Mörderspiel
lösen.“
„Gut“, lenkte Jon ein, „ich auch. Also reden wir mit Susan.“
„Susan ist kein Rätsel, sondern ein Miststück“, urteilte Dianne.
„Wir hatten ein friedliches Dinner“, hob Jon hervor, „und jetzt…“ Er stand entschlossen auf. Die anderen sahen unglücklich aus, doch er wusste, sie würden ihm folgen.
Er verließ die Halle und begann die Treppe hinaufzusteigen. Er nahm Sabrinas Parfum wahr, als sie ihm dichtauf folgte. Er hörte, wie Tom V.J. etwas zuflüsterte, und er hörte Brett klagen, dass der Abend so angenehm verlaufen sei und sie sich nun alles verderben würden.
Er erreichte die obere Etage und schließlich Susans Tür. Die anderen verhielten sich vollkommen still, als er kräftig anklopfte.
„Susan!“
Keine Antwort.
Er sah in die Runde und klopfte wieder, lauter diesmal. „Susan, ich bin es, Jon! Ich möchte mit dir reden, um mich zu vergewissern, dass es dir gut geht!“
Wieder keine Antwort.
„Ich hab’s dir ja gesagt“, flüsterte Sabrina. „Sie will mit keinem von uns etwas zu tun haben.“
„Sie hält uns alle für Monster“, vermutete Anna Lee.
„In dieser Hinsicht hat sie vielleicht sogar Recht“, räumte Brett ein. „Ich meine, wir können ziemlich eklig sein.“
„Sprich nur für dich selbst“, ermahnte Reggie ihn.
„Ich denke, genau das tut er“, neckte Anna Lee.
„Schweig still, Frau!“ befahl Brett.
„Ihr seid jetzt bitte alle still“, forderte Jon sie auf. „Ich kann nicht hören, ob sie mir antwortet oder nicht. Susan!“ rief er wieder.
„Lassen wir sie einfach in Frieden“, bat Dianne.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Dianne, das geht nicht.“ Er schlug entschlossen mit der Faust gegen die Tür. „Verdammt, Susan, wenn du mir nicht antwortest, komme ich rein!“
Trotzdem kam keine Erwiderung.
„Sollen wir die Tür aufbrechen?“ fragte Thayer.
Jon erklärte lächelnd: „Nein, ich benutze den Hauptschlüssel. Susan!“ rief er noch einmal, um ihr eine letzte Chance zu geben, falls sie im Bad war, nackt dastand, gerade eine Gesichtspackung aufgelegt hatte oder etwas ähnlich Persönliches.
Sie würde ihn umbringen.
Und wenn sie nun Kopfhörer aufhatte und ihn gar nicht hören konnte? Er drang immerhin in ihre Privatsphäre ein. Vielleicht hasste sie wirklich alle so sehr, dass sie einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte.
Aber er machte sich Sorgen.
Und er war extrem verunsichert.
Hier stimmte etwas nicht.
Und wenn sie sich nun etwas angetan oder sich verletzt hatte? Was, wenn sie gefallen war, um Hilfe gerufen hatte, und niemand hatte sie gehört? Was, wenn sie in der Dusche ausgerutscht war? Was, wenn sie da blutend in der Duschkabine lag und ihr Blut in den Abfluss sickerte?
Es gab zu viele Fragen, als dass er unbesorgt ihr Recht auf Privatsphäre hätte achten dürfen.
Ein plötzlicher Schauer lief ihm über den Rücken, als sich das unangenehme Gefühl, etwas Schreckliches könnte geschehen sein, noch verstärkte.
Sabrina regte sich wegen Blut auf.
Zu viel Blut, wie sie behauptete.
Aber er hatte gar nicht so sehr geblutet. Trotzdem war sein Bademantel offenbar blutbesudelt gewesen. Was zum Teufel bedeutete das?
War ein Killer unter ihnen? Vor seinem geistigen Auge malte er sich schon das Schlimmste aus. Der Killer war zu Susan vorgedrungen. Sie lag auf dem Bett, und ihr Blut tropfte aus unzähligen, ihren Körper perforierenden Stichwunden von den Laken.
Besorgt sah er die anderen reihum an.
„Wir müssen es tun.“
Er drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete Susans Tür. Während er den Raum betrat, schaute er sich um.
Hinter ihm ertönte ein kollektives Japsen.
Und er sah, was die anderen sahen.
18. KAPITEL
N ichts.
Niemand lag auf den Laken.
Kein endlos laufendes Wasser.
Kein Blut.
Keine grauenhafte Szene.
Gar nichts. Keine Spur von Susan.
„Wo steckt sie in drei Teufels Namen?“ fragte V.J.
„Susan?“ rief Sabrina. Sie sah Jon kurz an und ging weiter in den Raum hinein. Sie drückte die Badezimmertür auf, die nur angelehnt war. „Susan?“
„Sie ist einfach nicht da“, stellte Dianne nüchtern fest.
„Aber wo zum Kuckuck könnte sie sein?“ fragte Joe ungeduldig.
„Wahrscheinlich schleicht sie auf Zehenspitzen durchs Schloss und spioniert uns aus, um zu sehen, wie wir auf ihr Verschwinden reagieren, damit sie uns dann richtig fertig machen kann“, vermutete Anna Lee.
„Es ist ein großes Schloss“, sagte Sabrina. „Sie könnte überall sein.“
„Das ist
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