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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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in den Kopf gesetzt hat, hätte er es sich bestimmt anders überlegt und stattdessen Goldfische gezüchtet“, sagte er, bevor er sich zur Tür wandte. Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus und verschwand.
    In einem Meer aus Flügelschlägen erhoben sich die übrigen Vögel in die Luft und folgten Sem in die Dämmerung. Einer erwischte Harry mit den Krallen am Hals und fügte ihm einen langen Schnitt zu, der einige Zeit heftig blutete. Es blieb bei der Verletz ung; einer unmissverständlichen letzten Warnung. Die anderen Tiere ließen ihn in Ruhe. Und dann war Harry plötzlich ganz allein.
    Unverhofft und geradezu durch eine unwirkliche Begegnung war er in den Besitz seiner Papiere gelangt. Das, was er am wenigsten erwartet hatte , war auf wundersame Weise eingetreten. Und das bedeutete, er war frei. Schon als er im Besitz von Petrs Trophäen gewesen war, hatte ihn der Wunsch beschlichen, diese ganze Fluch-Geschichte hinter sich zu lassen. Van Buuren schien tatsächlich nichts von ihm zu wollen. Sie war nur hinter Inga her.
    Inga …
    Sie war diejenige, die ihm das alles eingebrockt hatte. Hätte sie ihn nicht aus dem Krankenhaus entführt, wäre alles anders gelaufen. Er schuldete dieser verrückten alten Frau nicht das Geringste. Mit voller Geschwindigkeit hatte sie ihn in die verzwickteste Situation seines Lebens laviert. Bislang hatte es keinen Ausweg gegeben. Das war jetzt anders. In seinen Händen hielt er den Schlüssel, der ihm erlaubte den Albtraum hinter sich zu lassen. Er musste nur noch durch die Tür gehen und alldem den Rücken kehren. Alle seine Sinne stimmten ihm zu, wenn er sagte, dass der Ausstieg längst überfällig war. Vermutlich hätte ihm in diesem Moment sogar Inga selbst zugestimmt. Mit nur einer Entscheidung konnte sein ganzes Leiden ein Ende haben. Es war fast zu einfach. Und zu verführerisch obendrein …
    Harry lausch te dem Ticken der Wanduhr.
    „Zeit zu gehen“, me ldete sich seine innere Stimme. Harry zögerte. Etwas sträubte sich dagegen und zuerst erkannte er nicht, was das sein konnte. Er grübelte und kam nicht darauf. Selbst als er sich für einen Moment hingesetzt hatte, wollte es ihm nicht einfallen. Dann, als seine innere Stimme ihn förmlich anbrüllte, endlich die Gelegenheit beim Schopf zu packen, manifestierte sich vor seinem inneren Auge ein schwammiges Bild. Im unruhigen Wind wehendes, gelocktes, feuerrotes Haar. Das Bild wurde schnell schärfer und dann erkannte Harry, zu wem es gehörte.
    „Monica“, flüsterte er. „Monica ist bei ihnen. Sie wird sterben, wenn ich nichts dagegen tue.“
    „Selbst wenn du etwas tust: Sie wird sterben und du gleich mit ihr. Damit ist keinem geholfen“; keifte die Stimme und bedrängte ihn weiter. „Sei nicht dumm. Sei einmal in deinem Leben nicht dumm und nutze die Chance. Lass sie hinter dir. Du warst dein ganzes Leben nicht für sie da. Sie hasst dich, egal ob du nun ihr Vater bist oder nicht. Anny hat dich gehasst, als sie dich verlassen hat. Bei Monica wirst du nichts anderes finden, als Enttäuschung darüber, wie weich und unbrauchbar du bist. Sie hat längst begriffen, was du für ein Versager bist. Manche Dinge werden sich nie ändern. Herrje! … geh endlich.“
    Langsam und sehr bedächtig schüttelte Harry den Kopf.
    „Ich kann nicht“, sagte er laut und stand auf. „Ich kann sie nicht im Stich lassen. Ich muss wenigstens versuchen, sie irgendwie zu warnen.“
    „Mieser Dummkopf! Man zeigt dir einen Ausweg und du schlägst dir selbst die Tür zu. Mieser, mieser, hoffnungsloser Dummkopf“, schrie die Stimme. Es sollten die letzten Worte werden, die er von ihr für den Rest seines Lebens hörte.
    Harry schnappte sich den Stock vom Boden, stützte sich (so gut es ging) darauf ab und brach zu seiner vielleicht letzten Aufgabe auf.
     
    ***
     
    Sem oder das, was von Sem übrig geblieben war, hatte von einem Boot in den Dünen geredet, das die drei benutzen wollten. Obgleich Harry keine Reaktion gezeigt hatte, hatte er sofort gewusst, von welchen Wasserfahrzeug er gesprochen hatte. Die seltsame Rettung des in Seenot geratenen Daniel Heemstedde war beinahe so legendär, wie jene Gruselmärchen, die sich um Het Meeuwennest rankten. Harry hatte sie nicht selbst miterlebt. Er war erst fünfzehn Jahre nach den Ereignissen hierhergezogen. Die älteren Anwohner (allen voran Inga) hatten ihm einiges darüber erzählt. Berichtet worden war ihm, dass der junge Heemstedde so gut wie verloren gewesen war. Er war draußen auf

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