Mörderspiel
verkündete sie, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte sehr flott hinaus für jemand, der eben noch bewusstlos am Boden gelegen hatte.
Joe stöhnte auf.
„Wir gehen besser alle mit ihr und beschützen Camy“, riet Tom.
„Eigentlich ist es gar kein so unkluger Gedanke, Camy zu befragen“, sagte Dianne. „Sie kann uns etwas über die Spielanweisung für Susan erzählen. Vielleicht finden wir heraus, ob wirklich jemand mit falschen Anweisungen herumtrickst.“
„Gute Idee“, pflichtete V.J. bei.
Dianne lächelte erfreut, und V.J. fand, sie sah plötzlich wieder sehr jung aus. Trotz ihrer wilden Entschlossenheit, sich von uns anderen abzuheben, ist sie doch eigentlich nur ein kleines Mädchen, das man in eine einschüchternde Erwachsenenwelt geworfen hat, überlegte sie. Und sie beschloss, die junge Frau ein wenig mehr unter ihre Fittiche zu nehmen, auch wenn sie ihr dafür die Plätze auf allen wichtigen Bestsellerlisten streitig machte.
So war das nun mal im Leben, und niemand behauptete, es müsste fair zugehen.
„Na schön, begeben wir uns also alle nach oben…“ begann Thayer.
Doch genau in dem Moment versank der Raum in Dunkelheit. Und das Einzige, was durch die Finsternis drang, war ein markerschütternder Schrei.
Neben Brett im Schnee hockend, überwältigten Sabrina Angst und Kummer. Okay, er konnte ein Halunke sein, und ihre Ehe war beendet gewesen, ehe sie richtig begonnen hatte. Doch in gewisser Weise liebte sie ihn. Er war ein Freund, und sie hatte plötzlich entsetzliche Angst um ihn.
„Mein Gott!“ japste sie beim Anblick des Blutspritzers und berührte sacht Bretts kaltes Gesicht. Es war sogar sehr kalt. „Brett!“ schrie sie auf.
Jon kam zurück und zügelte sein Pferd. Schnee wirbelte um ihn her. Er ging neben ihr in die Hocke, als Sabrina endlich den Mut aufbrachte, nach Bretts Halsschlagader zu tasten.
Ein Schlag. Noch ein Schlag, noch einer. Er lebte!
Jon sah sie an, und sie nickte mit Tränen in den Augen. Sie konnte ihm die Erleichterung vom Gesicht ablesen. Es bestand kein Zweifel, dass Jon seinen Freund trotz der Differenzen, die sie offenbar hatten, sehr schätzte.
Mit geschmeidigen Fingern tastete er vorsichtig nach der Wunde, aus der das Blut rann. „Sieht so aus, als hätte er sich bei dem Sturz den Kopf angeschlagen. Wir müssen ihn ins Schloss zurückbringen und ihn warm halten, damit wir ihn nicht durch Schock verlieren. Ich habe zwar mal eine Ausbildung in erster Hilfe gemacht, aber ich bin kein Arzt. Ich hoffe von Herzen, dass er nicht zu schwer verletzt ist, denn wir werden sehr wahrscheinlich einschneien.“
„Was ist mit gebrochenen Knochen oder gar einem Genickbruch?“
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass sein Genick nicht gebrochen ist.“ Er ließ die Hände vorsichtig über Bretts Arme und Beine wandern.
„Warte, ich habe einige Kenntnisse in Anatomie“, sagte Joshua, stieg vom Pferd und kam ebenfalls zu ihnen. Er kniete sich in den Schnee, betrachtete Brett und betastete ihn vorsichtig mit den zarten Händen des Künstlers. Nach einem Moment sah er die beiden an. „Die einzige Verletzung scheint die Platzwunde an seinem Kopf zu sein. Sie stammt wohl von dem Stein dort. Brüche finde ich nicht.“
Sabrina sah ihn und Jon dankbar an. Dann begann Jon, Brett aufzuheben. Ein wenig schwankend erhob er sich zum Stand. Er musste die Angst in Sabrinas Augen gelesen haben, denn er verharrte einen Moment und munterte sie auf: „Wir bringen ihn zurück, und er kommt wieder in Ordnung. Aber er ist ein schwerer Bursche. Das liegt offenbar an der stolz geschwellten Brust, die er seit seinen letzten Erfolgen hat.“
Sie konnte sich als Erwiderung ein schwaches Lächeln abringen. Dann wandte Jon sich Hilfe suchend an Joshua. Sie legten den bewusstlosen Brett nicht wie in alten Westernfilmen über den Pferderücken, sondern setzten ihn mit Joshuas Hilfe vor Jon in den Sattel, und der hielt ihn wie ein Kind. Vor dem Schnee schützte er ihn mit einer Decke aus der Satteltasche. Sabrina stieg rasch auf und folgte den beiden im Schritt.
Als sie merkte, dass Joshua nicht bei ihr war, blickte sie zurück.
Er kniete neben dem Felsen, auf den Brett gestürzt war, starrte verwundert auf etwas und sah sich dann suchend um. Wonach er in der schneebedeckten Landschaft Ausschau hielt, ahnte sie nicht mal. Da war niemand und nichts. Allerdings hätte hinter der nächsten Anhöhe auch eine Armee von Highland-Soldaten aufmarschieren können, und sie hätten es
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