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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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faszinierenden Tizianrot. »Keine halbe Stunde, nachdem Sie gestern weg waren, begann bei uns ein Massenansturm.«
    »Massenansturm?«, wiederholte Eve, während sie in einen langen, schmalen Korridor trat, durch dessen Buntglasfenster die Wintersonne einfiel.
    »Kunden, die irgendwas kaufen oder sich die Bobbie-Bray-Sammlung anschauen wollten.« Maeve, in weiter weißer Hose mit passendem Sweatshirt und weißen Mokassins, wies sie mit einer einladenden Handbewegung durch einen geräumigen Flur in eine repräsentative Eingangshalle.
    Geschmackvoll, dachte Eve bei sich, aber nicht überladen. Echte Antiquitäten - das sah sie auf Anhieb, da Roarke ein Faible dafür hatte. Weiche Polstersessel mit bunten Kissen standen auf kostbaren Teppichen, alte Schwarzweißaufnahmen in patinierten Zinnrahmen schmückten die Wände.
    Nirgends Gelkissen oder ein Wandmonitor oder Unterhaltungselektronik. Nostalgie pur, überlegte Eve, so ähnlich wie in ihrem Geschäft.
    »Bitte, setzen Sie sich doch. Möchten Sie vielleicht einen Tee oder Kaffee?«
    »Machen Sie sich keine Umstände«, erklärte Eve. »Ist Ihr Vater zu sprechen?«
    »Ja, er ist oben in seinem Arbeitszimmer. Wir arbeiten zu Hause, zumindest heute. Wir ersticken in Anfragen wegen unserer Bray-Sammlung, und das können wir auch von hier aus erledigen.«
    Sie steuerte durch den Raum und knipste Lampen mit Tiffanyschirmen an. »Normalerweise sind wir natürlich froh um Kundschaft, aber nicht, wenn ein solcher Andrang herrscht. Wir sind nur zu zweit, das können wir nicht bewältigen. Zumal wir eine Menge Dinge im Geschäft haben, die man leicht mitgehen lassen kann.«
    »Wie steht’s mit Briefen?«
    »Briefe?«
    »Führen Sie so etwas auch? Ich meine Briefe, Tagebücher, persönliche Aufzeichnungen?«
    »Selbstverständlich. Es geht Ihnen da im Speziellen sicher um Bobbie, nicht?« Maeve setzte sich auf die Kante eines Sessels und schlug die Beine übereinander. »Also, wir haben einen Brief, der hundertprozentig von ihr stammt. Den schrieb sie - ähm - 1968 an einen Freund in San Francisco. Zwei Notizbücher mit Originaltexten ihrer Lieder, die sie selber verfasst hatte. Gut möglich, dass wir noch mehr haben, aber das fällt mir spontan ein.«
    »Und Briefe an ihre Familie, aus ihrer Zeit in New York?«
    »Ich glaube nicht, aber das kann ich in der Inventarliste nachsehen. Oder kurz meinen Vater fragen«, setzte sie mit einem flüchtigen Lächeln hinzu. »Er hat den gesamten Bestand im Kopf, verrückt, nicht? Keine Ahnung, wie er das macht.«
    »Vielleicht können Sie ihn auch gleich fragen, ob er ein paar Minuten Zeit für uns erübrigen kann.«
    »Selbstverständlich.«
    Als sie zögerte, bohrte Eve: »Was ist, Ms Buchanan? Ist Ihnen doch noch etwas eingefallen?«
    »Also eigentlich messe ich dem nicht so viel Bedeutung bei. Vor allem wollte ich es nicht im Beisein meines Vaters erwähnen.« Sie spähte zu dem gemauerten Bogen und zupfte an einer der silbernen Kreolen in ihren Ohren. Sie ist nervös, überlegte Eve. »Aber, na ja, Mr Hopkins - ich meine, Rad - hatte ein Auge auf mich geworfen. Flirtete mit mir, wissen Sie. Lud mich dauernd zum Essen oder auf einen Drink ein. Behauptete, ich könnte Model werden. Offenbar kannte er einen Fotografen, der mir zum Vorzugspreis eine Mappe machen wollte.«
    Eine leichte Röte huschte über ihr Gesicht. Sie räusperte sich. »So, jetzt wissen Sie’s.«
    »Und? Haben Sie die Einladung angenommen? Oder waren Sie zum Foto-Shooting?«
    »Nein.« Ihre Wangen wurden noch einen Ton dunkler. »Ich weiß, wann ich eine klare Linie zu ziehen habe. Altersmäßig hätte er immerhin mein Vater sein können. Und eigentlich war er auch nicht mein Typ, obwohl er sehr charmant sein konnte. Keineswegs schleimig oder unangenehm, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch. Ich möchte nämlich nicht, dass Sie denken…«
    Sie fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum. »Es war alles rein freundschaftlich und amüsant. Außerdem hatte ich kurz vorher jemand anderen kennengelernt. Und diese Beziehung wollte ich auf gar keinen Fall in Gefahr bringen. Offen gestanden wäre mein Vater mit Hopkins auch nicht einverstanden gewesen.«
    »Wieso?«
    »Da war zum einen der Altersunterschied, zum anderen war Rad schon mehrfach geschieden. Und überdies ein Kunde von uns, das ist immer heikel.« Maeve entwich ein langer, befreiter Seufzer. »So, jetzt geht es mir besser. Ich hatte schon befürchtet, Sie könnten es von anderer Seite erfahren und denken, ich

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