Möwenspur
hielt an und wartete. Als nach fast fünf
Minuten immer noch kein Fahrzeug vorbeikam, nahm
sie an, dass man sie doch nicht überwachte. Immer noch
ohne Licht wendete sie ihr Auto und fuhr an die Kreuzung. Es war alles dunkel. Dennoch ließ sie, als sie bereits wieder auf der D22 war die Fahrzeugbeleuchtung
noch einige Meter ausgeschaltet. Es kam ihr kein Auto
entgegen. Sie vergewisserte sich noch einmal im Rückspiegel, dass sie kein Licht sehen konnte und schaltete
dann ihre Beleuchtung wieder ein. Die Strecke nach
Névez war zu der schon fortgeschritten Zeit wenig befahren. Es kamen ihr auf der Strecke vielleicht fünf oder
sechs Wagen entgegen.
Sie hatte sich überlegt, dass es durchaus sein konnte,
dass man ihr Haus in Kerliou überwachte. Schließlich
waren dort die Toten gefunden worden. Sie überlegte,
wie sie am besten möglichst nahe an das Haus heran
kommen könnte ohne gesehen zu werden. Die Lösung
schien ihr der Strand von Raguénez zu sein. Daher fuhr
sie, nicht wie sonst über die D77 von Névez in Richtung
Kerliou, sondern wählte den Weg nach Celan um an den
Strand von Raguénez zu kommen.
Wie gut, dass sie vorhin noch die Gummistiefel in den
Mini gestellt hatte und immer eine Taschenlampe im
Handschuhfach lag. Sie stellte den Wagen unmittelbar
neben dem Strand ab, zog sich die Gummistiefel an und
kontrollierte die Taschenlampe. Dann machte sie sich
auf den Weg über den Strand in Richtung ihres Hauses.
Sie kannte den Weg so gut und konnte ihn auch bei
Nacht gehen. Jetzt in der Dunkelheit war es nicht ganz
ungefährlich über den Weg zu gehen. Sie ging langsam
um keine Geräusche zu machen und nicht zu fallen oder
gar abzustürzen. Alles blieb ruhig. Als sie hinter ihrem
Haus angekommen war nahm
sie den Schlüssel und
schloss die Gartentür auf. Langsam durchquerte sie den
stockdunklen Garten. Zur Sicherheit wollte sie nachsehen ob das Haus überwacht wurde. Auf dem Grundstück
vor dem Haus konnte sie nichts sehen. Sie blieb unter
den Bäumen und ging weiter in Richtung der Straße.
Dann sah sie das Auto. Es war ein dunkler Peugeot. Er
parkte am Straßenrand und sie konnte einen Mann sehen,
der neben dem Wagen stand. Zuerst dachte sie, er müsse
seine Blase entleeren, doch dann bemerkte sie das kleine
Glühen vor seinem Mund. Der Mann rauchte eine Zigarette. Angestrengt sah sie zum Wagen um festzustellen
ob sich noch ein zweiter Insasse darin befand. Sie wusste, dass Überwachungen nie alleine gemacht werden. Sie
wollte gerade aufgeben als sie eine Gestalt sah, die sich
dem Haus näherte. Julie drückte sich jetzt noch näher an
den Baum neben ihr. Die Gestalt, es schien ein Mann zu
sein, ging ums Haus. Nach einigen Minuten kam er wieder zurück und ging zu dem Peugeot. Als er kurz vor
dem Auto war hörte Julie wie er mit seinem Kollegen
sprach.
„Alles weiterhin dunkel. Die Peguez kommt bestimmt
nicht und im Haus ist sie auch nicht. Warum müssen
wir uns hier die Nacht um die Ohren schlagen?“
„Weil wir den Auftrag haben! Oder würdest du gerne
einen Rüffel kriegen wollen falls sie doch kommt und
wir nicht hier wären. Ewen hat ausdrücklich gesagt,
dass man sie auf keinen Fall ins Haus lassen soll.“
„Warum hat er sich nicht einfach einen Durchsuchungsbefehl geben lassen und das Haus durchsucht?“
„Weil es keinen ausreichenden Verdacht gegen sie
gibt! Ist doch ganz einfach. Sie hoffen, dass die
Peguez ihnen morgen einen Besuch des Hauses erlauben
wird.
Wenigstens
gehe
ich
davon
aus.“
Vielleicht ergibt sich bei dem Verhör morgen auch ein
zwingender
Tatverdacht. Dann würde man einen
Durchsuchungsbefehl bekommen.“
„Komm ins Auto, langsam wird es empfindlich kühl
hier draußen.“ Die beiden Polizisten stiegen ein. Julie
atmete tief durch. Gott sei Dank war ihr das Bild eingefallen. Sie schlich sich jetzt schnell zur hinteren Tür
des Hauses. Auf der letzten Treppe öffnete sie die Tür
mit ihrem Schlüssel und zog die Stiefel aus. Sie kannte
sich in ihrem Haus sehr gut aus und wusste von wo aus
ein Lichtschein zur Straße dringen konnte und wo nicht.
Erst als sie auf der Treppe nach oben war machte sie die
Lampe an. Sie schlich sich in ihr Schlafzimmer und griff
nach dem Bild. Ohne sich länger aufzuhalten ging sie
wieder nach unten, schloss die hintere Türe wieder zu,
zog die Stiefel an und ging vorsichtig durch den Garten.
Sie blieb stehen und drehte sich wieder um, ging zurück zur Treppe und zog die Stiefel auf der untersten
Treppe erneut aus. Nur mit den kurzen
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