Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
einfach in den Bund meiner Unterhose gesteckt. Jetzt kann gar nichts mehr passieren: Sobald irgendeine Gefahr droht, mache ich mich einfach aus dem Staub – und der Anderthalb-Millionen-Schein kommt automatisch mit. Dass ich da nicht gleich draufgekommen bin.
Jetzt kann überhaupt nichts mehr schiefgehen.
Ah, tut das gut. Ich räkle mich wohlig auf dem Sofa, schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, wie groß so ein Anderthalb-Millionen-Euro-Geldhaufen wohl sein mag. Riesig, könnte ich mir vorstellen, vor allem, wenn man nur Fünfer nimmt.
Ha, das ist überhaupt die Idee. Ich werde mir die ganze Summe in Fünfern auszahlen lassen, und Hofstätter muss mir den ganzen Betrag dann vorzählen. Zweimal natürlich, zur Sicherheit, und wenn er mit dem zweiten Durchgang beinahe durch ist, werde ich zwischendurch sagen …
»Das überlebt er nicht.«
Das kam von Tessa, und als ich die Augen öffne, sehe ich, dass Kurt Russell sich gerade heldenhaft an einem angekokelten Träger festklammert, während unter ihm ein wahres Höllenfeuer lodert.
Natürlich überlebt er es nicht – ich kenne den Film ja schon –, aber ich muss zugeben, dass die Szene dennoch immer wieder enorm spannend ist. Er zusammen mit seinem Bruder in diesem Hochhaus, und alles, wirklich alles steht in Flammen. Das haben sie so realistisch gedreht, da kommt man schon beim Zusehen ganz automatisch ins Schwitzen, noch dazu bei dieser Sommerhitze. So ist es mir schon beim ersten Mal ergangen, als ich den Film im Kino sah, und auch jetzt merke ich plötzlich, wie sich auf meiner Stirn ein paar kleine Tröpfchen bilden. Auf meiner Stirn und auch sonst am ganzen Körper …
Sie sind beide aus Papier! Der Schein und der Umschlag, in dem er steckt. Und wenn ich jetzt zu schwitzen beginne wie verrückt, dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis …
»Du solltest wirklich mal zum Urologen, Molly«, ruft Lissy, als ich erneut hochspringe.
»Was soll ich denn beim Urologen?«, frage ich geistesabwesend.
»Na, weil du dauernd aufs Klo rennst. Oder wolltest du jetzt etwa nicht …?«
»Aufs Klo? Ich? Natürlich nicht … Es ist nur …« Ich strecke mich und gähne dabei demonstrativ. »Ich bin verdammt müde, wisst ihr? Bin letzte Nacht kaum zum Schlafen gekommen.«
»Habt wohl wieder was Neues ausprobiert, du und Frederic?«, fragt Tessa und zwinkert Lissy dabei zu.
»Ich und Frederic? Nein, wie hätten wir …«, sage ich, aber dann fällt mir ein, dass sie ja denken, ich hätte die Nacht bei ihm verbracht. »Ich meine, ja klar, haben wir …« Ich recke den Daumen hoch. »Und wie.«
»Was war es denn diesmal?« Lissy beugt sich neugierig vor.
»Es war … Der Dreibeinige Ochse «, höre ich mich sagen und merke, wie ich gleichzeitig rot werde.
»Der Dreibeinige Ochse? Wie geht der denn?«, hakt Tessa neugierig nach.
»Also, na ja … das verrate ich natürlich nicht«, stoße ich mit einem gekünstelten Lachen hervor. »Da müsst ihr schon selber draufkommen. Also, gute Nacht allerseits.«
Endlich. Jetzt kann wirklich hundertprozentig nichts mehr schiefgehen. Diesmal war ich nämlich superclever und habe den Umschlag unter einer losen Fliese, die ich mal zufällig am Boden der Waschküche entdeckt habe, versteckt. Dort wird kein Einbrecher der Welt suchen, und die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Waschküche Feuer ausbricht, liegt bekanntlich annähernd bei null.
Mann, tut das gut. Die ganze Anspannung ist auf einmal wie weggeblasen, und als ich mich in meinem Bett zusammenrolle, fühle ich, wie mich sofort die Müdigkeit überkommt. Herrlich, wenn man weiß, dass man am nächsten Tag reich aufwachen wird. Mein Termin mit Erich Fortunatus fällt mir ein. Schon ein komischer Name. Ob der wirklich echt ist?
Andererseits hat er nicht so geklungen, als würde er Scherze machen. Bin schon neugierig, wie der aussieht. Angehört hat er sich ja wie so ein dürrer Typ mit zusammengekniff …
Waschküche!
Waschen!
Wasser!
Rohrbruch!
Überschwemmung!
Ja, bin ich denn total bescheuert? Wieso ist mir das denn nicht gleich eingefallen? Jetzt aber schnell, bevor es zu spät ist.
Als ich mich fünf Minuten später wieder in meine Decke einrolle, rast mein Herz noch immer wie verrückt. Aber jetzt ist es endgültig vorbei. Ein für alle Mal erledigt. Diesmal bin ich wirklich auf Nummer sicher gegangen und habe mir den Schein in einem wasserdichten Gefrierbeutel mit Tesastreifen auf den Bauch geklebt. Das bietet nämlich gleich mehrere
Weitere Kostenlose Bücher