Mörderspiel
wie sollen wir es machen?“ fragte Brett.
„Zusammenbleiben und von Raum zu Raum gehen“, schlug V.J. vor. „Wir können uns gern zuerst mein Zimmer vornehmen.“
„Gehen wir von der Annahme aus, dass einer von uns Susan unter dem Bett versteckt hat?“ erkundigte sich Brett. „Ich jedenfalls nicht, nein, danke. Man sagt mir zwar nach, ein sexueller Ausbeuter zu sein, aber so tief bin ich denn doch noch nicht gesunken.“
„Was zu beweisen wäre“, raunte V.J.
„Kinder, Kinder, keine Streitereien“, mahnte Reggie.
„Sie gehen mit Dianne in die Halle, wo Sie bitte bleiben“, sagte Sabrina. „Camy, Sie informieren oben Jennie und die Mädchen, und wir beginnen hier.“
„In Ordnung“, erwiderte Camy. Sie, Dianne und Reggie machten sich auf den Weg. V.J. steuerte auf ihre Tür zu und öffnete sie. Dicht gefolgt von den anderen, betrat sie ihren Raum und hob sogar den Bettüberwurf hoch. „Keine Susan, ihr werdet sehen.“
Anna Lee ging durch ins Bad und zog den Duschvorhang beiseite. „Susan?“
„Sie ist nicht hier“, stellte Brett fest. „Es sei denn, V.J. hat sie zerstückelt und so gründlich im Kamin verbrannt, dass nur noch Asche übrig ist.“
V.J. starrte ihn fassungslos an.
„Wie kannst du es wagen… !“ begann Tom.
„Ich habe doch nur einen Scherz gemacht!“ verteidigte Brett sich sogleich. „Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass sie nicht hier ist.“
„Gehen wir weiter“, schlug Sabrina vor.
„Jons Suite ist am Ende des Flures. Wir sollten dort beginnen und uns langsam nach vorn durcharbeiten“, sagte Tom.
„Sicher.“
Alle fünf gingen den Korridor hinunter, Tom an der Spitze.
Sabrina war noch nie in Jons Räumen gewesen.
Sie gefielen ihr allerdings sehr.
Ein großes Baldachinbett mit vier Pfosten auf einem eleganten Podest dominierte den großen Schlafraum, der in Blau- und Rotschattierungen gehalten war. An den Wänden hingen antike Teppiche und Familienwappen.
Nichts deutete mehr auf Cassie hin.
Es gab zwei Ankleideräume. Einer enthielt Jons Garderobe. Der zweite, ungewöhnlich große wurde offensichtlich heute als Büro genutzt. Die Fenster zeigten zum Hof, und eine Tür führte auf den Balkon. Das Büro war mit PC, Drucker, Fax, Telefon, Kopierer, Regalen und Akten komplett eingerichtet. Bücher, die Jon gegenwärtig zu Nachforschungen brauchte, stapelten sich auf seinem Schreibtisch zusammen mit Notizen und Erinnerungsstücken. Sabrina ertappte sich bei dem Wunsch, seinen Drehstuhl zu berühren. Sie wollte in seinen Notizen wühlen, um in seine Gedanken einzutauchen.
„Ich überprüfe das hier“, sagte Anna Lee und stand in der Tür zum Bad.
„Warum? Hängt Susan in der Dusche?“ erkundigte sich Brett.
„Nun seht euch das an!“ begeisterte sich Anna Lee.
Alle gingen zu ihr hinüber.
„Meine Güte, ist das himmlisch!“ schwärmte sie.
Und das war es auch. Ein riesiger Whirlpool, Sauna, Dusche, edle Armaturen, Halterungen in Schwarz, Gold, Rot und weiße Kacheln. Schöne Spiegel und flauschige Handtücher auf Handtuchwärmern.
Er hat hier mit Cassandra gelebt, dachte Sabrina. Es war wunderbar und luxuriös, und sie konnte sich gut vorstellen, wie es war, sich das alles mit jemand zu teilen, den man liebte. Andererseits…
Nur wenige Schritte von hier war Cassie vom Balkon gestürzt.
„Soll das heißen, du hast das Bad vorher noch nie gesehen“, zog Brett Anna Lee auf.
„Nein. Woher sollte ich Jons Badezimmer kennen?“ fragte sie verblüfft.
Brett sah sie viel sagend an. „Du hast doch mit Cassie geschlafen, oder?“
Anna Lee erwiderte seinen Blick, die Hände auf den Hüften. „Ja, richtig. Aber sie kam zu mir.“ Sie zögerte einen Moment und fügte dann mit hängenden Schultern hinzu: „Sie wollte in ihren Räumen niemand empfangen. Das hier war ihr heilig… glaube ich.“
Während Sabrina noch Anna Lee betrachtete, begann V.J. sie weiterzuscheuchen. „Also nun kommt, lasst uns nachsehen, ob Susan hier irgendwo versteckt ist, und dann weitergehen. Tom, seien wir gründlich. Sieh unter dem Bett nach. Mädchen, ihr schaut euch überall um.“
Sie gingen noch einmal durch die Suite und starrten plötzlich alle zu den Balkontüren.
Offenbar wollte niemand hinausgehen.
Sabrina seufzte. „Ich mach’s.“
Sie betrat den Balkon, und die Abendluft war so kühl, dass sie die Arme um sich schlang. Der Wind hatte aufgefrischt und wurde schärfer. Falls Susan tatsächlich aus dem Schloss geschlichen war, musste sie
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