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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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stehen.
    Als sie endlich wieder im Auto saßen, schien sich Gesche gefangen zu haben. Jedenfalls zittert sie nicht mehr, dachte Fredo. Laut sagte er: »Zu Feinkost-Lehmann?«
    Gesche blickte ihn an und strahlte plötzlich übers ganze Gesicht. »Zucker, Salz, Butter!«
    Erleichtert lehnte sie sich im Sitz zurück und schloss die Augen.
    Ging doch, na bitte.

7.
    S ind immer wieder ein Knaller, deine Pfannkuchen«, lobte Fredo und strich sich behaglich über den satten Magen. Zum Glück hielt sich die Wölbung noch in Grenzen. Ein paar Wochen mit Gesches Kochkünsten, und er würde verschärft Sport treiben müssen, um nicht aus dem Leim zu gehen.
    »Danke, mein Junge.« Gesche trug wieder die unvermeidliche Schürze und war bereits dabei, den Tisch abzuräumen. »Hat es euch denn auch gut geschmeckt, Kinder?«
    »An Pfannkuchen kann man ja wohl nicht viel verkehrt machen«, urteilte Karla gnadenlos.
    »Außerdem gab’s die letzte Woche schon zweimal!«, versetzte Tim und stand auf. »Muss dringend mein Fahrrad reparieren. Hab keinen Bock darauf, wieder zu Fuß zur Schule zu latschen.«
    Das bist du heute ja wohl auch nicht, dachte Fredo. Er wollte Tim noch darauf ansprechen, fand aber, jetzt sei nicht der geeignete Zeitpunkt. Wie die optimale Gesprächssituation aussehen könnte, wusste er jedoch nicht. Irgendwie fand sich Fredo als Mahner in Sachen Schuleschwänzen fehlbesetzt. Geklaut hatte er allerdings weder früher noch heute. Höchstens Pointen, und davon über die Jahre reichlich. Aber das taten ja alle Drehbuchautoren. Besser gut geklaut als schlecht erfunden, lautete eine goldene Regel seiner Branche.
    Tim und Karla verließen die Küche. Gesche bestückte die Geschirrspülmaschine mit schmutzigem Besteck, grimmig und in abgezirkelter Routine, als lade sie das Magazin eines Schnellfeuergewehrs. »Immer haben sie was zu meckern! Ich koche, was ich kann!«
    »Und das machst du super«, versuchte Fredo sie zu trösten. »Also, ich hab nichts gegen dreimal Pfannkuchen in einer Woche.«
    Gesche winkte resigniert ab, lehnte sich gegen den Küchenschrank und strich sich müde über die Stirn. »Ich kann nicht immer kompliziert kochen, mit so vielen Sachen, bei denen man so furchtbar viel bedenken muss, dass einem der Schädel platzt. Das geht einfach nicht!«
    »Es wird dir manchmal alles … ein bisschen zu viel, nicht war? So wie vorhin im Supermarkt?«
    Sie hatten bis jetzt beide noch kein Wort über das Drama hinter der automatischen Eingangstür verloren. Waren bei Feinkost-Lehmann gewesen, hatten die fehlenden Zutaten gekauft, dann gab es Pfannkuchen. Es fiel Fredo nicht leicht, die Angelegenheit überhaupt zu erwähnen. Zu tief lag der Respekt vor Gesches innerer Stärke in ihm verwurzelt. Und der Respekt vor der Autorität, die sie immer noch ausstrahlte. Jetzt allerdings schien es ihr an jeder Spannkraft zu mangeln, so, wie sie zusammengesunken am Schrank lehnte.
    »Ich kann’s bloß nicht ab, wenn alles ständig anders ist«, seufzte sie.
    »Dann mach nur die Sachen, bei denen du dir sicher bist. Das reicht doch.«
    Trotz ihrer Erschöpfung lachte Gesche ihn plötzlich an. »Du bist wenigstens nicht anders, Fredo! Du bist wirklich genau wie früher.«
    »Bloß erwachsen«, merkte Fredo energisch an.
    »Geht so. Nur die Sachen machen, bei denen man sicher ist!«, zitierte ihn Gesche kichernd. »Das war doch schon in der Schule deine Masche, wenn du eigentlich keine Ahnung hattest: Immer nur stundenfüllend über das reden, was du zufällig mal gelernt hast – dann kommt kein Lehrer mehr dazu, nach all den Dingen zu fragen, von denen du keine Ahnung hast.«
    »Das hab ich früher schon gemacht?«, wunderte sich Fredo schmunzelnd. »Dann war ich ja wohl ziemlich jung schon ziemlich schlau.«
    »Ziemlich faul«, schmunzelte Gesche zurück.
    »Vielleicht ein bisschen von allem?«
    »Ein bisschen von allem«, willigte Gesche ein, um dann nachzusetzen: »Aber überwiegend faul.«
    Gesche hat mich immer durchschaut, gestand sich Fredo ein. Ob sie ihren scharfen Blick auch noch für den Urenkel bewahrt hatte?
    »Ist Timmie auch so?«
    »Tim ist ganz anders«, antwortete Gesche spontan. »Der denkt über alles dreimal nach. Ganz genau und viel zu viel.«
    Fredo dachte an die Szene im Supermarkt, wie Tim das geklaute Spiel unter dem T-Shirt verschwinden ließ. Zumindest in der Situation schien der Junge nicht besonders gegrübelt zu haben.
    »Und Karla? Wie ist die?«
    Gesches Miene verschloss sich

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