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Momo

Momo

Titel: Momo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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gesagt haben. Wir werden unser Versprechen halten. Und nun führst du uns zu Hora.“
Momo versuchte zu sprechen. Die Kälte raubte ihr fast die Besinnung. Nach mehreren Versuchen brachte sie schließlich hervor: „Selbst wenn ich's könnte, ich tät's nicht.“
Von irgendwoher fragte die Stimme drohend: „Was heißt das, wenn du es könntest? Du kannst es doch! Du warst doch bei Hora, also weißt du den Weg!“
„Ich finde ihn nicht wieder“, flüsterte Momo, „ich hab's versucht. Nur Kassiopeia weiß ihn.“
„Wer ist das?“
„Meister Horas Schildkröte.“
„Wo ist sie jetzt?“
Momo, kaum noch bei Bewußtsein, stammelte: „Sie ist – mit mir – zurückgekommen - aber – ich hab' – sie – verloren.“ Wie aus weiter Ferne hörte sie um sich her aufgeregtes Stimmengewirr.
„Sofort Großalarm!“ hörte sie rufen. „Man muß diese Schildkröte finden. Jede Schildkröte muß geprüft werden! Diese Kassiopeia muß gefunden werden! Sie muß! Sie muß!“ Die Stimmen verklangen. Es wurde still. Langsam kam Momo wieder zu sich. Sie stand allein auf dem großen Platz, über den nur noch ein kalter Windstoß hinfuhr, der wie aus einer großen Leere zu kommen schien, ein aschengrauer Wind.

ACHTZEHNTES KAPITEL:  Wenn man voraussieht ohne zurückzuschauen

Momo wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Die Turmuhr schlug manchmal, aber Momo hörte es kaum. Nur sehr langsam kehrte die Wärme in ihre erstarrten Glieder zurück. Sie fühlte sich wie gelähmt und konnte keinen Entschluß fassen.
Sollte sie nach Hause gehen ins alte Amphitheater und sich schlafen legen? Jetzt, nachdem alle Hoffnung für sie und ihre Freunde ein für allemal dahin war? Denn nun wußte sie ja, daß es nie wieder gut werden würde, nie wieder…
Dazu kam die Angst um Kassiopeia. Was, wenn die grauen Herren sie tatsächlich finden würden? Momo begann sich bittere Vorwürfe zu machen, daß sie die Schildkröte überhaupt erwähnt hatte. Aber sie war so benommen gewesen, daß sie gar nicht dazu gekommen war, sich all das zu überlegen.
„Und vielleicht“, versuchte Momo sich zu trösten, „ist Kassiopeia schon längst wieder bei Meister Hora. Ja, hoffentlich sucht sie nicht mehr nach mir. Es wäre ein Glück für sie – und für mich…“
In diesem Augenblick berührte etwas sie zart an ihrem nackten Fuß. Momo erschrak und beugte sich langsam hinunter. Vor ihr saß die Schildkröte! Und in der Dunkelheit leuchteten langsam die Buchstaben auf: „DA BIN ICH WIEDER.“
Ohne sich zu besinnen packte Momo sie und steckte sie unter ihre Jacke. Dann richtete sie sich auf und horchte und spähte in die Dunkelheit ringsum, denn sie fürchtete, die grauen Herren könnten noch in der Nähe sein. Aber alles blieb still. Kassiopeia strampelte heftig unter der Jacke und versuchte sich zu befreien. Momo hielt sie fest an sich gedrückt, guckte aber zu ihr hinein und flüsterte: „Bitte, halt dich ruhig!“
„WAS SOLL DER UNFUG?“ stand leuchtend auf dem Panzer.
„Man darf dich nicht sehen!“ raunte Momo.
Jetzt erschienen auf dem Rücken der Schildkröte die Worte: „FREUST DICH WOHL GAR NICHT?“
„Doch“, sagte Momo und schluchzte fast, „doch Kassiopeia, und wie!“
Und sie küßte sie mehrmals auf die Nase.
Die Buchstaben auf dem Panzer der Schildkröte erröteten sichtlich, als sie antwortete: „MUSS DOCH SEHR BITTEN!“
Momo lächelte.
„Hast du mich denn die ganze lange Zeit gesucht?“
„FREILICH .“
„Und wieso hast du mich ausgerechnet jetzt und ausgerechnet hier gefunden?“
„WUSSTE ES VORHER“, war die Antwort.
Also hatte die Schildkröte offenbar all die Zeit davor nach Momo gesucht, obgleich sie wußte, daß sie sie nicht finden würde? Dann hätte sie ja eigentlich gar nicht zu suchen brauchen? Das war wieder so eines von Kassiopeias Rätseln, bei dem einem der Verstand stillstand, wenn man zu lange darüber nachdachte. Aber jetzt war jedenfalls nicht der geeignete Augenblick, über diese Frage zu grübeln. Flüsternd berichtete Momo nun der Schildkröte, was inzwischen geschehen war.
„Was sollen wir jetzt tun?“ fragte sie zuletzt.
Kassiopeia hatte aufmerksam zugehört. Nun erschienen auf ihrem Panzer die Worte: „WIR GEHEN ZU HORA.“
„Jetzt?“ rief Momo ganz entsetzt. „Aber sie suchen dich überall! Nur gerade hier sind sie nicht. Ist es nicht gescheiter, hier zu bleiben?“
Aber auf der Schildkröte stand nur: „ICH WEISS, WIR GEHEN.“
„Dann“, sagte Momo, „werden wir ihnen geradewegs in die

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