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Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten

Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten

Titel: Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Horvath
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Vätern, nun spricht die Ast. definitiv von einer ungewollten Schwangerschaft und einem Vater, den sie kaum kannte. Aufgrund dieser widersprüchlichen Aussagen erscheint die Ast. der erkennenden Behörde nicht glaubwürdig. Okay, okay, ich weiß, Mira hat es schwer, Mira hat es sehr schwer, ich beneide sie nicht, ich bedaure sie, ich fühle mit ihr. Aber ich, Faruq, der, der zwischen Wahrem und Falschem unterscheidet, ich weiß, dass sie nicht die Wahrheit oder zumindest nicht die ganze Wahrheit sagt.
    Und … du wolltest das Kind nicht, will Nino wissen. Ja und nein. Mira weicht Ninos Blick aus. Ich wollte ein Kind, aber nicht … nicht von diesem Mann, nicht in dieser Situation. Und warum hast du dann doch …? Mira zuckt mit den Schultern. Man weiß nicht immer, warum man bestimmte Entscheidungen trifft. Ich hatte erst sehr spät die Möglichkeit … ich bin erst sehr spät zum Arzt gegangen, aber ich glaube, als ich beim Ultraschall zum ersten Mal dieses winzige Etwas gesehen hab’, da gab es für mich … da gab es keine andere Möglichkeit mehr. Und, hast du es bereut, fragt Nino nach einer Weile. Mira antwortet nicht gleich. In den ersten paar Jahren gab es manchmal Zeiten, sagt sie dann, da habe ich es bereut, ja. Aber heute bin ich trotz aller Schwierigkeiten, die es gab und gibt, sehr, sehr, sehr froh darüber. Mira steht auf, und Nino blickt lächelnd zu ihr hoch, während ihr gleichzeitig ein paar Tränen über die Wangen laufen.
    Die nächsten Tage gehen rasch vorbei, sie scheinen es darauf angelegt zu haben, Nino die Zeit für ihre Entscheidung zu verkürzen. Und dann ist es so weit, die Frist ist abgelaufen, Nino trägt immer noch die Frucht eines kurzen, lustvollen Augenblicks im Leibe und hat sich entschlossen, die Konsequenzen dieses Augenblicks ein Leben lang zu tragen. Nino, ausgerechnet Nino, die nichts ernst und alles auf die leichte Schulter zu nehmen schien, die selbst von ihren jugendlichen Mitbewohnern des Öfteren als leichtsinnig kritisiert wurde, ausgerechnet sie hat sich dazu entschlossen, Verantwortung zu übernehmen! Die Überraschung ist groß, die Reaktionen sind unterschiedlich und reichen von kindlicher Freude bei Djamila über Gleichgültigkeit bei Dunja zu Furcht um Ninos Seelenheil bei Oma oder schroffer Verurteilung bei Murad. Sie ist ein Hure, schimpft Letzterer beim Abendessen, nachdem Nino den Raum verlassen hat. Leider bekommt er diesmal keine Ohrfeige von Kamal, wobei ich auch gegen Wangendatteln nichts einzuwenden hätte, ich selbst fühle mich allerdings für derlei Grobheiten in diesem Fall nicht zuständig.
    Es ist kurz nach ein Uhr nachts, als ich aufwache. Ich versuche, wieder einzuschlafen, doch das Schnarchen von Kamal und Yaya hält mich wach. Schließlich stehe ich auf und verlasse das Zimmer. Ich gehe zum Treppenhaus, am Treppenabsatz bleibe ich stehen. Ich ziehe ein paar Mal hintereinander die Luft ein, dann wird mir plötzlich klar, dass es eindeutig nach Pitras Lammeintopf riecht.
    Ich steige hinunter in den zweiten Stock, und wieder ist da Licht im Zimmer der Schwarzen Köchin. Es sollte schon längst wieder vergeben sein, doch in letzter Zeit werden die leer stehenden Zimmer und Wohnungen nicht so schnell aufgefüllt wie früher. Ich bleibe vor der Tür stehen, lege mein Ohr daran, schnuppere am Türspalt, der Geruch ist viel stärker als oben im letzten Stock, ich klopfe, dann trete ich ein. Natürlich ist das Zimmer leer, natürlich ist Pitra nicht da, kein Topf steht auf dem Herd, doch der Geruch ist unverkennbar. Pitras Hab und Gut ist immer noch da, und wieder scheint es mir, als wären einige Figuren anders arrangiert als beim letzten Mal. Ich drehe das Licht ab, schließe die Tür hinter mir und kehre in den letzten Stock zurück.
    Ich kann auf dein Kind aufpassen, sagt Nicoleta gerade auf Russisch, als ich mich der Küche nähere, natürlich nur, wenn du das willst, fügt sie hinzu. Ich bleibe neben der Tür stehen und warte auf Ninos Antwort. Sie schweigt, plötzlich höre ich sie schluchzen. Danke, sagt sie dann, nachdem sie sich geräuschvoll die Rotznase geputzt hat, wer weiß, ob ich in sechs Monaten noch in Österreich bin. Besteck quietscht über einen Teller. Au, sagt Nino, das tut weh. Meine Mutter war schwanger, da war ich ungefähr acht Jahre alt, beginnt Nicoleta mit vollem Mund zu erzählen, es sollte ein Bub werden. Ich hab’ mich schon sehr gefreut auf einen kleinen Bruder, aber dann ist meine Mutter krank geworden, und dann war der

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