Mörderspiel
hinter den Gräbern Klopfgeräusche machen. Aber er ist Jon gefolgt, falls es Probleme… ich meine, äh… falls sich jemand verirrt oder der Schneefall zu heftig wird.“ Sie stotterte und verstummte, als sie merkte, dass sie soeben verraten hatte, wie wütend ihr Chef gewesen war, als er hinter Brett McGraff und Sabrina Holloway hergeritten war. „Er… er dachte, Jon könnte Hilfe im Schnee gebrauchen, und Sie würden sich auch ohne ihn in der Krypta amüsieren.“
„Ja, es geht doch nichts über einen amüsanten Morgen unter den Toten“, bemerkte Dianne trocken.
Camy warf ihr einen Mitleid erregenden Blick zu, und Dianne wirkte sofort zerknirscht. „Na ja, es war bestimmt wichtiger für Josh, sicher zu stellen, dass niemand im Schnee verloren ging“, fügte sie rasch hinzu.
Die Wahrheit blieb unausgesprochen, doch jeder dachte: oder sicher zu stellen, dass Brett und Jon sich nicht wegen Sabrina prügeln.
„Susan, ich schwöre Ihnen, wenn Sie eine Mitteilung bekommen haben, sich im Horrorkabinett einzufinden, dann war die nicht von mir!“ beteuerte Camy.
„Von wem dann?“ fragte Susan giftig.
Camy zitterte immer noch vor Aufregung. „Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht, woher die falschen Mitteilungen stammen.“
Sie verstummte wieder und sah die anderen reihum an, weiß wie ein Leichentuch.
„Erhielt noch jemand eine Mitteilung, die Sie nicht geschrieben haben?“ erkundigte sich Thayer.
„Ich… ich…“
„Gütiger Himmel, hören Sie auf zu stottern wie eine Idiotin!“ schimpfte Susan.
„Wer hat sonst noch eine falsche Spielanweisung erhalten?“ fragte V.J. ruhig.
„Ja, bitte, wer?“ drängte auch Dianne sanft.
„Es steht mir nicht zu…“, begann Camy ausweichend.
„Jon. Es war Jon Stuart!“ vermutete Dianne. Sie wirkte wieder sonderbar aufgeregt.
Camy blieb bleich. Zitternd, wie sie dastand, erinnerte sie an eine verlorene kleine Taube.
„Wissen Sie, was ich denke?“ fragte Susan. „Ich halte das alles für einen riesigen Haufen Mist! Ich glaube, Sie stecken hinter all diesem Ärger. Wer sonst könnte anders lautende Anweisungen schreiben und gegen die echten austauschen? Sie stecken dahinter, Miss Clark! Die Frage ist nur, warum?“
„Nein, o nein, bitte, Miss Sharp! Ich könnte das nicht. Ich würde das nicht tun. Ehrlich“, beteuerte Camy verzweifelt ihre Unschuld. „Es tut mir so Leid, dass Sie sich geängstigt haben, aber…“
V.J. fühlte sich, als würde sie Zeugin, wie ein Welpe ertränkt wurde. Sie musste es riskieren und einschreiten. „Susan, komm endlich von deinem hohen Ross herunter! Keiner von uns liegt in Ketten. Wir können uns alle frei im Schloss bewegen! Jeder könnte dir Streiche spielen, wenn er wollte!“
Susan starrte sie an, die blanke Rachsucht im Blick. „Du warst nicht eingeschlossen mit dem Atem eines schrecklichen Monsters im Nacken. Er hätte mich umbringen können. Und ich weiß, er hätte es getan, wenn ihr nicht alle gleich zu mir gekommen wärt.“
„Wer ist
er
? Gerade noch hast du Camy vorgeworfen, dir die Nachricht geschrieben zu haben“, betonte Thayer.
„Er, sie, unsere wertvolle kleine Camy hier, die sich als Jack the Ripper verkleidet hat. Was für einen Unterschied macht das schon aus? Jemand wollte mich töten, und ich bin sicher, diese kleine Hexe hier steckt dahinter!“ warf Susan ihr wieder vor.
„Susan, hör endlich auf damit! Du hast wirklich überhaupt keine Ahnung“, sagte Dianne ruhig.
Sie wirkte seltsam enttäuscht, und V.J. fragte sich etwas verspätet, ob Dianne gewisse Erwartungen an diese Konfrontation geknüpft hatte, in der Hoffnung, etwas Bestimmtes zu erfahren. Sie ist noch sehr jung, überlegte V.J. weiter und beobachtete sie. Ihr kam der Verdacht, dass Dianne in ihrem Leben nicht nur frühen Erfolg gehabt, sondern auch ein paar harte Schläge eingesteckt hatte.
Susan sah einen nach dem anderen an, immer noch wütend, das Gesicht eingefallen und hässlich. V.J. ging durch den Kopf, dass im Augenblick wohl jeder sie gern mit Jack the Ripper zusammengesperrt hätte.
„Zur Hölle mit euch allen!“ verfluchte Susan sie. Und wieder ging ihr Blick in die Runde. „Und glaubt mir, ihr landet in der Hölle!“
Sie stürmte hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. V.J. kam wieder der Vergleich mit dem angriffslustigen Bullen in den Sinn.
Camy begann leise zu weinen. Thayer sah grimmig aus, und V.J. merkte, dass auch sie vor aufgestauten Emotionen zitterte.
„Ich glaube, wir können
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