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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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musste zu Inga. Wie es dann weiterginge, würde er sich überlegen, sobald er dort einträfe. Oder auf dem Weg dahin, denn der würde bei seiner derzeitigen Fortbewegungsgeschwindigkeit einige Zeit in Anspruch nehmen. Starr vor sich blickend, die Zähne auf seine Unterlippe beißend schlug er die Richtung ein.
     
    ***
     
    Wie viel Zeit er benötigte, um sich zwischen Dünen und Nebel bis hin zu Ingas Blumenladen durchzuschlagen, konnte er nicht sagen. Sein Zeitgefühl war völlig im Eimer. Er wusste nur ziemlich sicher, dass er lange gebraucht hatte, zu lange. Als er ankam, dämmerte es bereits. Obgleich dieser Umstand des schwindenden Tageslichts heute eher subtil ausfiel.
    Es war den ganzen Tag nicht sehr hell gewesen, dementsprechend weniger dunkel wurde es in den Abendstunden.
    Das Haus war leer. Von Inga und Monica gab es keine Spur. Die Hintertür stand offen. Die Lampen drinnen waren aus und ließen sich (auch nach einem Druck auf die betreffenden Schalter) nicht einschalten. Harry ließ den Stock fallen, stützte sich mit beiden Händen auf die Küchenanrichte und schloss die Augen. Er hatte sich auf dem Weg hierher einiges überlegt. Einige utopische Ideen waren darunter gewesen. So hatte er unter anderem darüber nachgedacht, Holland mit einem gemieteten Segelboot zu verlassen und Kurs auf Süd- bzw. Mittelamerika zu nehmen. Inga und Monica hatte er mitnehmen wollen. Fort von hier. Fort von diesem mittlerweile so schrecklichen Ort. Je näher er dem Laden gekommen war, desto abstruser waren die Ideen geworden. Nichts davon war zielführend gewesen und nichts davon würde nur im Ansatz ohne Ingas Hilfe funktionieren.
    Da stand er nun (allein, wie so oft in seinem Leben) und versuchte eine Lösung zu finden. Als er die Augen schließlich wieder öffnete , war er sicher, dass es keine gab. Gleichzeitig spürte er deutlich, dass er, so einsam, wie er sich zunächst gefühlt hatte, in diesem Moment nicht war. Er spürte eine unsichtbare Präsenz in dem kleinen Haus. Zuerst war es nur eine Ahnung gewesen, aber je mehr Zeit er hier verbrachte, desto deutlicher wurde dieser Verdacht. Harry blieb ruhig, drehte den Kopf und schaute sich um. Die Küche war leer.
    Hatte er sich geirrt? Vermutlich …
    Nur wenig erleichtert schnaufte er durch.
    „Hoffentlich haben die beiden wenigstens die Flucht ergriffen und den Ort verlassen“, sagte er zu sich selbst und warf einen uninteressierten Blick aus dem zerstörten Fenster. „Hoffentlich geht es den beiden gut.“
    „Derzeit könnte man es so nennen“, antwortete man ihm und es war nicht seine innere Stimme, die sich so gerne in diesen Momenten zu Wort meldete. Diesmal kam sie von jemand anderem. Es war eine St imme, die Harry bekannt vorkam und gleichzeitig so ganz anders zu sein schien. Erneut wandte er den Kopf und diesmal folgte sein gesamter Körper. Die Küche war nicht länger erfüllt von gähnender Leere. Im Halbdunkeln, auf den Schränken und Regalen, dem Tisch und den Stühlen, saßen Dutzende Möwen und in ihrer Mitte stand ein Mann. Es war der Mann, den Harry vor Tagen als Sem van Taangen kennengelernt hatte. Und er war es doch nicht. Vielmehr war er die Gestalt, die durch Aris Tunnel zu Harry ins brennende Strandhaus gekrabbelt war. Nur der Schatten eines vormals lebendigen Wesens. Er war der, den Harry im Nachhinein für eine Art Hirngespinst gehalten hatte. Zu Unrecht.
    Sem stand dort, sein Kopf hing lose zur Seite. Der im Het Meeuwennest von Ari Sklaaten mit dem Beil bearbeitete Arm hing schlaff herunter. Seine Kleidung war nass und schmutzig, außerdem an zahlreichen Stellen zerfetzt. Seine Haut war gräulich an manchen Stellen bereits schwarz. Das falsche Grinsen, in dem er sich versuchte, wirkte gequält.
    „Überrascht mich zu sehen?“, fragte er. Seine Stimme klang wie altes Schmirgelpapier das über fauliges Holz rieb. Dazu gesellte sich ein Gänsehaut auslösendes Röcheln. Selbst die Tiere, die er mitgebracht hatte, plusterten sich bei seinen Worten auf und stießen vereinzelt dissonante Töne aus.
    „Nicht besonders“, antwortete Harry und lehnte sich gegen die Anrichte.
    „Dennoch wirkst du überrascht.“
    „Ich hatte mich schon mit dem Gedanken angefreundet, mir die Szene in der Kuhle nur eingebildet zu haben. Da lag ich wohl falsch.“
    „Ja, ganz recht. Du bist ein zäher Hund. War mir sicher, dass es dich diesmal wirklich erwischt. Ich habe vergessen, dass sich die meiste Hitze eines Feuers nach oben und nicht nach unten

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