Möwenspur
würde Aufmerksamkeit an einem
Strand hervorrufen. Also bleibt die beste Lösung
ein
Helfer, der die beiden vom Segelboot aus an die Küste
bringt und anschließend die Täterin wieder einsammelt.
Findest du nicht auch?“
Gerard dachte kurz nach. Nun, wenn man nicht gesehen
werden will, dann wäre das eine Möglichkeit. Aber dennoch ist es nicht kalkulierbar, dass man wirklich unbemerkt bleibt auch ein Schlauchboot das sich dem Ufer
nähert könnte von einem Spaziergänger gesehen werden.“
„Da hast du schon recht, aber es ist wesentlich schwieriger ein Schlauchboot zu identifizieren als ein Segelboot,
das meistens einen Namen und eine Nummer trägt. Ein
Boot, das weiter draußen auf dem Meer vor Anker liegt
ist nicht so ohne Weiteres zu erkennen. Ich bin mir sicher, dass der erste Mord eine gemeinsame Tat von mindestens zwei Personen war.“
„Warum sollte sich jemand bereit erklären einen Mord
zu unterstützen?“
„Du hast mir doch vorhin gesagt, dass eine physische
Attraktivität und die soziale Stellung einen erheblichen
Einfluss auf die Beurteilung beziehungsweise auf das
Urteil der Straftat haben. Wenn nun jemand, sagen wir
ein Psychologe mit Sylvie Nicot verwandt wäre, dann
könnte er genau aus diesen Gründen zur
Selbstjustiz
greifen und sich bereit erklären die Tat zu unterstützen.“
„Was wieder zu der Frage führt, wer die Täterin sein
könnte und in welchem Verhältnis sie zu der toten Sylvie
stand?“ Gerard sah Marc fragend an.
„Das Motiv, genau das ist das Problem. Was für ein Motiv könnte eine Frau haben, wenn sie eine andere Frau
rächen will?“
„Liebe!“ meinte Gerard.
„Liebe, wieso Liebe?“
„Es gibt doch auch Liebe zwischen Frauen oder etwa
nicht?“
Marc schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirne.
„Ich bin absolut eingerostet, der Urlaub tut mir wirklich
nicht gut. Natürlich, wieso habe ich das außer Acht gelassen? Eine lesbische Täterin, das wäre die Lösung.“
Marc zögerte weiterzureden, ihm waren doch Zweifel
gekommen.
„Jetzt brauche ich doch wieder die Hilfe des Arztes.
Würde eine lesbische Frau mit einem Mann Sex haben?“
„Marc das ist eine schwierige Frage. Eine lesbische Frau,
die in einer festen Beziehung lebt würde einen solchen
Kontakt alleine schon aus Gründen der Treue ihrer Partnerin gegenüber vermeiden, vielleicht auch aus persönlicher Überzeugung oder Ablehnung. Da dürfte es nicht
anders sein wie die Ablehnung eines ‚normalen‘ Mannes, Sex mit einem anderen Mann zu haben. Aber man
kennt homosexuelle Männer und lesbische Frauen die
verheiratet sind oder waren. Also, alles ist möglich.“
„Ganz so einfach scheint es also nicht zu sein.“
„Warum hattest du die Frage denn überhaupt, was spielt
das für eine Rolle?“
„Ich bin davon ausgegangen, dass eine lesbisch ausgerichtete Frau den sexuellen Kontakt zu einem Mann
massiv ablehnen würde, zumal wenn es sich um einen
Mann handelt der vielleicht am Tod ihrer Geliebten beteiligt war. Wenn eine Frau sich aber als Racheengel
betätigt, dann ist sie vielleicht auch dazu bereit. Die Verdächtige, von der ich dir erzählt habe, diese Julie Peguez
sagte ja aus, dass Jean-Marie Morvan ihr Freund sei. Wir
müssten doch dann in ihrer Wohnung Spuren von sexuellem Kontakt finden. Daher meine Frage, wenn wir solche Spuren finden, dann könnte sie natürlich die Wahrheit sagen. Wenn wir diese aber nicht finden, dann bedeutet es aber auch nicht, dass sie nicht doch liiert waren. Du siehst mein Problem?“
„Klar, dir wäre lieber, wenn Lesben keine Männerkontakte hätten, dann würde das Fehlen dieser Spuren eher
auf sie als Täterin hinweisen und die Aussage ‚er war
mein Freund‘ nur als Schutzbehauptung dienen.“
„Genau das wäre dann meine Überlegung. So aber kann
es durchaus sein, dass wir entsprechende Spuren finden
und sie dennoch lesbisch ist.“
„Ich glaube, wir sollten uns lieber dem Wein widmen als
diesem Fall. Der Wein ist etwas ganz besonderes. Ich
habe ihn bei einem Händler in Vannes gekauft, der mir
gesagt hat, dass es sich um die Krönung des Pomerol
handelt.“
Marc musste zugeben, dass der Wein wirklich exzellent
war. Er übertraf alles, was Gerard ihm bis jetzt angeboten hatte.
„Warum trinken wir nicht öfter eine Flasche davon?“
fragte er daher seinen Freund.
„Weil er ein Vermögen kostet und ich auch nur ein endliches Einkommen habe. Hin und Wieder kann ich mir
so etwas aber schon erlauben.“
„Warum gerade heute?“
„Weil es der 24. Mai
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