?“ fragte Sabrina.
„Ich glaube nicht, dass ich noch blute“, erwiderte er. „Aber eigentlich habe ich mehrere Wunden, weißt du.“
„Ja,
Weitere Kostenlose Bücher