Mörderspiel
inzwischen zum Eiszapfen erstarrt sein.
Auf dem Balkon war gottlob niemand. Sabrina überlegte, dass Cassie genau von dem Punkt, an dem sie jetzt stand, in die Tiefe und in den Tod gestürzt sein musste. Ihr war unheimlich zumute. Sie bildete sich plötzlich ein, jemand stehe hinter ihr, bereit, sie zu stoßen. Sie fuhr herum. Doch alle anderen standen noch dort, wo sie vorhin stehen geblieben waren.
Sie erinnerte sich, dass irgendwo in diesem Raum eine Tür zum Geheimgang sein musste. Vielleicht gab es noch andere Geheimgänge, und vielleicht wurde sie von dort tatsächlich beobachtet.
Und vielleicht verlor sie gerade den Verstand.
„Keiner da. Lasst uns weitergehen, ja?“ sagte sie.
„Ja, gehen wir“, bekräftigte Tom.
„Diannes Zimmer ist das nächste“, erklärte V.J.
„Ich laufe nur gerade zur Treppe und erkundige mich bei Reggie und Dianne unten, ob sie schon Nachricht von den Jungs aus dem Kellergewölbe haben“, sagte Anna Lee.
„Okay“, stimmte Tom zu.
Zu viert betraten sie Diannes Zimmer.
Dianne war alles andere als ordnungsliebend. Ihr Frisiertisch war übersät mit Bürsten, Kämmen, Make-up und verschiedenen Toilettenartikeln. Ihr Notepad-Computer stand auf einem Tisch neben dem Fenster.
Kleidungsstücke waren über Bett und Stühle verstreut und die Schuhe auf dem Boden.
„Hier kann sie gar nicht sein“, urteilte Brett. „Es gibt gar keinen Platz mehr für sie.“
„Ich sehe im Bad nach. Ihr Jungs guckt unters Bett“, entschied V.J.
Brett hob den Bettüberwurf an. Plötzlich schrie er auf, und die anderen versammelten sich eilig um ihn.
„Was ist los?“ erkundigte sich Tom. „Brett, ist alles in Ordnung mit dir? Was hast du entdeckt?“
Brett richtete sich wieder auf. „Ihr Dildo hat mich gebissen.“
„Also wirklich!“ empörte sich V.J. und boxte ihm gegen die Schulter. „Kannst du nicht ernst sein?“
„Eigentlich bemühe ich mich, unernst zu sein“, erwiderte er. „V.J., ich bin sicher, dass Dianne Susan nicht in diesem Zimmer versteckt hat!“
„Möglicherweise ist es Susan, die sich versteckt. Vielleicht flüchtet sie aus irgendeinem Grund vor uns und schleicht von Raum zu Raum“, gab Sabrina zu bedenken.
„Gehen wir weiter. Wenn wir nicht bald Tempo zulegen, sind wir bis Ende der Woche noch nicht fertig“, murrte Tom. „Und ich will endlich schlafen.“
„Schlafen? Bockmist. Die Katze ist aus dem Sack. Du willst nur mit V.J. in die Koje!“ warf Brett ihm vor.
„McGraff, du blöder…“ begann Tom, doch V.J. schritt ein und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
„Hab Verständnis, Tom. Brett ist nur eifersüchtig. Er ist es nicht gewöhnt, ohne Begleitung zu sein. Der arme Junge. Nacht für Nacht liegt er im Bett und dreht Däumchen – und wer weiß, was sonst noch –, während gleich nebenan die Liebe seines Lebens – wie drückte er sich noch aus? – mit einem anderen in der Koje liegt.“
„Der Schlag ging unter die Gürtellinie“, beschwerte sich Brett.
„Dann lerne, nett zu sein“, hielt V.J. ihm entgegen.
„Wir müssen weitermachen“, drängte Sabrina.
„Also gut, Liebe meines Lebens, gehen wir weiter“, stimmte Brett zu.
So geschah es.
Joshuas Zimmer enthielt das Handwerkszeug des Künstlers, eine abgedeckte Staffelei und Arbeiten in Ton. Aber keine Susan. Camys Zimmer mit dem großen Schreibtisch und tonnenweise Unterlagen war ordentlich aufgeräumt. Doch auch hier keine Susan.
Anna Lee gesellte sich wieder zu ihnen. Aus dem Kellergewölbe war nichts berichtet worden.
Sie blickten in Joes Zimmer – das totale Chaos.
Thayers Zimmer wirkte militärisch korrekt. Wenige Toilettenartikel, die Kleidung ordentlich aufgehängt. In Toms Zimmer herrschte weder das Chaos wie bei Joe noch die präzise Ordnung wie bei Thayer. Aber immer noch keine Susan.
Anna Lees Zimmer hatte eine persönliche Note. Der Duft ihres Parfums hing in der Luft. Schals hier und dort, ein Haufen Schmuck auf einer Kommode, Kleidung, die graziös überall drapiert war. Keine Susan.
Sabrina führte in ihr Zimmer und blickte besorgt zum Fußende des Bettes, wo der blutgetränkte Bademantel lag.
Doch er war fort.
Sie wusste nicht, ob sie erleichtert aufatmen oder in noch größere Panik geraten sollte.
Die anderen gaben keinerlei Kommentare ab, gingen herum und sahen sich um.
Anna Lee sah unter dem Bett nach, V.J. suchte im Bad. Tom ging auf den Balkon hinaus.
„Das ist doch albern“, sagte Anna Lee. „Offensichtlich
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