Momo
diese Sklaventreiber, sie lassen mich nicht!“
„Oh!“ versetzte die zweite Dame spitz, „uns ist das völlig gleich. Wir erledigen nur unseren Job. Wir werden von Ihnen dafür bezahlt, daß wir Ihre Termine organisieren, verehrter Meister.“
„Ja natürlich, natürlich!“ lenkte Gigi ein. „Also fahren wir schon! Weißt du was, Momo? Du fährst einfach mit zum Flugplatz. Dann können wir unterwegs reden. Und mein Fahrer bringt dich anschließend nach Hause, einverstanden?“
Er wartete nicht ab, was Momo dazu sagen würde, sondern zog sie an der Hand hinter sich her zum Auto. Die drei Damen nahmen auf dem Rücksitz Platz. Gigi setzte sich neben den Fahrer und nahm Momo auf den Schoß. Und ab ging die Fahrt.
„Also“, sagte Gigi, „und jetzt erzähle, Momo! Aber hübsch der Reihe nach. Wieso bist du damals so plötzlich verschwunden?“ Momo wollte eben anfangen, von Meister Hora und den Stunden-Blumen zu erzählen, als sich eine der Damen nach vorn beugte. „Entschuldigung“, sagte sie, „aber mir kommt gerade eine fabelhafte Idee. Wir sollten Momo unbedingt der Public-Film-Gesellschaft vorführen. Sie wäre doch haargenau der neue Kinderstar für Ihre Vagabunden-Story, die als nächstes gedreht wird. Stellen Sie sich die Sensation vor! Momo spielt Momo!“
„Haben Sie nicht verstanden?“ fragte Gigi scharf. „Ich möchte auf keinen Fall, daß Sie das Kind da hineinziehen!“
„Ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen“, entgegnete die Dame gekränkt. „Jeder andere würde sich die Finger ablecken nach einer solchen Gelegenheit.“
„Ich bin nicht jeder andere!“ schrie Gigi plötzlich wütend. Und zu Momo gewandt fügte er hinzu: „Entschuldige, Momo, du kannst das vielleicht nicht verstehen, aber ich will einfach nicht, daß dieses Pack auch dich noch in die Finger kriegt.“ Nun waren alle drei Damen beleidigt.
Gigi griff sich stöhnend an den Kopf, dann holte er ein silbernes Döschen aus seiner Westentasche, nahm eine Pille heraus und schluckte sie.
Ein paar Minuten lang sagte niemand mehr etwas. Schließlich drehte sich Gigi nach hinten zu den Damen. „Verzeihen Sie“, murmelte er abgekämpft, „Sie hab' ich nicht gemeint. Ich bin einfach mit den Nerven fertig.“
„Na ja, das kennt man ja allmählich schon“, antwortete die erste Dame.
„Und nun“, fuhr Gigi fort und lächelte Momo etwas schief an, „wollen wir nur noch von uns reden, Momo.“
„Nur eine Frage noch, ehe es zu spät ist“, mischte sich nun die zweite Dame dazwischen.
„Wir sind nämlich gleich da. Könnten Sie mich nicht wenigstens rasch ein Interview mit dem Kind machen lassen?“
„Schluß!“ brüllte Gigi, aufs Äußerste gereizt. „Ich will jetzt mit Momo reden, und zwar privat! Das ist wichtig für mich! Wie oft soll ich Ihnen das noch erklären?“
„Sie selbst werfen mir doch dauernd vor“, erwiderte die Dame nun ebenfalls wütend, „daß ich nicht genügend wirkungsvolle Reklame für Sie mache!“
„Richtig!“ stöhnte Gigi. „Aber nicht jetzt! Nicht jetzt!“
„Sehr schade!“ meinte die Dame.
„So was würde bei den Leuten auf die Tränendrüsen drücken. Aber wie Sie wollen. Vielleicht können wir's ja auch später machen, wenn wir…“
„Nein!“ fuhr ihr Gigi in die Rede. „Nicht jetzt und nicht später, sondern überhaupt nicht. Und jetzt halten Sie gefälligst Ihren Mund, während ich mit Momo rede!“
„Na, erlauben Sie mal!“ antwortete die Dame ebenso heftig. „Schließlich geht's ja um Ihre Publicity, nicht um meine! Sie sollten es sich gut überlegen, ob Sie sich's zur Zeit leisten können, eine solche Gelegenheit auszulassen!“
„Nein“, schrie Gigi verzweifelt, „ich kann es mir nicht leisten! Aber Momo bleibt aus dem Spiel! Und jetzt – ich flehe Sie an! – lassen Sie uns beide für fünf Minuten in Ruhe!“
Die Damen schwiegen. Gigi fuhr sich mit der Hand erschöpft über die Augen.
„Da siehst du's nun – so weit ist es mit mir gekommen.“ Er ließ ein kleines bitteres Lachen hören. „Ich kann nicht mehr zurück, selbst wenn ich wollte. Es ist vorbei mit mir. Gigi bleibt Gigi! – Erinnerst du dich noch? Aber Gigi ist nicht Gigi geblieben. Ich sage dir eines, Momo, das Gefährlichste, was es im Leben gibt, sind Wunschträume, die erfüllt werden. Jedenfalls, wenn es so geht wie bei mir. Für mich gibt's nichts mehr zu träumen. Ich könnte es auch bei euch nicht wieder lernen. Ich hab' alles so satt.“ Er starrte trübe zum Wagenfenster hinaus.
„Das
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