Mörderspiel
im Schlachtgetümmel sah Jon sich um. Wo steckte Sabrina?
Fast alle waren hier draußen.
Außer Susan, V.J., Tom und Sabrina.
Erst Susan,V.J. und Tom.
Und jetzt fehlte auch noch Sabrina!
Jon begann sich abzuklopfen und lief aufs Haus zu.
„V.J. schläft!“ erklärte Tom verärgert.
„Sie schläft?“ erwiderte Sabrina zweifelnd.
„Ja. Sie ist müde. Warum versuchen Sie, sie aufzuwecken?“
Sabrina sah von Tom zu V.J., die wirklich dalag wie eine Leiche im Sarg, die Hände über der Brust gefaltet. Sie ging weiter aufs Bett zu und mochte Toms Worten nicht trauen.
Wenn V.J. tot war, hatte Tom sie umgebracht. Und sie war hier allein mit ihm, ohne Fluchtweg…
„Warum wollen Sie sie aufwecken?“ wiederholte Tom gereizt.
„Das Rote… an ihrem Hals…“, hörte Sabrina sich stammeln. Dumm! Sie hätte sich umdrehen und davonrennen sollen. Hilfe holen. Sie hätte so tun müssen, als glaube sie Tom, dass V.J. nur schlief.
„Das Rote an ihrem Hals?“ fragte er.
Die Stirn gefurcht, kam Tom weiter ins Zimmer. Sabrina wich vor ihm zurück und ging zur anderen Seite des Bettes, um wenigstens ein Hindernis zwischen sich und ihm zu haben. Doch als sie nun auf V.J. hinabblickte, entdeckte sie eine Kamee an einem roten Samtband um ihren Hals, farblich passend zum Rotblau ihres Kleides.
V.J. hob und senkte die Brust gleichmäßig.
Und plötzlich öffnete sie die Augen. Sie erkannte Sabrina auf ihrer einen Seite und Tom auf der anderen und richtete sich kerzengerade auf.
„Du lieber Gott, was ist denn hier los? Braucht man unbedingt Publikum, wenn man nur mal ein Nickerchen machen möchte?“
„Ich weiß nicht, was Sabrina sich dabei gedacht hat.“ Tom hob in einer Geste der Ungeduld beide Hände. „Sie kam hier herein, um dich zu wecken.“
V.J. sah sie stirnrunzelnd an. Sabrina zog bedauernd lächelnd kurz die Schultern hoch. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
V.J. sah sie verständnislos an, lächelte dann aber ebenfalls. „Dann habe ich wohl die große Beichte versäumt, was? Tut mir Leid. Ich war fertig angezogen und wollte… dann habe ich mich hingelegt, um nur kurz die Augen zu schließen, und ich war wohl sofort weg.“
„Sabrina!“
Sie zuckte zusammen, als jemand von unten eindringlich ihren Namen rief.
„Sabrina!“ ertönte es wieder, näher diesmal.
Sie wandte sich von V.J. ab und eilte zur Tür. Sie sah gerade noch, wie Jon die Tür zu ihrem Zimmer aufschwang, und trat in den Flur.
„Jon!“
Er drehte sich schnell zu ihr um. Sie las ihm vom Gesicht ab, welche Sorgen er sich gemacht hatte, und ein heißes Glücksgefühl durchfuhr sie. V.J. war okay, Jon liebte sie, und alle ihre Ängste waren unbegründet.
„Mein Gott, habe ich mir Sorgen gemacht!“ gestand er und kam lächelnd auf sie zu.
Auch sie lächelte, weil er sie umarmen wollte, doch er war völlig mit Schnee bedeckt.
„Du bist vollkommen nass!“ beschwerte sie sich.
Er nickte und zog sie entschlossen an sich. „Wir hatten eine Schneeballschlacht, und mir fiel auf, dass du nicht dabei warst. V.J. fehlte ebenfalls und Tom auch.“
„Offenbar entgeht mir hier alles Wichtige“, bemerkte V.J. trocken und kam in den Flur.
„Sie schlief, und Sabrina platzte herein und führte sich auf, als hätte ich V.J. erdrosselt“, erklärte Tom kopfschüttelnd. Er schlang V.J. einen Arm um die Taille und fügte leise hinzu: „Wisst ihr es denn nicht? Ich könnte V.J. niemals wehtun. Ich liebe sie.“
Sabrina sagte nichts dazu. V.J.s Mann war verstorben, aber war Tom nicht immer noch verheiratet?
Als lese er ihre Gedanken, erklärte er: „Meine Frau und ich, wir haben uns freundschaftlich getrennt. Und wenn die Scheidung durch ist, wollen V.J. und ich heiraten. Und wir werden den Rest unseres Lebens, wie lange das auch sein mag, zusammenbleiben.“
Sabrina löste sich lächelnd von Jon und drückte Tom einen Kuss auf die Wange. „Gut für euch.“ Dann umarmte sie V.J. fest.
V.J. errötete leicht. „Ich fürchte, ich bin vorhin eingeschlummert, weil ich eben auch nicht mehr die Jüngste bin. Und letzte Nacht haben Tom und ich stundenlang geredet und geredet… nun ja, ihr wisst schon, geredet…“
„Allmächtiger, die alten Leute haben’s wild getrieben!“ erklärte jemand vom anderen Ende des Korridors. Brett kam, Hände hinter dem Rücken, auf sie zu.
„Brett…“, begann Tom ärgerlich.
„Nein, mein Lieber, lass nur, den nehme ich mir vor“, fiel V.J. ihm munter ins Wort. „Brett McGraff, wage
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