Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
schließlich brauche ich ganz zufällig unbedingt ein paar Sachen …
Ticktack, ticktack, ticktack
Es ist toll. Es ist so toll .
Es stimmt nicht, wenn Leute behaupten, Geld wäre nicht alles. Geld ist alles! Es fallen nämlich von einem Moment auf den anderen so viele Sorgen und Probleme von einem ab, als hätte sie eine gute Fee ganz plötzlich weggezaubert.
Mein Job zum Beispiel: Als ich nach Hause gekommen bin, habe ich gleich Clarissa angerufen und ihr vorgeflunkert, ich hätte gestern einen Schwächeanfall erlitten und wäre daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert worden, weil der herbeigerufene Notarzt den Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber geäußert habe, der sich dann aber zum Glück (nachdem ich natürlich die Nacht dort verbringen und eine ganze Reihe von komplizierten medizinischen Tests absolvieren musste) nicht bestätigt hat.
Normalerweise wäre Clarissa bei so einer Geschichte sofort misstrauisch geworden und hätte so lange nachgebohrt, bis ich mich hoffnungslos verhaspelt und am Ende doch alles gestanden hätte. Heute aber kam von ihr – überhaupt nichts.
Sie hat nur ein paar Mal »Aha« und »Soso« gemurmelt, während ich meine Geschichte herunterspulte, und dann hat sie gemeint, ich solle ihr einfach Bescheid geben, sobald ich wieder fit sei. Das war’s, einfach so. Natürlich habe ich mich darüber gewundert, aber dann ist mir klargeworden, dass das damit zusammenhängen muss, dass es mir inzwischen gar nicht mehr so wichtig ist, ob sie mich feuert oder nicht. Weil ich diesen Job ja im Grunde genommen gar nicht mehr brauche, und bekanntlich klappt im Leben ohnehin alles viel besser, wenn man sich nicht zu sehr darauf verkrampft.
Dann habe ich mit Frederic telefoniert und ihm erzählt, dass ich gestern zufällig eine alte Schulfreundin getroffen hätte, und dann hätten wir uns bei ihr »Doktor Schiwago« auf DVD angeguckt, und ungefähr bei der Szene, als Lara von Doktor Schiwago schwanger wird, seien wir dann beide eingeschlafen. Frederic nahm mir die Geschichte sofort ab und meinte nur, dass es überhaupt ein Wunder sei, dass wir so lange durchgehalten hätten, er sei bei diesem Schinken nämlich schon eingeschlafen, bevor Doktor Schiwago und Lara sich überhaupt kennengelernt hätten.
Lissy habe ich zwar auch erzählt, dass ich diese Freundin getroffen und mit ihr den Film geguckt hätte, aber bei ihrer Version bin ich dann spät in der Nacht noch zu Frederic gefahren, weil sie mir niemals abgenommen hätte, dass ich bei Doktor Schiwago eingeschlafen wäre.
Und dann bin ich shoppen gegangen. Das war vielleicht super. Bis dahin konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man nicht auf sein Geld achten muss. Wenn einem bei den wunderschönen Gucci-Stiefeln aus hellgrauem Kalbsleder der Preis völlig egal ist, wenn man bei der weißen Bundfaltenhose von Chanel nicht mal nach dem Preis fragt und wenn man von dem umwerfenden blauen Rock von Marc Jacobs gleich zwei Stück nimmt, weil man ganz sicher nie wieder ein Kleidungsstück finden wird, das einem so gut passt. Ich habe mich wie eine von diesen reichen Promitussis gefühlt, und die Verkäuferinnen hätten sich beinahe um mich geprügelt, als sie bemerkten, dass ich nicht nur Geld habe, sondern auch bereit bin, es auszugeben.
Aber nicht, dass Sie jetzt denken, ich sei in einen völlig hirnlosen Kaufrausch verfallen. Nein, ganz im Gegenteil, ich war eigentlich ganz schön besonnen und zurückhaltend, wenn man bedenkt, dass ich jetzt eineinhalb Millionen auf dem Konto habe. Ich habe mir genau genommen nur ein paar wenige geschmackvolle Stücke gekauft, weil ich wirklich dringend etwas Neues brauchte, und wenn man dabei auf die Qualität achtet, weil man die Sachen dann viel länger hat, ist man deswegen doch noch lange kein Verschwender, oder?
So weit ist dieser Tag also absolut phantastisch gelaufen.
Okay, als ich vorhin nach Hause gekommen bin (ich bin sicherheitshalber nicht zu Frederic gefahren, weil mich immer noch das schlechte Gewissen wegen Alexander Schwarz plagt – wenn ich bloß wüsste , was auf diesem Hotelzimmer geschehen ist), war es zwar ein bisschen stressig, weil ich meine Einkäufe heimlich in mein Zimmer schmuggeln musste, sonst hätte Lissy mir garantiert einen Vortrag von wegen mangelnder Sparsamkeit gehalten, und ich muss doch vorerst meine Klappe halten. Erstens, weil Erich Fortunatus das gesagt hat, zweitens, weil mir zwischendurch Lissys Onkel Franz wie ein böser Geist erschienen ist, und
Weitere Kostenlose Bücher