Mörderspiel
losmarschierte wie ein angriffslustiger Bulle.
Im Erdgeschoss brannten bereits überall Kerzen. Das Hauspersonal war fleißig gewesen.
Und dort verließen bereits drei Leute die Gruppe. Während Susan unvermindert energisch die Treppe hinaufstürmte, um Camy Clark aufzusuchen, und Thayer Newby ihr folgte, blieb Tom Heart stehen.
„Victoria, tu du diesmal dein Bestes. Ich sehe nicht zu, wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird“, erklärte er.
V.J. nagte unschlüssig an ihrer Unterlippe. Sie wusste, wie sehr er Susan verabscheute.
„Ich leiste Reggie bei einem Drink Gesellschaft“, entschuldigte sich nun auch Anna Lee und ging Richtung Bibliothek. Über die Schulter hinweg fügte sie noch hinzu: „Vielleicht kann Thayer Susan daran hindern, extreme Gewalt anzuwenden. Der Rest von uns sollte sich ums Feuer scharen, wie die echten Feiglinge, die wir sind.“
„Ich begleite Tom“, entschied Joe Johnston.
V.J. sah die beiden an. Sie standen nebeneinander: Tom groß, gut aussehend und würdevoll mit seinem Wust silbergrauer Haare. Joe, bärtig, schwerer, breiter und ein bisschen schlampig. Die Kleidung bei dem einen von Versace, die des anderen von der Heilsarmee. Der eine war die Zweitausgabe von Sean Connery, der andere von Grizzly Adams. Doch jetzt wirkten sie sonderbar vereint.
„Susan wird ihr Möglichstes tun, die junge Camy zu demütigen“, erklärte Tom. „Und Camy hat vielleicht nicht gern Publikum dabei“, fügte er entschuldigend hinzu.
V.J. nickte, blieb jedoch standhaft. „Wir müssen nicht alle zu ihr marschieren, aber ich gehe mit und unterstütze Thayer.“
„Ich begleite dich“, sagte Dianne, und ihre Augen schienen seltsam geweitet vor Erregung. Alle blickten sie an. Sie warf sich das schwarze Haar zurück. „Susan kann ein echtes Monster sein, wie wir alle wissen. Ich gehe mit, um V.J. zu unterstützen, falls Susan in einen Blutrausch verfällt. Dann muss V.J., falls sie eingreift, wenigstens nicht allein Susans Zorn ausbaden.“
„Nur vergesst bitte nicht, dass wir alle nach diesem Wochenende möglicherweise die Rechnung dafür präsentiert bekommen, eben weil Susan ein Monster sein kann“, gab Joe säuerlich zu bedenken.
Tom beobachtete V.J., ließ sich seine Gedanken jedoch nicht anmerken. Sie wandte sich ab und ging die Treppe hinauf, Dianne gleich hinter ihr.
Als sie Camys Raum erreichten, war Susan bereits hineingestürmt. Wie üblich saß Jons kleine Assistentin an ihrem Schreibtisch. Stromausfall hielt sie offenbar nicht von ihrer Arbeit ab. Sie schrieb beim Licht einer starken batteriebetriebenen Lampe.
„Sie dummes, elendes kleines Luder! Dafür lasse ich Sie feuern!“ ging Susan auf sie los.
Camy sprang zitternd auf und starrte Susan fassungslos an. Sie bewegte die Lippen, doch es kam kein Wort heraus. Tränen traten ihr in die Augen, und sie blickte Hilfe suchend an Susan vorbei zu Thayer, V.J. und Dianne.
„Ich… ich“ begann sie stammelnd. Sie sah so verletzlich aus wie ein aus dem Nest gefallenes Küken.
„Susan, würdest du ihr bitte erst einmal erklären, was du ihr überhaupt vorwirfst“, ermahnte V.J. sie.
Susan fuhr herum und warf ihr einen bösen Blick zu.
Auch wenn mein nächstes Buch die Heilige Schrift werden sollte, dachte V.J. resigniert, wird Susan es in allen Medien verreißen.
Susan wandte sich wieder zu Camy um, das Gesicht wutverzerrt. „Sie weiß genau, was sie getan hat! Sie hat mir eine falsche Spielanweisung geschrieben und mich ins Horrorkabinett geschickt. Dann ist sie über die Geheimtreppe nach unten geschlichen und hat versucht, mich zu Tode zu erschrecken. Sie sollte nicht nur gefeuert, sondern verhaftet werden. Und ich werde dafür sorgen, dass das geschieht!“
„Susan!“ begehrte Camy auf. „Ich war es nicht… ich weiß nicht… ich schwöre Ihnen…“
„Kleiner Lügenbeutel!“ presste Susan wütend hervor und kam auf sie zu.
„Jetzt warte mal eine Minute“, unterbrach Thayer sie ärgerlich und folgte Susan, um sie aufzuhalten.
„Ach, lass sie doch ausrasten“, bemerkte Dianne leichthin.
„Susan, kannst du nicht einfach mal aufhören, dich wie eine ekelhafte Zicke aufzuführen?“ platzte V.J. heraus.
Na, großartig, dachte sie sogleich. Krimi-Woche und du begehst Selbstmord. Die Presse wird dich durch den Fleischwolf drehen.
„Ich… ich habe Ihnen keine Anweisung gegeben, ins Horrorkabinett zu gehen“, sagte Camy zu Susan. „Alle wurden zur Séance in die Krypta gebeten. Joshua sollte
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