Mörderspiel
einzuschalten, denn in den alten Halterungen an den Wänden brannten Kerosinlampen und warfen ihr unheimliches, flackerndes Licht.
Sie ging ruhig, gemessenen Schrittes den geräumigen Korridor entlang.
Endlich erreichte sie Susans Tür und öffnete sie.
Vor Susans geschlossener Badezimmertür schritt, groß und attraktiv, Tom hin und her.
Zuerst hörte er V.J. nicht. Als er sie entdeckte, sah er sie an.
Sie bemerkte ein Taschenmesser in seiner Hand, dessen Klinge er auf und zuschnappen ließ.
Öffnen, schließen. Öffnen…
Es war eine bedrohlich aussehende Klinge, erstaunlich lang. Und sie wirkte scharf geschliffen.
V.J. starrte Tom unverwandt an. Er blieb stehen und hielt ihrem Blick stand.
Dann kam er einen Schritt auf sie zu.
Und griff nach ihr.
„Was hast du vor?“ flüsterte sie unsicher.
Das Wasser der Dusche rauschte im Hintergrund.
Sabrina kehrte mit dem Essen in Bretts Zimmer zurück und merkte plötzlich, dass sie auch Hunger hatte. Es war ein sehr spätes Mittagessen. Brett aß mit gutem Appetit, und sie erkannte erfreut, dass seine Kopfverletzung nicht allzu schlimm sein konnte. Er war guter Dinge und froh, sie bei sich zu haben.
Sie war allerdings neugierig, ob es in der Geschichte um Susan neue Erkenntnisse gab und was Jon eventuell im Horrorkabinett entdeckt hatte. Sie hatte gehofft, dass er in Bretts Zimmer kommen würde, um Bericht zu erstatten.
Er tat es nicht. Sie versprach Brett, gleich zurück zu sein, ging hinüber zu Susans Zimmer und klopfte.
Keine Antwort.
Während sie dastand, glaubte sie eine Gestalt im Schatten zu erkennen, dort, wo der Flur eine Biegung machte.
Der Abzweig zu den Herrschaftsräumen, Jons privater Domäne.
Sie zögerte, schlich dann jedoch langsam an der Wand entlang den Korridor hinunter und beobachtete, was vor sich ging.
Sie entdeckte die Gestalt wieder, die sich auf Jons Tür zubewegte. Dort angelangt, zögerte sie kurz und klopfte an. Seine Tür öffnete sich, die Frau schlüpfte in sein Zimmer.
Sabrina hielt den Atem an und presste sich flach gegen die Wand. Nach einigen Minuten kam die Frau wieder heraus.
Sie war schlank und graziös, fast geisterhaft in dem Halbdunkel. Sie ging mit gesenktem Kopf, und ihre schwarze Kleidung umspielte ihre Gestalt. Wenn sie aufgeblickt hätte, hätte sie Sabrina trotz des Halbdunkels entdeckt.
Doch sie sah nicht auf und ging in drei Schritten Entfernung an Sabrina vorbei.
Es war Dianne Dorsey. Im fließenden langen schwarzen Kaftan wirkte sie in den unheimlichen Licht- und Schattenspielen des Korridors wie eine Geistererscheinung.
Ein tief in Gedanken versunkener Geist.
„Ich liebe dich!“ flüsterte sie vor sich hin. Plötzlich blieb sie stehen und blickte zu Jons Tür zurück. „Ich liebe dich wirklich.“
Ein Tränenschleier ließ ihre Augen glitzern wie Diamanten. „Dann muss ich eben tun, was zu tun ist!“ fügte sie gequält flüsternd hinzu.
Danach ging sie weiter den Korridor hinunter.
Ohne Sabrina zu entdecken.
Sabrina starrte ihr reglos nach. Dianne ging zur Treppe und stieg in die untere Etage hinab. Sekundenlang verharrte Sabrina noch an ihrem Platz.
Dann ging sie weiter zu Jons Tür und klopfte ebenfalls.
Er riss gereizt die Tür auf. „Was?“ fragte er scharf, trat dann zurück und betrachtete sie forschend aus leicht verengten Augen, als er sie erkannte.
„Du hast mich erwartet?“ fragte sie in Anspielung auf sein offenkundiges Missvergnügen.
„Ich habe niemand erwartet.“
„Nicht mal Dianne Dorsey?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Spionierst du mir nach?“
Sie schüttelte den Kopf und fühlte sich dennoch absurd schuldig. „Nein, ich bin gekommen, um dich zu fragen, was du im Kellergewölbe entdeckt hast. Dabei sah ich zufällig, wie Dianne dein Zimmer verließ.“
„Nichts. Ich habe nichts im Keller entdeckt.“
Er bat sie nicht, in sein Allerheiligstes einzutreten. Er stand nur mit ernstem Gesicht da und sah sie durchdringend an.
„Sie liebt dich“, stieß Sabrina hervor.
„Was?“ fragte er scharf.
„Dianne. Sie verließ dein Zimmer und flüsterte, dass sie dich liebe, aber dass sie nun tun müsse, was zu tun sei“, erzählte sie ihm und beobachtete erstaunt seine Reaktion.
Er fluchte leise. „Entschuldige mich“, bat er dann und drängte sich an ihr vorbei.
„Ist sie diejenige, mit der du eine Affäre hattest?“ rief sie ihm nach.
Er blieb stehen und drehte sich mit finsterer Miene zu ihr um. „Nein!“
„Anna Lee
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