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Mörikes Schlüsselbein

Mörikes Schlüsselbein

Titel: Mörikes Schlüsselbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Martynova
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gestalten, dachte der Räuber, ich werde zu diesem verschwundenen Mönch, nur so werde ich eines Tages einfach verschwinden können, wie er. Am Ende werde ich zu einem Bonsai womöglich, wie wahrscheinlich der Mönch es geworden ist. Aber zu welchem?
    Eine Quelle erinnerte ihn daran, dass es warm und schwül war. Er kniete nieder und stellte sich während der Bewegung die angenehme Kälte vor. Einem in der feuchten Luft verschwitzten Menschen scheint das kalte Wasser nicht nur kühl, sondern dazu noch trocken zu sein. Das Wasser war aber warm und salzig, wie der Tee der Hirten, nur ohne das Fett, das die Hirten in ihren gesalzenen Tee tun.
    4.
    Am siebenten Tag der Betrachtung des Gartens und des Trinkens des warmen Wassers wurde er hungrig. Er betrat die Hütte neben dem Tempel. Zwischen dem Tempel und der Hütte sah er seinen Schrei in der Luft: »Nimm den goldenen Drachen, schnell!« Komisch, was soll das?, dachte er. Er brachte etwas Wasser zum Kochen und sah die zappeligen Dampfgeister über dem Topf. Er blickte hinauf: Der Nebel umhüllte den Wipfel: Mull um einen verwundeten Kopf. Er ging noch einmal zur Quelle und benetzte den Verband auf seiner Stirn, um das getrocknete Blut einzuweichen und den Stoff zu lösen. Das war nicht nötig. Die Wundkruste fühlte sich fest an und tat nicht weh. Am Stoff des Verbandes war kein Eiter mehr zu sehen. Er unterdrückte das Verlangen nach Abkratzen der Kruste und kam zurück. In der Hütte fand er einen Sack Reis und röstete eine Handvoll Reiskörner in Baumwollöl. Die Körner wurden hagelglasig. Er warf ein paar Safranfäden ins kochende Wasser und goss das Wasser auf den gerösteten Reis, der mit Tanz und Prasseln über der Wasseroberfläche reagierte. Es war kälter geworden im Laufe dieser sieben Tage. Er sah die Schwaden aus der Quelle aufsteigen. Der Himmel verfinsterte sich abrupt. Es begann zu hageln und zu blitzen.
    Er hörte, wie sich seine Gedanken dachten, laut und langsam. Blitz . Hagel. Blitz . Reis. Blitz . Kochdampf. Blitz . Der Nebel auf dem Berg. Blitz . Die Sonne wieder. Blitz . Die Stille.
    Er wusste endlich, welcher Zweig der Föhre zu entfernen war. Er hockte sich nieder, um das zu überprüfen. Stimmt, eilt aber nicht. Er pflückte etwas zum Reis passendes Kraut. Der Reis war gar. Er aß langsam ein halbes Schälchen, nach sieben Tagen Fasten durfte es nicht mehr sein. Er war glücklich.
    Er wusste, dass das Glücksgefühl ein Unglücksgefühl verursachen würde. Dass das Glücksgefühl die Stille zerstörte, die ihn gerade umhüllte. Er betrat die Hütte und nahm eine geeignete Säge.
    5.
    Als die Bauern, die ihm gegen Heilkräuter Reis, Tee, Maulbeerwein und Öl brachten, zum ersten Mal kamen, überfiel ihn eine fröhliche Redseligkeit. Er erzählte ihnen von den Bäumen seines Gartens, von den jadegrünen Eidechsen, die immer in den Tempel wollten, zum goldenen Drachen, von den Nachtgeräuschen des Waldes, die er noch nicht alle entziffern konnte. Sie schauten ihn misstrauisch an. Er zwang sich zu schweigen. Seitdem sprachen nur die Bauern, wenn sie kamen. Sie baten um Regen. Sie schimpften auf die Soldaten, die ihnen alles wegnahmen. Sie wollten, dass er ihnen auf kleine Holzkugeln glückbringende Zeichen zeichnete.
    Als er nun die Schritte hörte, nahm er zwei Körbe voll Kräuter und kam aus der Hütte. Aber das waren keine Bauern.
    6.
    John: »Hi, where am I?« John lächelte ein offenes Lächeln, das ihm schon immer geholfen hatte, wo auch immer er es lächelte. (Dein amerikanisches Lächeln!, sagten Fjodor und Marina und meinten damit, man ließe jemanden ruhig fallen und lächle so ein ehrliches Lächeln . Nein, das ist nicht wahr, versteht ihr, wollte er ein inneres Gespräch mit den beiden anfangen, aber er musste dabei bleiben, an diesem Ort, bei diesem Mönch oder wem auch immer.)
    Räuber/Mönch: Hi (vor langer, langer Zeit, weit unten, am Marktplatz eines Städtchens, hatte er ein paar Wörter in dieser Sprache zusammengebracht). »Welcome!«
    Während der Mönch den Reis kochte, dachte John, dass es nicht schwer sein dürfte, bei diesem Mönch die beiden Dinge herauszufinden, die er dringend wissen musste: 1. welches Land das überhaupt war, 2. wo das nächste amerikanische Konsulat sein mochte.
    7.
    Im Hof, unterm Mond, bei Maulbeerwein und Schokolade (diese aus Johns Notration) hatte der Mönch (Räuber) keine Lust, die wenigen ihm bekannten Wörter der Sprache des Gastes zusammenzukratzen. Er sprach einfach.
    Er sprach, dass

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