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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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bislang mit den Einheimischen geführt hatte, verliefen zunächst reibungslos, doch alle fünf bis zehn Worte tauchte auf einmal ein fremder Begriff auf, dessen Bedeutung nicht bekannt war. In manchen Fällen ergab sich der Sinn des Wortes aus dem Inhalt des Satzes, dann wieder entstand eine unüberwindbare Sprachbarriere.
    Jetzt, da der Bürgermeister von Palmerdale sich erhoben hatte, um eine Rede zu halten, konnte Diego dem Thema nicht länger ausweichen. Er verstand kaum die Hälfte dessen, was der Mann redete.
    »Vertraute und Sonderlinge, ich bin sehr rührig heute Abend, vor so vielen wundervollen Schäumern zu stehen und unseren neuen grenzigen Galuschen ein verergtes Wohlkommen zuzurufen. Ich sage eine lange und würzliche Hinkhank zwischen unseren beiden girblichen Gemeinden voraus, die einen verstärkten Handel mit sich bringen wird, viele neue stimulierende Nobonnen und uselige Schlarzinge…«
    Diego versuchte eine ganze Weile, der Rede zu folgen, doch schließlich gab er es auf, nickte aber weiter mit dem Kopf und lächelte hin und wieder in der Hoffnung, damit eine kulturenübergreifende Geste der Dankbarkeit und Freundschaft zu zeigen, anstatt einfach nur wie die Nachahmung eines glücklichen Idioten zu wirken. Der Rest der Gruppe hatte zur gleichen Taktik gegriffen, ausgenommen Euple Babayan, die auf ihrer Leinenserviette Notizen machte.
    Den Rest von Moacyr Quines Ansprache verbrachte Diego damit, im Geiste an einer neuen Geschichte zu arbeiten, die sich um eine Person drehte, die eines Morgens aufwacht und feststellen muss, dass sie die Sprache ihrer Mitmenschen nicht mehr versteht.
    Die folgenden Tage glichen einem unablässigen Wirbelwind von Aktivitäten. Gemeinschaftlich und jeder für sich trafen die Leute aus Gritsavage mit ihren Pendants unter den Palmerdale-Einwohnern zusammen. Diego fand heraus, dass sein Genre auch eine Viertelmillion Blocks von zu Hause eine große Lesergemeinschaft hatte. Er plauderte mit Dutzenden von Kosmogonischen Autoren, gewann faszinierende Erkenntnisse und hoffte, dass er anderen ebensolche Erkenntnisse vermitteln konnte. Je häufiger er sich unterhielt, umso klarer wurde ihm die Sprache der Bürger von Palmerdale.
    Volusia war über ihre eigenen Begegnungen mit den Feuerwehrleuten von Palmerdale ganz aus dem Häuschen. »Dee, das wirst du nicht glauben! Die benutzen hier so eine wunderbare Drehkupplung, die Knicke in den Schläuchen verhindert!«
    Diese Art von sehr spezieller Begeisterung schien auch bei den anderen aus der Gruppe an der Tagesordnung zu sein. Angeregt von gemeinsamen Arbeiten wie Pragues Jam-Sessions mit einem Musikerquartett aus Palmerdale, bei denen sonderbare Rhythmen vorherrschten, entwickelte sich die kulturelle Mission zu einer süßen und saftigen Frucht.
    So angenehm und stimulierend all diese Treffen auch waren, so zehrten sie doch beträchtlich an Diegos Energie und seinem Interesse an Diskussionen. Als Jobo Copperknob daher eines Abends zu ihm kam und ihm einen Vorschlag zuflüsterte, der mit einer kurzen Abwechslung von ihren Pflichten einherging, zögerte Diego keine Sekunde und sagte zu, auch wenn er wegen Volusia einen Moment lang Schuldgefühle empfand.
     
    Als er inmitten einer Meute ausgelassener Männer aus Gritsavage auf dem von Straßenlampen erhellten Broadway entlangging, fühlte sich Diego auf eine unbehagliche Weise aufgeregt. Er war besorgt, was Volusia wohl sagen würde, wenn sie jemals die Wahrheit über diesen abendlichen Ausflug erfahren sollte. (Als Vorwand war der Besuch eines Dampfbades genannt worden, in das Frauen der Zutritt verwehrt sei.) Vielleicht würde er sich ja doch noch davonstehlen können…
    Doch dann legte ihm Jobo Copperknob seine große, fast prankengleiche Basketballspielerhand auf die Schulter, die ihn untrennbar mit dem Rest der Gruppe verband.
    »Eine Abwechslung wird uns allen gut tun, was, Patchen? Nichts gegen Ihre außergewöhnliche Frau, sie ist ganz sicher hübsch und liebevoll genug, aber selbst Vollkommenheit wird nach einer Weile fade.«
    »Immerhin hatte nicht jeder von uns das Glück«, meldete sich Mason Gingerpane zu Wort, »dass er seine Freundin mitnehmen darf. Ich war schon so scharf, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, mich an Babayan heranzumachen. Sie war die einzige Frau, von der Prague nicht Besitz ergriffen hat.«
    Der Musiker brummte hinter seiner dunklen Brille und konterte: »Die Damen lieben einen Mann, der seine Lippen unter Kontrolle hat.«
    Cagney Passwater

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