Mörderspiel
und möglicherweise in Gefahr. Und alles, wonach sie sich wirklich sehnte, war, Jon Stuart zu umarmen und mit ihm zu schlafen. Es war unglaublich.
Verärgert stieg sie aus der Wanne, trocknete sich rasch ab und zog ein seidiges Negligee über. Ihr hätte kalt sein müssen, doch ihr war heiß. Sie ging zum Balkon, öffnete die Glastüren und trat hinaus, um Gedanken und Körper abzukühlen.
Es hatte aufgehört zu schneien. Die Luft war frisch, und die Sterne strahlten unglaublich hell.
In diesem Moment, als sie still dastand, spürte sie ihn plötzlich hinter sich.
Ihr hätte zumindest beklommen sein müssen. Es war ein sehr beunruhigender Tag gewesen. Und einmal, vor nicht langer Zeit war eine Frau hier von einem Balkon sogar zu Tode gestürzt.
Seine Frau.
Doch sie verspürte keine Angst. Sie wusste instinktiv, dass Jon es war. Für Augenblicke hielt sie den Atem an. Falls er sie umbringen wollte, hatte er jetzt leichtes Spiel. Er brauchte sie nur von hinten zu stoßen. Keine wirklich große Anstrengung, denn sie war zierlich und leicht, genau wie Cassandra es gewesen war. Und damals hatte es eine andere Frau in seinem Leben gegeben. Sie war keine Närrin, sie wusste es.
Doch die Fakten hatten plötzlich keine Bedeutung mehr. Sie glaubte, diesen Mann zu kennen. Und sie glaubte, dass es richtig war, sich nach ihm zu sehnen, gleichgültig, wie ihrer beider Vergangenheit verlaufen war und ungeachtet der Gefahren der Gegenwart.
Sie konnte nicht erklären, was ihr die Gewissheit gab, dass er es war. Es war einfach so. Vermutlich hatten viele Menschen einen sechsten Sinn, der tief in ihrer Psyche verborgen lag. Sie hatte keine Angst. Er war nicht gekommen, ihr etwas anzutun.
Sie drehte sich nicht um, sondern wartete ab. Seit ihrer kurzen Affäre damals war immerhin viel Zeit vergangen. Er hatte zwischenzeitlich andere Beziehungen gehabt, und sie tat gut daran, etwas Zurückhaltung und Würde zu zeigen.
Sie hörte keine Bewegung hinter sich, aber sie zuckte auch nicht zusammen, als er sie berührte. Er drehte sie an den Schultern zu sich herum. Sie glaubte, ihm eine sonderbare Frustration und unterdrückten Ärger anzumerken. Gespannt wartete sie, was er sagen würde und welche Fragen ihm so offenkundig auf der Zunge lagen. Auch sie wollte ihn einiges fragen. Sie musste sich über vieles Klarheit verschaffen, vor allem über seine außerehelichen Beziehungen.
Doch er stellte keine Fragen, und sie bekam kein Wort heraus. Jon zog sie langsam in die Arme.
Sein heftiger leidenschaftlicher Kuss wirkte wie elektrisierend auf sie. Sie hätte nicht geglaubt, dass ein Kuss so erregend sein konnte. Doch seine gierig suchende Zunge zu spüren, löste in ihrem Körper heftige, sinnliche Reaktionen aus. Durch den Velours seines Bademantels und die Seide ihres Nachthemdes fühlte sie seine harte Erektion. Seine intensive Körperwärme schien sie zu durchdringen und sich in ihr zu stauen. Ihr war, als wäre sie nackt und würde auf die intimste Weise gestreichelt.
Unvermittelt wich er ein wenig zurück und sah ihr in die Augen. „Schläfst du immer noch mit McGraff?“ fragte er schroff.
Zorn durchflutete sie ebenso heftig wie zuvor Leidenschaft. Sie versuchte sich ihm zu entziehen, doch er hielt sie zu fest. Sie antwortete nicht, da er in spöttischem Ton fortfuhr: „Du musst schon entschuldigen, aber jedes Mal, wenn ich euch sehe, befindet ihr euch in einer kompromittierenden Lage.“
„Der Himmel weiß, mit wem
du
alles schläfst“, entgegnete sie ärgerlich. „Dein Zimmer erinnerte mich heute Abend an einen Taubenschlag. Schläfst du mit all diesen Frauen? Hast du das auch früher schon getan und Cassandra umgebracht, um freie Bahn zu haben?“
Ihre Bemerkung tat ihr augenblicklich Leid, als sie Jons Mienenspiel verfolgte.
„Also schön, von mir aus sei zickig. Es ist mir völlig egal, ob du mit Brett schläfst!“ Dabei sah er sie durchdringend und vernichtend an.
Plötzlich drehte er sie wieder um, und sie spürte seine Finger im Nacken. Er begann ihr Nacken und Schultern zu massieren. Sie wollte etwas erwidern, schimpfen oder sich ihm entziehen, wie jeder vernünftige Mensch mit einem Funken Stolz es getan hätte. Stattdessen stand sie reglos da, wütend zwar, aber eingelullt von seiner sinnlichen Massage. Er stand nah hinter ihr, erregt, angespannt und voller verführerischer Wärme.
„Wenn du böse auf mich bist oder mir misstraust, kannst du einfach gehen, weißt du“, sagte sie nach einer
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