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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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bitten?«
    Mutter Knödel quiekte entsetzt auf und trat umgehend den Rückzug ins Haus an, unter Zurücklassung ihrer im Winde flatternden Weißwäsche. Klarer Fall von Fahnenflucht.
    »Dann eben beim nächsten Tango!«, rief Fredo der Flüchtenden nach. Er ließ das Schlafshirt im Garten liegen und kehrte schmunzelnd ins Gästezimmer zurück. Erst die Lehrerin und nun diese Nachbarin. Neuerdings reagierten die Frauen ja reichlich verstört auf ihn. Vielleicht sollte ihm das zu denken geben. Allerdings war es bei ihm mit dem Denken vor dem Frühstück so eine Sache. Und da er praktischerweise bereits nackt war, marschierte er gleich durch bis unter die Dusche.
    Eine halbe Stunde später streifte Fredo mit nassen Haaren, bekleidet mit sauberen Jeans und einem frischen Sweatshirt, durchs Haus. An der Treppe horchte er nach oben – Stille. Karla und Tim saßen natürlich längst in der Schule. Fredo hoffte zumindest, dass der Junge auch hingegangen war. Nachdem Helena Anatol gestern schreiend aus dem Haus gerannt war, hatte sich Tim in seinem Zimmer verbarrikadiert und nicht mehr blicken lassen. Fredo hatte zwar noch kurz an die Tür des Jungen geklopft, aber nur ein deftiges »Hau ab!« kassiert.
    Vielleicht sollte man mal nachgucken, überlegte Fredo. Müsste ich eigentlich sogar. Schließlich bin ich jetzt so was wie der Erziehungsberechtigte. Schuleschwänzen käme bei der Anatol garantiert nicht gut an. Und die meldete sich bestimmt wieder. Außerdem war Fredo neugierig darauf, wie es in Tims Zimmer aussehen mochte.
    Er stieg die Treppe hinauf. Karlas Tür stand weit offen. Ebenso ihr Kleiderschrank. Offenbar hatte sie morgens diverse Outfits probiert, verworfen und kurzerhand auf dem Fußboden liegen lassen – davon zeugte ein wüster Klamottenhaufen aus Tops, Shirts und Pants. Ansonsten wirkte alles ziemlich aufgeräumt. Fredo warf einen schnellen Blick zum HOME OF SPEEDY: Der Mauskäfig stand verwaist im Regal, blank geputzt und bereits gesäubert von Streu und Heu. Fragte sich bloß, wo Speedy nun seine – hoffentlich letzte – Ruhe hielt. Karla hatte dazu keinen Kommentar abgegeben, sondern sich gestern nach einem spärlichen Gutenachtgruß ebenfalls in ihr Zimmer verzogen.
    Wenigstens macht sie in der Schule keine Probleme, dachte Fredo und ging durch den Flur hinüber zu Tims Zimmer. Dessen Tür war verschlossen, wie Fredo nach kurzem Anklopfen und Druck auf die Klinke feststellte.
    »Tim? Bist du da?«
    Keine Antwort. Was entweder hieß, dass der Junge im Bett lag und auf stur schaltete oder eben doch schon in der Schule saß und bloß sein Zimmer abgeschlossen hatte, warum auch immer. Fredo klopfte nochmals vergeblich. Dann ließ er es. Seine Aufsichtspflicht sah er damit als erfüllt an. Und außerdem müssen Erziehungsberechtigte auch mal frühstücken.

    Der Eierkarton ist noch voll. Genug, um Pfannkuchen für alle zu backen. Mehl ist fast alle. Milch geht hier weg wie nichts, kann man immer kaufen. Gesche saß am Küchentisch und notierte schwungvoll die benötigten Dinge auf ihrem Einkaufszettel. Zwischendurch stand sie auf und kontrollierte die Bestände im Kühlschrank und in den Vorratsschränken. Milch, okay. Wie war das jetzt mit Mehl? Mehl brauche ich, ich will Pfannkuchen machen. Pfannkuchen gehen schön einfach. Eier, Milch, Mehl. Pfannkuchen. Gesche hatte sich zwar gerade erst hingesetzt, stand nun aber doch wieder auf und öffnete den Küchenschrank. Mehl. Da stand die Tüte, ziemlich leer. Also aufschreiben. Sie ging zurück an den Tisch, setzte sich, griff zum Stift und notierte: Mehl. Als die Buchstaben auf dem Papier standen und Gesche prüfend ihren Blick übers eben Geschriebene fliegen ließ, entdeckte sie zwei Zeilen darüber das gleiche Wort: Mehl. Wütend strich sie es dick durch. Prompt brach die Bleistiftspitze ab. Gesche feuerte den Stift aufgebracht an die Wand. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Konzentriere dich. Apfelmus brauchst du auch noch. Tim isst Pfannkuchen nur mit Apfelmus. Nein – Markus nimmt Apfelmus, Tim nimmt Zucker. Markus ist nicht da. Und wenn, nimmt er Zucker zum Pfannkuchen. Tim nimmt Apfelmus. Karla nimmt Zucker. Quatsch, nimmt sie nicht mehr. Macht die Prinzessin zu dick. Nicole will abnehmen. Nimmt sie Apfelmus? Nicole ist gar nicht da. Markus auch nicht. Fredo ist da. Haben wir noch Apfelmus?
    Gesche spürte, wie in ihrem Gehirn Nebel aufzog und die Konfusion ihrer Gedanken in Watte hüllte. Am liebsten hätte sie laut geschrien, um das

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