Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
Meier alias Philip Vandenberg ein Herz und eine Seele sind, lässt mich nichts Gutes ahnen.
Als ich um die Ecke biege, herrscht vor dem Haupteingang bereits rege Betriebsamkeit. Ich entdecke Fiona, die sich gerade durch die Tür schiebt, unseren Schönheitschirurgen Dr. Engelmann und noch ein paar andere Mitarbeiter. Unwillkürlich bremse ich meine Schritte. Ein innerer Impuls drängt mich, einfach umzukehren und abzuhauen, doch dann entdecke ich plötzlich aus den Augenwinkeln in einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite eine Gestalt, die mir zuwinkt. Ich kneife die Augen zusammen, weil mich die Sonne blendet, und dann sehe ich … dass es Frederic ist.
Okay, das ist vielleicht nicht der günstigste Moment, aber ich muss unbedingt mit ihm reden. Immerhin geht es um mein Geld– und damit genau genommen um meine ganze Zukunft.
Ich haste über die Straße und werde dabei fast von einem Kleintransporter überfahren, dessen Fahrer nach einer Vollbremsung wütend hupt und mir irgendwas hinterherschimpft. Kaum bin ich auf der anderen Seite angekommen, packt mich Frederic am Ärmel und zieht mich in den Hauseingang.
»Frederic, was soll denn das alles?«, lege ich gleich los. »In der Zeitung steht, dass gegen dich ermittelt wird.«
»Ja, stimmt«, sagt er mit gedämpfter Stimme und sieht sich dabei hektisch um, als wäre er auf der Flucht. »Deswegen wollte ich dich ja auch in den letzten Tagen immer wieder erreichen, aber du bist nie rangegangen.«
»Was ist denn nun mit deiner Firma? Du kannst das doch sicher alles aufklären, oder?«, frage ich hoffnungsvoll.
»Na ja, so einfach wird das nicht«, druckst er herum. »Es gibt da nämlich ein paar Unregelmäßigkeiten …«
»Unregelmäßigkeiten?«, frage ich fassungslos. »Soll das heißen, dass du die Leute wirklich betrogen hast?«
»So würde ich das auch wieder nicht nennen«, versucht er es herunterzuspielen.
»Wie denn dann?«
»Molly, das Ganze ist nicht so einfach, wie du es dir vorstellst. Die Finanzwelt ist ein Haifischbecken, da muss man manchmal auch zu härteren Methoden greifen.«
»Auch wenn das bedeutet, dass Menschen, die dir vertraut haben, ihr ganzes Geld verlieren?«
»Tja, so läuft das Spiel nun mal«, erwidert er schulterzuckend. Dann hellen sich seine Gesichtszüge plötzlich auf. »Aber keine Sorge, Molly, die Provisionszahlungen habe ich bereits auf ein Konto in Südamerika transferiert, damit kommen wir für die nächsten Jahre locker über die Runden, und in der Zwischenzeit werde ich unter einem anderen Namen eine neue Firma gründen.«
»Das heißt, du machst dich mit dem erschwindelten Geld aus dem Staub?«
Er sieht mich an, als wäre ich schwer von Begriff. »Ja, und wenn schon. Was hast du denn für ein Problem damit? Hauptsache, wir haben genügend Geld.«
Ich reibe mir die Augen, als könnte ich damit diesen bösen Traum verscheuchen. »Nein, Frederic, das ist nicht die Hauptsache, es geht nicht nur ums Geld. Begreifst du das denn nicht? Wenn du dafür gutgläubige Menschen betrogen hast, dann will ich dein Geld nicht, dann hat es für mich keinen Wert.« Frederic starrt mich an, als hätte ich gerade etwas völlig Absurdes gesagt. »Und wenn du das anders siehst, dann hast auch du keinen Wert für mich«, füge ich leise an.
Ein paar Sekunden verstreichen, bis er es begriffen hat. Dann setzt er plötzlich eine überhebliche Miene auf: »Ich glaube, du kapierst das alles nicht, Molly. Dir fehlt dazu einfach der Horizont. In der Geschäftswelt gibt es Gewinner und Verlierer, und wenn einer etwas gewinnt, dann müssen andere es verlieren. So einfach ist das, quid pro quo.«
»Was heißt das?«
»Ich weiß nicht, aber es ist Latein«, sagt er, als wäre damit alles erklärt.
Ich starre ihn ungläubig an. Nicht zu fassen, dass ich irgendwann mal geglaubt habe, diesen Mann zu lieben.
»Weißt du was, Frederic?«, sage ich leise. »Ich habe genug von dir. Ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest.«
»Weißt du überhaupt, was du da wegwirfst?«, fragt er, als könnte er es nicht begreifen.
»Ja, das weiß ich: Nichts, was auch nur ansatzweise eine Bedeutung für mich hätte, Frederic.« Dann drehe ich mich um und trotte über die Straße, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Ich fasse es nicht. Ich habe alles verloren. Mein ganzes Geld ist weg, von einem Moment auf den anderen, einfach so.
Gerade als ich das Foyer betreten will, rempelt mir jemand kräftig gegen die Schulter.
»Entschuldige, Molly«, sagt
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